Transsiberian

"Transsiberian" ist wie eine Zugfahrt ohne Ziel und Verstand

Eisenbahnzüge sind aus der Mode gekommen im gegenwärtigen Kino der HiTech-Attraktionen. Insofern sammelt Brad Anderson für seine letzte, nicht mehr ganz taufrische Regiearbeit beträchtliche Sympathiepunkte, wenn er in erklärter Thriller-Manier ein amerikanisches Ehepaar in China auf eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn Richtung Moskau schickt.

Die begeisterte Amateurfotografin Jessie (Emily Mortimer) hat Roy (Woody Harrelson) begleitet, der im Dienste einer Bibelgruppe Kindern in Not geholfen hat. Das frostige Eheklima zwischen beiden rückt an den Rand, als ein anderes Paar im Abteil Platz nimmt. Man ahnt schnell, dass es mit dem Reiseidyll nicht mehr lange her sein wird.

Brad Anderson muss von allen guten Geistern verlassen sein. Mit "Der Maschinist" hatte er sich cineastischen Kultstatus erobert, galt als legitimer Nachfolger des frühen David Lynch. Womit er nun nachzieht, hätte im besten Falle eine moderne Variation über Hitchcocks "Eine Dame verschwindet" und Graham Greenes "Orient-Express" werden können.

Lange vor dem ersten Blutstropfen aber steuert sich der Film aufs dramatische Abstellgleis mit hanebüchen überziehenden Darstellern (Woody Harrelson, Ben Kingsley) in durchweg unsympathischer Figurenzeichnung und einem Geheimnis, das jedes Kind mit etwas "TKKG"-Erfahrung binnen weniger Minuten knacken kann. Das Drehbuch nutzt abgegriffenste Genreklischees, und wenn die Regie gegen alle Chancen doch mal eine Szene verdichtet, dann macht der zappelige Schnitt auch das zunichte. (Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort