Heikel Umstrittene "Matilda" kommt in russische Kinos

Moskau · In Russland ist der Umgang mit der eigenen Geschichte nicht immer ganz einfach. Ein Film, der eine amouröse Beziehung Nikolaus' II. mit einer Tänzerin zum Thema macht, wird von Kirche und Monarchisten heftig kritisiert.

 In dem viel diskutierten Film "Matilda" übernimmt der deutsche Schauspieler Lars Eidinger die Rolle des künftigen Zaren Nikolaus II..

In dem viel diskutierten Film "Matilda" übernimmt der deutsche Schauspieler Lars Eidinger die Rolle des künftigen Zaren Nikolaus II..

Foto: Pavel Golovkin

Ungeachtet orthodoxer Proteste hat das russische Kulturministerium den Historienfilm "Matilda" mit dem deutschen Schauspieler Lars Eidinger zur Aufführung freigegeben.

Eidinger spielt in dem Werk von Alexej Utschitel den künftigen Zaren Nikolaus II., der die polnische Tänzerin Matilda Kschessinskaja liebt. Nach mehreren Verzögerungen soll "Matilda" am 26. Oktober in die russischen Kinos kommen.

Der Film sei ab 16 Jahren freigegeben, sagte Wjatscheslaw Telnow, Leiter der Filmabteilung im Ministerium. Rechtlich sei an dem Werk nichts auszusetzen. "Jeder Bürger hat die Wahl, den Film zu sehen oder nicht", sagte er am Donnerstag in Moskau vor Journalisten.

Regisseur Utschitel sieht sich seit Monaten wütenden Protesten von Monarchisten wie konservativen Orthodoxen ausgesetzt. Die russische Kirche hat den 1918 ermordeten Zaren heiliggesprochen. Im Juli versammelten sich Tausende Gläubige zu einem nächtlichen Gebet gegen "Matilda". Die Abgeordnete Natalja Poklonskaja von der Krim, die als besonders zarentreu gilt, hat dem Filmemacher mehrfach die Staatsanwaltschaft zu Überprüfungen ins Haus geschickt.

Die Aufführungslinzenz gelte für ganz Russland, sagte Telnow. Es sei nicht möglich, einzelne Regionen auszunehmen; die örtlichen Verwaltungen könnten aber über Vorführungen entscheiden. Die muslimisch geprägten Teilrepubliken Tschetschenien und Dagestan im Nordkaukasus hatten gefordert, den Film bei ihnen zu verbieten.

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