Der Kurfürst ließ die Wege bauen 41. GA-Wandertag führt am 9. September durch den Kottenforst

RHEIN-SIEG-KREIS · Wo früher Jäger ritten, werden sich beim 41. Wandertag des General-Anzeigers am 9. September die Wanderer auf die Strecken machen: durch den Kottenforst. Ziel ist die Bundespolizei.

Clemens August Ferdinand Maria Hyazinth, Herzog von Bayern, Erzbischof von Köln und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, war ein Herrscher, der dem Luxus im Stil der Zeit, dem Rokoko, nicht abgeneigt war. Er ließ beispielsweise das Schloss Augustusburg in Brühl und das Poppelsdorfer Schloss bauen. Und er liebte die Jagd im Vorgarten seiner Residenzen, dem Kottenforst.

Weil er und seine Gäste dieses Hobby aber in dem sumpfigen und nur schlecht erschlossenen Wald nur unzureichend ausüben konnten, ließ er ab 1727 breite Schneisen anlegen. Sie waren spinnennetzartig auf das heute nicht mehr existierende Schloss Herzogsfreude bei Röttgen ausgerichtet. Schnurgerade und mehrere Kilometer lang, eigneten sie sich hervorragend für die Parforcejagd hoch zu Ross, die heute manchen Tierschützer auf den Plan rufen würde. Denn eine Hundemeute hetzte das Wild bis zur Erschöpfung vor die Flinten der Jäger.

Nun, die Parforcejagd ist in der Bundesrepublik längst verboten. Wo früher Jäger ritten, sind heute Wanderer, Jogger und Radler unterwegs. Auch die Teilnehmer des 41. Wandertages des General-Anzeigers am Sonntag, 9. September, werden sich auf ebenen und gut ausgebauten Pfaden durch den an Sagen reichen Wald bewegen. Start ist zwischen 9 und 11 Uhr an der Burg Heimerzheim.

Je nach Kondition und Laune können die Wanderer zwischen vier gut ausgeschilderten Strecken wählen: über fünf, zehn, 20 und 30 Kilometer. An diversen Pausenstationen können sich die Wanderer stärken. Gegen Vorlage der Startkarte werden die Teilnehmer kostenlos mit Sinziger Mineralwasser versorgt.

Seit 40 Jahren ist das Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Heimerzheim beheimatet. Grund genug für Standortchef Carsten Westerkamp, zu einem Tag der offenen Tür einzuladen. Und so war es keine Frage, dass der Standort wieder – wie schon 2008 – Zielpunkt des GA-Wandertages ist. Die Besucher können sich über Fahrzeuge, Einsatzwaffen und Gerätschaften informieren. Besonders Kinder wird es reizen, einmal in einen Polizeiwagen zu steigen und eine Einsatzfahrt mit Blaulicht zu simulieren. Hubschrauber und Wasserwerfer können ebenso besichtigt werden wie die Modelle eines Bahnwagens und eines Flugzeugs, an denen die Polizeianwärter Einsätze üben.

Erneut beteiligen sich verschiedene Anbieter an der GA-Wander- und Outdoormesse auf dem Gelände der Bundespolizei: Von 12 bis 17 Uhr stellen die Sektion Bonn des Deutschen Alpenvereins, die Naturregion Sieg GbR, das Bergische – Naturarena Bergisches Land GmbH, der Touristik-Verband Wiedtal, der Verkehrsverbund Rhein-Sieg, Sportpartner Bonn, der Saunapark Siebengebirge, die Gemeinde Swisttal mit Rhein-Voreifel Touristik und die NRW-Stiftung sich und ihre Arbeit vor.

Alle vier Wanderrouten, die der GA noch im Detail vorstellt, führen am Eisernen Mann vorbei. Der Pfosten ist 2,18 Meter lang, etwa die Hälfte steckt in der Erde. Der Roheisenbarren ist eventuell ein Überrest einer im Kottenforst betriebenen mittelalterlichen Eisenverhüttung. Er wurde vor 1625 als Grenzstein durch den Alfterer Grafen gesetzt – stammt also nicht von Außerirdischen, wie Erich von Däniken einst annahm. 1727 wurde er an die heutige Stelle gebracht und diente als Vermessungspunkt beim kurfürstlichen Schneisenbau für die Jagd. Die längeren Strecken führen nach Buschhoven zum Römerkanal-Aufschluss und über die Schmale Allee und den Kamelleboom zurück nach Heimerzheim.

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