Robots

Das war schon eine satte Überraschung im März 2002. Der digitale Animationsmarkt schien eine ausgemachte Sache zwischen Pixar und DreamWorks, und dann kam plötzlich Chris Wedge mit "Ice Age" daher und hatte das Publikum sofort auf seiner Seite.

  Metaller ohne Herz  und Seele: Szene aus "Robots".

Metaller ohne Herz und Seele: Szene aus "Robots".

Foto: Fox

Die Hoffnung auf einen Dreikampf um die Spitze im Pixel-Entertainment erfüllte sich nicht, wie jetzt "Robots" belegt.

Die neue Wedge-Produktion zeigt nachdrücklich auf, welcher Aufwand an Zeit und Geld für einen einzigen Film nötig ist, wenn nicht gleich eine ganze Maschinerie mit Heerscharen von Tüftlern und Technikern zur Verfügung steht. Vor allem aber belegt "Robots" die begrenzten künstlerischen Mittel seiner Kreativkräfte. Das ist umso bitterer, da der Film wirklich gut aussieht.

Was allerdings auch am clever gewählten Sujet liegt. Roboter sind Gebilde aus Plastik und Metall und diese glatten Oberflächenstrukturen sind nun einmal weitaus leichter am Computer zu bewerkstelligen als Tiere mit Fell, Unterwasserszenarien oder, was immer noch reine Meisterklasse ist, der Mensch.

Chris Wedge wusste das und erfand für "Robots" eine ganz und gar synthetische Welt, die allein von Robotern bevölkert ist. Die sind gemäß ihren Funktionen und Herstellungsdaten höchst unterschiedlich und damit amüsant anzuschauen.

Robottown ist eigentlich ganz menschlich. Auch Robots gehen zur Arbeit, suchen sich einen Partner fürs Private und legen sich zur Komplettierung des Familienglücks Nachwuchs zu. Der kommt hier aus der Fabrik und wird mit der Zeit um Attribute ergänzt. Aufs dramatische Prinzip hat das wenig Einfluss. Und so entfaltet sich die Geschichte vom kleinen Rodney Copperbottom, der gern Erfinder sein und in die Dienste des überlebensgroßen Robotervaters Bigweld treten möchte.

Dafür reist er in die große Stadt, muss feststellen, dass raffgierige Intriganten sich des Robot-Imperiums bemächtigt haben und alles Altmodische ausmerzen möchten. Dank tatkräftiger Hilfe kann Rodney den Umsturz vermeiden und ganz nebenbei den Prozessor eines Robot-Mädels erobern.

Das ist in der Summe eine Techno-Fabel, sehr märchenhaft im amerikanischen Geiste, wo es jeder schaffen kann, wenn er nur an sich glaubt. Der Einzelne ist gefordert, und am Ende profitiert die Familie. Das muss wohl so sein, und Chris Wedge passt sich dem gerne an. Unangenehm ist aber, dass Wedge sich auch dramaturgisch dem Zeitgeist des Blockbuster-Kinos anpasst.

Sein Kino ist wie nach Baukastenvorlage gezimmert. Die Geschichte möglichst simpel, die Charakterzeichnung sowieso. Und damit das nicht so auffällt, wird jede zweite Sekunde eine visuelle Sensation produziert. Ein Gesamtbogen ergibt sich daraus nicht. "Robots" ist eben ein gigantischer Themenpark, wo die Attraktionen sich durch ihre Fülle neutralisieren. Es fehlt an Herz und Seele. Für einen Film ist das nicht gut, auch wenn er "Robots" heißt.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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