Erste Einschränkung für Großkirmes in Beuel Freundeskreis rechnet mit Absage von Pützchens Markt

Bonn · Der Freundeskreis Pützchens Markt zieht die Reißleine und sagt aufgrund der Corona-Krise seine gesamten Veranstaltungen für 2020 ab. Dazu zählt auch der Historische Umzug zur Eröffnung des 653. Pützchens Markts und sein Marketing-Engagement für den Rheinischen Abend im Bayernzelt am Kirmessonntag.

 2019 sorgten unter anderem die Bläck Fööss beim Rheinischen Abend im Bayernzelt für Stimmung.

2019 sorgten unter anderem die Bläck Fööss beim Rheinischen Abend im Bayernzelt für Stimmung.

Foto: Benjamin Westhoff

„Diese Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen, weil der Grund der Vereinsgründung eigentlich die Förderung von Pützchens Markt ist. Aber wenn man ehrlich ist, passt ein Jahrmarkt mit mehr als einer Million Besucher an fünf Tagen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zum aktuellen Zeitgeist und auch nicht in die gesellschaftspolitische Landschaft“, erklärte Günter Dederichs, Vorsitzender des Freundeskreises, in einem Gespräch mit dem GA.

Der Vorstand des Freundeskreises hat außerdem entschieden, die Jahresbeiträge an die fast 500 Mitglieder zurückzuzahlen. Der Beitrag liege zwischen 52 und 85 Euro, „dieses Geld können unsere Mitglieder an anderer Stelle sicherlich besser einsetzen“, so Dederichs, der davon ausgeht, dass die Stadt Bonn die beliebte Kirmes absagen wird.

Hoffnung bleibt bestehen

Ebenso wie Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan haben auch Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus und Peter Barth, Vorsitzender des Schaustellerverbands Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen, die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Pützchens Markt eröffnen zu können. „Wir sollten alles versuchen, um den Jahrmarkt stattfinden zu lassen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wir Pützchens Markt so feiern können, wie wir es in den vergangenen Jahrzehnten getan haben“, sagte Déus, der sich für eine endgültige Entscheidung im Juni ausspricht.

Schausteller Barth sagte dem GA: „Es ist immer schwierig, das Wort Katastrophe zu benutzen. Aber: Wenn Pützchens Markt ausfallen sollte, wäre das für unseren Berufszweig eine Katastrophe.“ Der letzte Zahltag für Schausteller wäre vor Weihnachten auf den jeweiligen Weihnachtsmärkten in der Region gewesen. „Seitdem haben wir keinen einzigen Euro mehr verdient. Einigen Unternehmen droht das wirtschaftliche Aus“, so Barth.

Nach GA-Informationen spielt die Stadt Bonn schon seit Wochen verschiedene Szenarien durch mit dem Ziel, Pützchens Markt durchführen zu können – notfalls in abgespeckter Form. Parallel dazu läuft im Tagesgeschäft die übliche Vorbereitung der Kirmes ab. Die Bezirksverwaltungsstelle Beuel hat auch schon das Programm für den Rheinischen Abend fertig. Will heißen: Die Verträge mit den Bands sind abgeschlossen.

Eine Absage ist im Moment nicht das Ziel

Allerdings wurde mit der Vermarktung der beliebten Musikveranstaltung noch nicht begonnen. Zum Vergleich: Im Vorjahr war das Programm bereits seit Wochen bekannt, und auch die Stadt Bonn hatte bereits die Highlights von Pützchens Markt veröffentlicht.

 Auf GA-Nachfrage erklärte Monika Hörig, Sprecherin der Stadt Bonn, dass die Verwaltung derzeit nicht beabsichtige, Pützchens Markt abzusagen. Allerdings müssten noch einige Fragen geklärt werden. Marktleiter Harald Borchert betonte, dass es keine Deadline gebe, bis zu der die Entscheidung gefallen sein muss: „Die Stadt Bonn ist sich der Konsequenzen einer eventuellen Absage für Schausteller und andere Beteiligte bewusst und wird rechtzeitig die Informationen bekannt geben, um damit Planungssicherheit zu schaffen.“

Gefragt, ob es Überlegungen gibt, die Kirmes coronabedingt in einer kleineren Version stattfinden zu lassen, antwortete Borchert: „Dazu gibt es noch keine Überlegungen.“ Auch eine Verlegung des Jahrmarkts spielt offiziell noch keine Rolle. In Kirmeskreisen wird allerdings darüber nachgedacht, ob für den Fall einer Absage in diesem Jahr für 2021 nicht eine Frühjahrs- und eine Herbstkirmes auf den Pützchener Marktwiesen stattfinden könnte.

  Sollte die Stadt Bonn die Großkirmes Pützchens Markt absagen, muss geprüft werden, ob die Entscheidung rechtliche Konsequenzen zur Folge hat. Die Verträge mit allen Schausteller-Unternehmen sind bereits vonseiten der Stadt Bonn unterschrieben. Auf die Frage, ob die Entscheidung über Pützchens Markt alleine in der Hand der Stadt Bonn liege, antwortete Stadtsprecherin Monika Hörig: „Die Stadt Bonn ist Veranstalter des Pützchens Markts, daher obliegt es ihr, über die Durchführung oder die Absage zu entscheiden. Dabei sind natürlich eventuelle Vorgaben der Bundes- oder Landesregierung zu berücksichtigen.“

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