Hygge ist hier So schön ist die dänische Insel Röm

Röm · Röm und List auf Sylt sind durch eine Fähre miteinander verbunden. Und einmal im Jahr dreht sich an Bord alles um Musik. Doch auch auf der Insel selbst entdeckt man das Glückgefühl der Dänen namens Hygge.

Wer sich zu einem Strandspaziergang auf der dänischen Insel Röm (dänisch: Rømø) entscheidet, kommt schnell auf den Gedanken, dass die südlichste dänische Wattenmeerinsel nur aus Dünen, Sand und malerischem Meerblick besteht.

Tatsächlich sind 40 Prozent der Insel Sandflächen. Auf einer Länge von zwölf Kilometern präsentiert sich der größte Strand Nordeuropas nur wenige Kilometer nördlich von Sylt. Die Urlaubsstimmung beginnt bereits bei der Anreise über den neun Kilometer langen Rømø-Damm durch das Wattenmeer.

Warum die Dänen weltweit die glücklichsten Menschen sein sollen, kann man nach einigen Stunden auf der Insel verstehen. Mit einer klebrig-süßen Zimtschnecke in der einen und einem heißen Kaffee in der anderen Hand kommt direkt ein hyggeliges Gefühl auf. Hygge - was man grob als dänische Gemütlichkeit beschreiben kann, ist in den vergangenen Jahren immer mehr zum nachahmenswerten Lebens- und Glücksgefühl geworden.

Was ist Hygge?

Auf der Internetseite Visit Denmark heißt es: "Im Wesentlichen ist 'Hygge' eine gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens mit netten Leuten zusammen genießt. Das warme Licht der Kerzen ist 'Hygge'. Freunde und Familie gehören auch zur 'Hygge'." Mittlerweile gibt es reihenweise Bücher über die Dänen und ihr Glücksgefühl. Doch richtig greifbar wird es erst, wenn man selbst dort ist und spürt, was alles dazugehört. Beispielsweise die unglaubliche Freundlichkeit der Dänen. Auf Röm sprechen die meisten Einwohner fließend Deutsch, viele Kinder gucken sogar deutsches Fernsehen und lernen es in der Schule.

Selbst wer es im Restaurant auf Englisch versucht, bekommt die Antwort auf Deutsch. Bezahlen ist hier zwar mir den hübschen dänischen Kronen viel reizvoller, doch die meisten Geschäfte und Restaurants akzeptieren auch Euro. Eine Krone entspricht etwa 13 Cent (Stand: September 2018). Das Umrechnen fällt oftmals schwer und das scheint auch besser so - die Preise sind um einiges höher und das Genießen fällt leichter, wenn man gar nicht genau weiß, was man gerade für einen Kaffee ausgibt. Das können nämlich schnell mal um die fünf Euro werden. Dafür schmeckt er aber auch ausgezeichnet.

Die Dänen haben nämlich europaweit mit den höchsten Kaffeekonsum. Auch vom Softeis verstehen die Dänen einiges. Anders als das geschmacklose und viel zu süße Zeug aus deutschen Automaten gibt es hier zahlreiche Variationen und selbst gebackenen Waffeln. Egal ob mit Schokoladenüberzug oder bunten Streuseln, ein großes Softeis kann schnell mal eine Mahlzeit ersetzen. Auch die Ferienhäuser, die sich über die Insel verteilen, haben ihren eigenen Charme.

Alle Altersklassen scheinen sich hier wohl zu fühlen. Kein Wunder, die einzelnen Strandabschnitte laden nicht nur zu stundenlangen Spaziergängen ein, sondern auch zum Ausreiten mit Ponys, zum Kitesurfen und Strandsegeln. Der Hauptort der Insel ist Havneby mit rund 272 Einwohnern. Mit der Fährverbindung der Rømø-Sylt-Linie - auch als Syltfähre bekannt - ist die Nachbarinsel schnell erreicht.

