In Zeiten der Coronakrise Kirschblüte 2020: Stadt Bonn setzt auf Einsicht

Bonn · Die Bonner Kirschblüte ist über die vergangenen Jahre zum Publikumsmagnet der Stadt Bonn geworden. Jedes Jahr zieht das Naturereignis Tausende Touristen an. In diesem Jahr wird die Stadt Ansammlungen von Menschen unterbinden müssen.

 In der Franzstraße blüht die Kirschblüte. Im Gegensatz zu den Vorjahren sind die Straßen aber weitestgehend menschenleer.

In der Franzstraße blüht die Kirschblüte. Im Gegensatz zu den Vorjahren sind die Straßen aber weitestgehend menschenleer.

Foto: Benjamin Westhoff

Ausgerechnet in dem Jahr, in dem Bonn den 250. Geburtstag Beethovens ausgiebig feiern wollte und in dem es die ehemalige Bundeshauptstadt auf Platz 5 der schönsten Städtereiseziele weltweit des Reiseverlags „Lonely Planet“ geschafft hat, mussten aufgrund der Coronakrise bereits viele Veranstaltungen abgesagt werden. Ein Naturereignis wird sich davon - sofern das Wetter mitspielt - allerdings nicht beirren lassen: Die Bonner Kirschblüte. Einmal im Jahr erstreckt sich in der Bonner Altstadt für rund 14 Tage ein dichtes, rosafarbenes Blütendach über die Heerstraße und die Breite Straße. Immer dann, wenn Anfang bis Mitte April die „japanischen Blütenkirschen“ in ihrer Blüte stehen. Das Naturspektakel ist inzwischen international bekannt und zieht in jedem Jahr Tausende Menschen an.

Dass in diesem Jahr, inmitten der weltweiten Coronakrise, weniger Menschen in die Bonner Altstadt reisen dürften, ist wohl unumstritten. Wie viele allerdings dennoch den Weg in die Bonner Altstadt suchen werden, ist schwer vorauszusagen. Am Montag ist in Nordrhein-Westfalen ein Kontaktverbot in Kraft getreten, das Zusammenkünfte und Ansammlungen in der Öffentlichkeit von mehr als zwei Personen untersagt.

Wie die Stadt Bonn auf GA-Anfrage mitteilt, wird der Stadtordnungsdienst Kontrollen durchführen und Gruppen von mehr als zwei Personen, die nicht Familienverbände sind, auflösen. Im Zeitraum der Kirschblüte werde die Stadt auch vermehrt im Bereich der Altstadt kontrollieren, sagt Pressesprecherin Monika Hörig. Der Bereich werde allerdings nicht im Mittelpunkt der Kontrollen in der Stadt stehen. Sollte es zu Ansammlungen kommen, werde man die Gruppen darauf ansprechen und auf Einsicht der Menschen hoffen. „Wir setzen darauf, dass es nicht nötig wird, Strafen zu verhängen“, sagt Hörig.

Wie die Stadt Bonn am Montag mitteilte, dürfen auch Hotels und Pensionen in der Stadt keine Gäste mehr aufnehmen und müssen schließen. Die aktuelle Situation mache ein „touristisches Wirken zur Zeit unmöglich“, heißt es von der Tourismus & Congress GmbH. Eine touristische Vermarktung der Kirschblüte werde nicht stattfinden. Wie groß die wirtschaftlichen Einbußen durch die ausbleibenden Touristen ausfallen werden, dazu könne man zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nichts sagen.

Auch der Haustürflohmarkt, der für den 4. April in der Altstadt geplant war, wurde abgesagt. Toilettenkabinen werden, anders als geplant, ebenfalls nicht aufgestellt werden.

Gastronomen und Händler aus der Bonner Altstadt müssen im Vergleich zu anderen Jahren in jedem Fall mit Verlusten rechnen. Berthold Lange, Vorsitzender des Vereins Altstadtinitiative Bonn, berichtet schon eine Woche, nachdem die Einschränkungen für den Handel in Kraft getreten sind, von teils fünfstelligen Verlusten der ansässigen Unternehmer. Für Händler und Gastronomen vor Ort sei die Situation „sehr bedauerlich“, sagt er. Dass sich zur Kirschblüte größere Menschenmengen in der Altstadt sammeln werden, davon geht er nicht aus. Für die Anwohner werde die Kirschblüte in diesem Jahr also deutlich entspannter werden als sonst, ist er überzeugt. „Die Altstadt ist doch zur Zeit tot“.

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