Filmkritik zu "Halloween" Michael Myers kehrt zurück ins Kino

BONN · „Halloween“ mit Jamie Lee Curtis bedient die Erwartungen der Fans genussvoll. Der Film versteht sich mit einem bunten Strauß an Zitaten eher als Hommage denn als Update. Unsere Filmkritik.

 Finsterling Michael Myers ist wieder auf der Kinoleinwand zu sehen.

Finsterling Michael Myers ist wieder auf der Kinoleinwand zu sehen.

Foto: dpa

John Carpenters „Halloween“ (1978) wird von Genrefans immer noch als ultimativer Horrorklassiker verehrt. Mit dem Serienmörder Michael Myers verbreitete die Low-Budget-Produktion seinerzeit in der spießigen Idylle amerikanischer Vorstädte Angst und Schrecken. Dabei verzichtete Carpenter gezielt auf eine Psychologisierung des mordlustigen Maskenmannes. Der wortlose Serienmörder war das unmotivierte, personifizierte Böse und lehrte gerade durch seine Unerklärlichkeit das Publikum so gründlich das Fürchten.

In den Fortsetzungen wurde dieses Konzept aufgeweicht. Immer absurdere Hintergrundgeschichten wurden aus dem Hut gezaubert, bis hin zu einem Druidenfluch, mit dem man in „Halloween 6“ die Untaten des Michael Myers zu erklären suchte. All das lässt David Gordon Green nun in seinem Jubiläums-Revival „Halloween“ außen vor. Myers darf hier wieder der böse, alte Finsterling sein.

Am 31. Oktober soll der Gefangene in eine andere Haftanstalt überführt werden – was soll da schon schiefgehen? Nach einem Autounfall macht sich Myers schnurstracks auf den (leichengepflasterten) Weg zurück nach Haddonfield, Illinois. Hier lebt immer noch Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), die damals die Angriffe des Mörders nur knapp überlebt hat.

Die traumatischen Erlebnisse haben ihr ganzes Leben geprägt. Ihr Haus gleicht einer Festung. Ihre Tochter Karen (Judy Geer) wurde als Kind mit Nahkampf- und Schusswaffentraining auf den Ernstfall vorbereitet und geht heute zur paranoiden Mutter auf Distanz.

Sie müsse die Vergangenheit hinter sich lassen, hört Laurie immer wieder. Aber das Trauma und die eigenen Schuldgefühle als Überlebende sind zu groß. Es ist selten, dass die Erfahrungen der Opfer in einem Horrorfilm derart ernstgenommen werden. Die Albträume der Vergangenheit sind im Genre meist nur ein Instrument, um das gegenwärtige Grauen auf der Leinwand zu vergrößern.

Greens „Halloween“ hingegen zeigt, wie sich solche Erfahrungen von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Wenn sich dann schließlich im Finale Mutter, Tochter und Enkelin gemeinsam der monströsen, männlichen Gewalt entgegenstellen, dann ist das auch ein generationsübergreifender, therapeutischer Befreiungsschlag. Nichtsdestotrotz ist dieser „Halloween“ vor allem ein bekennender Genrefilm, der die Erwartungen der Fans genussvoll bedient und sich mit einem bunten Strauß an Zitaten sowie einer stimmigen Retrotextur eher als Hommage denn als Update versteht.

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