Neu im Kino: "Life" Achtung, Einzeller an Bord!

Neu im Kino: Daniél Espinosas spannender Science-Fiction-Thriller „Life“. Star des Films ist ein kleines, glitschiges Wesen.

 Schwerelos: Rebecca Ferguson und Jake Gyllenhaal. FOTO: DPA

Schwerelos: Rebecca Ferguson und Jake Gyllenhaal. FOTO: DPA

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Ein Raumschiff, eine Besatzung, ein Alien – Daniél Espinosas Science-Fiction-Thriller „Life“ bleibt bei den Grundzutaten des Genres und versucht daraus ein Maximum an Spannungsmomenten, aber auch eine originäre Atmosphäre zu kreieren. Die Internationale Raumstation (ISS), die seit November 2000 um die Erde kreist, dient als realistische Location.

In einer brillanten Eingangssequenz von Kameramann Seamus McGarvey werden der Zuschauer in die Welt der Schwerelosigkeit entführt und die Raumstation als Arbeitsplatz vorgestellt. Die Untersuchung der Bodenproben vom Mars befördert einen Einzeller hervor.

Die Crewmitglieder reagieren unterschiedlich auf das zügig heranwachsende Wesen. Der Biologe Hugh (Ariyon Bakare) entwickelt eine fast schon väterliche Beziehung zu dem Zellgebilde. Die Quarantäne-Offizierin Miranda (Rebecca Ferguson) behält bei aller Faszination die Sicherheitsvorschriften im Auge. Der Mediziner David (Jake Gyllenhaal) weitet seinen ärztlichen Humanismus auf die außerirdische Lebensform aus, während der Bordtechniker Rory (Ryan Reynolds) dem neuen Passagier mit großer Skepsis entgegentritt.

Espinosa hat für seine Weltraumcrew ein durchaus prominentes Ensemble zusammengestellt, aber der eigentliche Star des Filmes ist das kleine, glitschige Wesen.

Die Designer haben hier auf sämtliche humanoiden Details verzichtet, und dennoch wird dieser mickrige, extrem wendige, hochelastische Oktopus zu einer enorm effizienten Schreckgestalt. Vom langsamen Aufbau über den Ausbruch der Gewalt bis zum finalen Twist liefert „Life“ bestes Thrillerhandwerk. Aus dem engen Setting, dem übersichtlichen Personalbestand und den im Grunde vorhersehbaren Genrevorgaben holt Espinosa ein Höchstmaß an Spannung heraus.

Was dem Film fehlt, ist eine tragfähige Subtextbasis. Mit intellektuell ausgereiften Science-Fiction-Werken wie zuletzt „Arrival“, die im Zukunftsszenario gesellschaftliche Gegenwart reflektieren, hat „Life“ wenig zu tun. Die Ängste, die hier projiziert und ausgelebt werden, bleiben ohne sozialen oder politischen Kontext – aber deshalb nicht weniger wirksam.

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