Filmkritik zu "Logan" Ein Superheld am Ende seiner Kräfte

Bonn · Im neuen Wolverine-Film gerät der von Hugh Jackman gespielte Superheld an seine Grenzen. Das Action-Drama ist ein düstereres Neo-Noir-Western mit äußerst gewalttätigen Kampfsequenzen. Unsere Filmkritik zu "Logan".

 Haarig: Hugh Jackman in einer Szene aus „Logan“.

Haarig: Hugh Jackman in einer Szene aus „Logan“.

Foto: AP

Im durchaus komplexen „X-Men“-Universum gehörte Wolverine alias Logan immer zu den geradlinigsten Helden. Seine Selbstheilungsfähigkeiten machten den Mutanten zum potenten Rächer, der die eigenen Kräfte nur schwer zu kontrollieren vermochte, und gleichzeitig zum unverwüstlichen Schmerzensmann, der keiner Leiderfahrung aus dem Weg ging. Aber im Jahr 2029 ist auch ein Superheld wie er an seine Grenzen geraten. Die Wunden verheilen nicht mehr so schnell wie früher.

Nur widerwillig lässt sich Logan (Hugh Jackman) auf einen Streit mit einer Diebesbande ein. Die Kampfhandlungen gehen ihm nicht mehr so leicht von der Klauenhand, was allerdings der Brutalität der Eröffnungssequenz keinen Abbruch tut. Von der illustren Mutantenschar sind nach Jahrzehnten der Verfolgung neben ihm nur noch der Albino Caliban (Stephen Merchant) und sein Mentor Charles Xavier (Patrick Stewart) übrig geblieben, die sich in einer Industriebrache in der mexikanischen Wüste verstecken. Xavier leidet mittlerweile an Demenz, und sein Superhirn wurde vom US-Heimatschutzministerium als Massenvernichtungswaffe eingestuft.

Aber dann taucht die zwölfjährige Laura (Dafne Keen) auf, die aus einem Versuchslabor eines Gentechnikkonzerns entkommen ist und Logan im Faustklingen-Kampf in nichts nachsteht.

Es liegt an unserer Zeit und nicht an den seherischen Fähigkeiten Hollywoods, dass sich jede dystopische Fantasie auf der Leinwand gegenwärtiger anfühlt, als es uns lieb ist. Das ist in James Mangolds „Logan“, dem dritten und letzten Teil der „Wolverine“-Trilogie, nicht anders. Das Amerika der Zukunft ist hier ein düsterer, gewalttätiger Ort, in dem Andersartige verfolgt und ausgerottet werden. Für Mutanten bleibt das benachbarte Kanada als einziger Fluchtpunkt.

Moderne Comicverfilmungen arbeiten oft und gerne mit Verweisen auf die Zeitgeschichte. Auch wenn sich in James Mangolds „Logan“ viele Zuschauer des Trump-Amerikas wiederfinden werden, bleiben die Verweise auf die gesellschaftliche Gegenwart eher oberflächlicher Natur. Die finstere Zukunftsvision bietet hier eher ein Hintergrundrauschen für einen Neo-Noir-Western, der vor allem durch äußerst gewalttätige Kampfsequenzen angetrieben wird.

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