Wer hilft den Fahrgästen? Die meisten Bahnhöfe haben kein Servicepersonal

Berlin · An 92 Prozent der Bahnhöfe in Deutschland gibt es kein Servicepersonal. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor.

 Wer an einem deutschen Bahnhof einen Helfer oder Ansprechpartner benötigt, kann meist lange suchen. An 92 Prozent der Bahnhöfe gibt es kein Servicepersonal. Foto: Frank Rumpenhorst

Wer an einem deutschen Bahnhof einen Helfer oder Ansprechpartner benötigt, kann meist lange suchen. An 92 Prozent der Bahnhöfe gibt es kein Servicepersonal. Foto: Frank Rumpenhorst

Foto: Frank Rumpenhorst

Danach können Fahrgäste an 5213 Bahnhöfen nicht auf Servicepersonal zurückgreifen, das beispielsweise Fragen beantwortet oder Fahrgäste im Rollstuhl unterstützt. Insgesamt unterhält die Bahn 5663 Personenbahnhöfe.

Forderung nach mehr Personal an deutschen Bahnhöfen

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte: „Wenn an mehr als 5000 Bahnhöfen kein Servicepersonal anzutreffen ist und an keinem einzigen Regionalbahnhof, dann läuft etwas schief.“ Es gehe nicht nur um Auskünfte, sondern um Sicherheit. „Es muss der Grundsatz gelten: Ein Bahnhof, der angefahren wird, muss auch mit DB-Personal besetzt sein.“

Die Bahn wies darauf hin, dass die Zahl der Servicemitarbeiter seit zehn Jahren konstant bei 3000 liege. Das Personal werde an allen großen Bahnhöfen eingesetzt, an denen es viele Reisende und Besucher gebe, außerdem an wichtigen Umsteigepunkten und an Bahnhöfen, die für Urlauber von Bedeutung sind, sowie bei Großereignissen.

Welchen Service die Bahn derzeit bietet

„Service an Bahnhöfen ist für die DB ein wichtiger Faktor“, betonte eine Sprecherin. Es gebe auch rund 2300 Reiseberater in Reisezentren sowie rund 2000 Reinigungskräfte an den Bahnhöfen. Neben 5000 Bundespolizisten seien an Bahnhöfen 4000 Konzern-Sicherheitskräfte im Einsatz. „An allen Bahnhöfen - auch ohne Personal - informieren wir grundsätzlich über Aushänge, Fahrpläne oder elektronische Anzeiger.“ Immer mehr Kunden informierten sich zudem per Internet und App.

Wie Menschen mit Behinderung am Bahnhof Hilfe bekommen

Menschen mit Behinderung benötigen bei Bahnreisen mitunter Unterstützung. Wer beim Einsteigen und Aussteigen auf Hilfe angewiesen ist, kann diese online bei der Mobilitätszentrale der Deutschen Bahn beantragen. Das ist über ein Online-Formular, telefonisch oder per Mail möglich. Das sollte man bei Inlandsreisen bis spätestens 20 Uhr am Vortag tun, bei grenzüberschreitenden Reisen sogar 48 Stunden vorher.

Eine Anmeldung empfiehlt sich immer. Zwar sei an Bahnhöfen mit Servicepersonal spontane Hilfe möglich. Doch es besteht das Risiko, dass zum gewünschten Zeitpunkt kein Mitarbeiter zur Verfügung steht, heißt es in den Zugangsregelungen der Bahn. Die Mitarbeiter seien an rund 300 Bahnhöfen vor Ort oder kommen für Hilfeleistungen dorthin. Im Netz gibt es eine Liste dieser Bahnhöfe . An allen anderen Bahnhöfen steht der Service nicht zur Verfügung.

App gibt Auskunft über Aufzüge und Rolltreppen

Wer keine Hilfeleistung durch Bahnpersonal braucht, aber etwa auf funktionierende Aufzüge und Rolltreppen angewiesen ist, bekommt in der App „DB Barrierefrei“ aktuelle Informationen dazu. Auch Anzeigen an den Bahnhöfen werden damit akustisch oder visuell wiedergegeben.

Nach Angaben der Bahn sind bundesweit etwa drei Viertel aller Bahnhöfe stufenlos erreichbar. Gut die Hälfte hat Bahnsteige, die bei bestimmten Zügen einen Einstieg ohne Höhenunterschiede erlauben.

(dpa)
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