GA-Serie "Rheinland für Entdecker" Mit dem Maashopper kann man durch Limburg schippern

MAASREGION · Eine Schifffahrt auf der Maas ist vor allem eines - sehr entspannend. Zwischen Steyl, Venlo und Arcen verkehrt regelmäßig der Maashopper und ermöglicht einen abwechslungsreichen Tagesausflug zwischen Naturerlebnis und Shoppingvergnügen.

 Ein Schiff für alle Fälle: Julia und Martin Siegers posieren mit Tochter Maren am Bug für ein Familienfoto.

Ein Schiff für alle Fälle: Julia und Martin Siegers posieren mit Tochter Maren am Bug für ein Familienfoto.

Foto: Jana Bauch

Es ist noch ruhig an diesem sonnigen Sonntagmorgen im bekannten niederländischen Klosterdorf Steyl, nur wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze gelegen. Die weithin sichtbaren Kirchtürme des Missionshauses St. Michael heben sich klar vor dem blauen Himmel ab, nur vereinzelt flanieren Fußgänger durch den Ort, ein paar Radler rollen am Ufer der Maas entlang. Dieser Fahrradweg, genauer eine Stelle zwischen Veerweg und Maashoek, unterhalb des Botanischen Gartens Jochumhof, ist der Startpunkt unserer Tagestour für heute.

Wer einen festen Anlegesteg sucht, liegt allerdings falsch, denn der Maashopper braucht nur ein Schild, auf dem die Fahrzeiten ausgewiesen sind, als Orientierungspunkt. Warum, das sehen wir, als das Schiff jetzt von Süden herankommt: Wie Kapitän Onno Ludin (46) auch später noch einmal erklärt, fahren für sicheren Stand vorne und hinten am Schiff zwei Pfähle in den Flussboden, danach schwenkt die 14 Meter lange Gangway ans Ufer. So spart er das aufwendige Festmachen mit Leinen - und jede Menge Zeit. Außerdem kann er nun seine Gäste persönlich an Bord willkommen heißen: "Welkom aan boord!"

Und Gäste gibt es einige, denn wie aus dem Nichts hat sich auf einmal eine Menschentraube um den Haltepunkt gebildet: Familien mit Kindern, Fußgänger, Radfahrer - alle wollen mit. Onno Ludin und seine Kollegin Baudien Dekker haben alle Hände voll zu tun, Tickets auszugeben, Radlern die Fahrrad-Abstellplätze im Schiffsinneren zuzuweisen und innerhalb von 10 Minuten wieder abzulegen. Aber das läuft wie am Schnürchen, schließlich fährt der Kapitän den Maashopper seit 2005. Sprachprobleme gibt es auch keine: Onno Ludin und seine Besatzung sprechen und verstehen sehr gut Deutsch, haben sich eingestellt auf die Gäste aus dem Nachbarland, die immerhin gut die Hälfte der Gesamtpassagierzahl ausmachen.

Nachdem auch wir unsere Fahrräder geparkt haben, wird bei dem schönen Wetter ein Platz auf dem vorderen Außendeck auserkoren. Auch auf dem Oberdeck haben sich zahlreiche Passagiere eingefunden, um sich den Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen. Zugegeben: Bei einer Geschwindigkeit von 15 Stundenkilometern ist "Wind" nicht ganz der korrekte Ausdruck, aber eine leichte Brise erfrischt bei den mittlerweile sommerlich warmen Temperaturen.

In einer halben Stunde schippert Onno Ludin den Maashopper jetzt zur ersten Station: Bis Venlo geht es durch viel Grün auf beiden Seiten des Flusses. Dann taucht schon am rechten Ufer die Silhouette der Stadt auf, moderne Wohnhäuser an der Maas, die schön angelegte und modernisierte Havenkade und Maaskade mit einladenden Cafés und Restaurants. Wieder geht es schnell: Schiff stoppen (Haltepunkt wenige Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt), Pfähle ausfahren, Gangway schwenken, Passagiere rein und raus. Wer mag, kann jetzt bis zur Rückkehr des Maashoppers in zwei Stunden die Innenstadt unsicher machen und auch am Sonntag dem Shoppingvergnügen frönen.

Wir fahren weiter - eine Stunde bis Arcen. Wenn das überhaupt möglich ist, wird es, nachdem wir den Industriehafen von Venlo hinter uns gelassen haben, noch gemütlicher, die Umgebung noch ländlicher, und der Blick hat Platz zu schweifen. Grüne Wiesen wogen im Wind, Kühe stehen am Ufer, sogar teilweise im Wasser, Angler haben ihre Leinen ausgeworfen. Die Maas ist tatsächlich so sauber, dass man die Fische verzehren kann, erklärt Kapitän Onno. Der hat jetzt Zeit für einen kurzen Plausch, lässt den Autopiloten arbeiten. Grob geschätzt 7000 Mal ist er die Strecke inzwischen gefahren, da kann man auch schon mal "freihändig Fahrrad fahren auf dem Wasser", ohne natürlich den Verkehr ganz aus dem Blick zu lassen. Dieser ist auch heute rege, denn neben den Frachtschiffen und den Fähren, die Fußgänger und Radler vom einen Ufer der Maas zum anderen befördern, sind auch viele Freizeitkapitäne mit ihren Yachten unterwegs.

Zweimal pro Fahrtag bedient Onno Ludin die Runde Steyl-Venlo-Arcen und zurück, ist zwischen 11 und 17 Uhr unterwegs. "Manche Leute fahren nur eine kurze Strecke, andere bleiben drei Stunden für die ganze Rundfahrt an Bord" erzählt er. Und die wollen natürlich auch versorgt werden, so wie zum Beispiel heute die Gruppe belgischer Hobbygärtner, die einen Wochenendausflug zu Gärten und Parks in der niederländischen Provinz Limburg geplant hat. Bei kräftiger Lauchsuppe mit belegten Brötchen stärken sie sich für den Besuch in den bekannten Arcener Schlossgärten. Aber auch kühle Getränke hat der Maashopper natürlich an Bord. Besonders beliebt sind im Sommer die Pfannkuchenfahrten ab Steyl - zwei Stunden geht es dann am frühen Abend die Maas entlang bis zum Industriehafen Venlo und zurück: Tagessuppe, Pfannkuchen und Eis inklusive.

Auf dem Fahrrad geht es zurück

Doch genug geredet, die Anlegestelle in Arcen, direkt unterhalb des historischen Ortskerns, ist in Sicht. Wer später mit dem Maashopper nach Steyl zurückfahren möchte, hätte jetzt drei Stunden Zeit, das hübsche ehemalige Festungsstädtchen zu erkunden, bis das Schiff wieder zurück ist. Wir verabschieden uns allerdings vom Kapitän und nehmen unsere Fahrräder wieder in Empfang. Onno Ludin gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg: "Bei der Hertog-Jan-Brauerei gibt es das Bier von hier und einen gemütlichen Biergarten. Und natürlich dürft ihr das beste Eis der Niederlande nicht verpassen, gleich hier am Anleger beim Ijssalon Clevers." Wird gemacht, Herr Kapitän - in dieser Reihenfolge.

Mit den Rädern gleich an der Maas entlang Richtung Norden ist in ein paar Minuten hinter dem Ort besagte Brauerei erreicht, wo man sich erst mit etwas Herzhaftem stärken kann, bevor das wirklich sehr leckere Eis den süßen Abschluss bildet. Für den Rückweg nach Steyl folgen wir mit den Rädern dem ausgeklügelten niederländischen Knotenpunktsystem. Die Route haben wir vorab im Internet geplant, sie führt vorbei an den Schlossgärten Arcen über Velden am Maasufer entlang und durch nette Dörfchen vorbei an der Venloer Innenstadt, bevor wir nach etwa 20 Kilometern wieder den Ausgangspunkt in Steyl erreichen. Den Maashopper haben wir unterwegs vom Ufer aus auch noch einmal wiedergesehen - und schon Pläne für die nächste Tour geschmiedet.

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