Lake Placid

Maine, nordöstlicher Staat der Vereinigten Staaten, ist reich an Wäldern, Seen und Flüssen - und berühmt für seinen Hummer. Nun ist dem "Maine lobster" mit der Hilfe Hollywoods Konkurrenz erwachsen, und zwar aus der Familie der Panzerechsen (Crocodylia).

David E. Kelleys Drehbuch will es, dass ein ebenso gewaltiges wie gefräßiges Exemplar sein Unwesen am Lake Placid treibt, weit entfernt von seiner natürlichen Umgebung in tropischen oder subtropischen Regionen.

Die Echse wird ein Star, von Ferne bewundert von Leuten wie dem exzentrischen Kroko-Forscher Hector Cyr (Oliver Platt), wenig geschätzt indessen von jenen Männern, die nach der Begegnung mit dem überaus agilen Monster ziemlich kopflos dastehen.

Regisseur Steve Miner, der das Kinopublikum zuletzt mit "Halloween: H 20" beglückte, schickt leitende Angestellte der Traumfabrik in einen archetypisch anmutenden Kampf: ein Kollektiv sympathischer Individualisten gegen das hartleibige Böse.

Bill Pullman (Wildhüter) und Bridget Fonda (Paläontologin), Brendan Gleeson (Sheriff) und Oliver Platt (Wissenschaftler), nicht zuletzt "Golden Girl" Betty White als skurrile Delores Bickerman gewinnen dem Horror dabei humorvolle Seiten ab.

Das Grauen hat hier immer eine bissige Pointe, Furcht und Freude verschmelzen auf produktive Weise.

Und die Dialoge, etwa die zunächst feindselige Annäherung der New Yorker Forscherin (Fonda) an die Repräsentanten der amerikanischen Provinz, funkeln; sie stammen aus der Feder des Autors von "Ally McBeal".

David E. Kelley hat Scharmützel voll süffiger Komik erfunden. "Nicht nur die Erde ist eine Kugel - Sie wohl auch", muss sich beispielsweise der von Brendan Gleeson verkörperte Sheriff sagen lassen.

Der Film "Lake Placid" spielt mit den Erwartungen des Publikums - und mit seinem cineastischen Langzeitgedächtnis. Wenn Daryn Okadas Kamera ins trübe Wasser eintaucht, erklingt John Ottmans einsetzende Musik wie eine Hommage an seinen Kollegen John Williams; der hatte 1974 die Karriere des "Weißen Hais" kompositorisch begleitet.

Der bei diesem Thema obligatorische Handtaschenwitz ist natürlich Crocodile Dundee verpflichtet. Doch "Lake Placid" bewahrt seine Eigenständigkeit, alles Epigonale ist diesem souverän Action, Komödie und Lovestory vereinenden Werk fremd. Sogar eine philosophische Lesart bietet der Film an.

Krokodile, lernen wir, verfügen gleichsam über einen direkten Draht zu Gott.

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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