Die Cruise von Cleef

In der vorletzten Augustwoche herrschte Ausnahmezustand - die "Cruise van Cleef" fand statt. An zwei Tagen beförderte der SyltExpress dann nicht nur Passagiere und Autos, sondern mehrere hundert Konzertbesucher.

Den Konzertauftakt machte Popsänger Johannes Oerding mit Songs aus seinem aktuellen Album im Duo und unplugged. Bereits Wochen im Voraus war das Konzert mit einzigartiger Atmosphäre an Bord ausverkauft gewesen. "Der Blick nach rechts von der Bühne oder nach links - überall sieht man die Nordsee, wo hat man so etwas schon?", schwärmt Organisator Tim Kunstmann. Er ist seit Beginn der Musicnight für die Planung verantwortlich.

"Eigentlich sollte das nur ein einmaliges Event zum 50-jährigen Jubiläum der Fährverbindung sein", erzählt der 29-Jährige. Doch weil das Angebot so gut angenommen wurde, etablierte sich der Konzertabend und wurde in diesem Jahr erstmalig an zwei Abenden angeboten. Für Kunstmann ist es eine ideale Möglichkeit, seine eigenen Musikidole persönlich zu treffen. "Ich bin selbst seit Jahren Kettcar-Fan und mache auch privat Musik. Es ist einfach toll, die Künstler so hautnah zu erleben und sich mal in Ruhe mit ihnen zu unterhalten", sagt Kunstmann.

Am zweiten Tag spielten dann bereits nachmittags die ersten Bands. Der Bremer "Grillmaster Flash" und die Hamburger Folkband "Torpus & The Art Directors" waren als Vorbands dabei und performten, als der normale Fährverkehr noch lief. Ein wahrhaft logistisches Meisterwerk: Am Vortag wurden sonst fest installierte Tische und Stühle demontiert, damit zu den Konzerten genügend Stehplätze vor der Bühne zur Verfügung stehen.

Gänsehautfeeling ohne Absperrung

Der Hauptact des Abends war Kettcar. Bereits bei der ersten "Cruise van Cleef" im Jahr 2013 spielte die Hamburger Band auf der Fähre. Der Name des Events entstand durch das Musiklabel von Kettcar, dem "Grand Hotel van Cleef", zu dem auch Künstler wie Thees Uhlmann und Herrenmagazin gehören.

Für Fans und Band war der Abend ein besonderes Erlebnis: Schließlich gibt es auf dem Schiff keine Absperrung, keine erhöhte Bühne - die Musiker stehen auf Augenhöhe und in greifbarer Nähe zu ihren Fans. "Hier als Hamburger Band im maritimen Kontext zu spielen bietet einfach mehr als ein normales Konzert", sagt Frontsänger Marcus Wiebusch. Die gute Stimmung an Bord konnte so auch die Band während des Auftritts genießen.

Bei dem Song Balu kam Frontsänger Marcus Wiebusch sogar mitten ins Publikum: "Damit ihr da hinten auch Mal etwas seht", sagte er und stellte sich mit seinem Mikrofon mitten in die Menge. Die 400 Zuschauer scharten sich um ihn und sangen textsicher die Zeilen des Liebesliedes mit - Gänsehaut inklusive. Insgesamt vier Mal fährt die Fähre während der Konzerte von List auf Sylt nach Havneby und zurück.

Bereits am nächsten Morgen beginnt für die Crew wieder der normale Alltag. Bis nachts um drei Uhr geht es nahtlos für alle weiter. Jeder Griff sitzt. Es wird gewischt, gesaugt, Stühle und Tische wieder montiert, und die Künstler trinken erschöpft und glücklich vom Tag noch gemeinsam ein letztes Bier. Einige von ihnen bleiben selbst noch ein paar Tage auf der idyllischen dänischen Insel, für Kettcar geht es direkt weiter zu den nächsten Konzerten. Sie haben in diesem Jahr bereits 70 Konzerte gespielt.

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