Stellungswechsel

Besser Sex für Geld als keinen Sex und kein Geld - Komödie mit angezogener Handbremse

Verbalschlüpfrigkeiten, zweideutig verklausuliert, sind im deutschen Humorverständnis eines der bewährtesten Stilmittel, und eines der meiststrapazierten.

Es verwundert insofern nicht, wenn eine Komödie um fünf höchst verschiedene Männer, die aus finanzieller und partiell emotionaler Not heraus einen Eskortdienst für betuchte bedürftige Damen ins Leben rufen, auf den Titel "Stellungswechsel" getauft wird. Im Film selbst geht es dann schon deutlicher zur Sache; im Worte zumindest.

Besser Sex für Geld als keinen Sex und kein Geld - ein solcher Satz ist nicht ohne Witz, und es darf vermutet werden, dass er aus der Feder von Maggie Peren stammt. Die pfiffige Baden-Württembergerin, geboren in Fellbach-Schmiden, dem deutschen Olympiazentrum für Sportgymnastik, hat sich mit Drehbüchern zu "Vergiss Amerika", den "Mädchen, Mädchen"-Filmen, "Napola" und zuletzt "Hände weg von Mississippi" als eines der wenigen wirklichen deutschen Autorentalente etabliert.

Auch "Stellungswechsel" verrät viel Gespür für situationskomische Konfliktbildung und in knapper Präzision umrissene Figurenzeichnung. Natürlich zündet nicht jede Pointe gleichermaßen, aber die Verkleidung eines Streifenpolizisten für den Faschingsball als Zollbeamter ist in Timing und Originalität fast schon allein den Filmbesuch wert.

Das Gesicht von Florian Lukas in Stressmomenten, Herbert Knaups verklemmte Körpersprache und die dekorativen Garderoben Nina Kronjägers wären weitere Argumente für den Film. Bedauerlicherweise hält der Gesamtwurf nicht, was die zahlreichen guten Einzelteile versprechen. Das mag daran liegen, dass ein zweiter Autor im Spiel war; eher aber liegt es daran, dass die Regisseurin Peren längst nicht das Gespür für Timing und Pointen hat wie die Autorin Peren.

Mit blasser Bildgestaltung und enttäuschend handzahmer Inszenierung kämpft sich der Film wie ein Sportwagen mit angezogener Handbremse über die Runden und sieht dabei aus wie ein Produkt für die öffentlich-rechtliche beste Sendezeit zur Wochenmitte. Für eine Kinokomödie ist das zu wenig, vor allem dann, wenn auch noch mit "Orgasmusgarantie" geworben wurde.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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