"Wie gut ist deine Beziehung?" Hölzerne Liebeskomödie von Ralf Westhoff

Bonn · Ein Mann bekommt Panik, dass seine Freundin ihn nicht mehr will und stellt ihre Treue auf die Probe. Komödie mit Julia Koschitz und Friedrich Mücke.

Mit der Alters-WG-Komödie „Wir sind die Neuen“ landete Regisseur Ralf Westhoff vor fünf Jahren an den deutschen Kinokassen einen veritablen Überraschungserfolg. Die Zielgruppe des zahlungswilligen Ü50-Publikums wurde in dem Vergleich der Wohngemeinschaften von Althippies und jungen Karrierestrebern kräftig gebauchpinselt, was dem recht übersichtlichen Lustspiel fast eine Millionen Zuschauer bescherte.

In seiner vierten Regiearbeit „Wie gut ist deine Beziehung“ nimmt Westhoff nun das Liebesleben der Um-die-Vierzigjährigen ins Visier, das zwischen Routine, Innovationssehnsüchten und Verlustängsten oszilliert. Eigentlich läuft zwischen Carola (Julia Koschitz) und Steve (Friedrich Mücke) alles rund. Das Paar ist seit fünf Jahren zusammen und fühlt sich wohl miteinander. Klar, die frisch verliebten Partyzeiten sind vorbei und die Abende verbringt man lieber gemeinsam auf der Couch.

Der zufriedene Liebesalltag wird empfindlich gestört, als Steves Arbeitskollege Bob (Bastian Reiber) Knall auf Fall von seiner langjährigen Lebensgefährtin verlassen wird. Steve zeigt aufrichtiges Mitgefühl für seinen Freund und beginnt schon bald die eigene Liebesbeziehung nach Anzeichen eines drohenden Zerfalls zu überprüfen.

In einer halsbrecherischen Drehbuchverrenkung nimmt Steve Kontakt zum neuen Liebhaber von Bobs Ex-Freundin auf. Dieser Harald (Michael Wittenborn) ist zwar nicht mehr der Jüngste, hat sich jedoch als Tantra-Yoga-Lehrer einschlägiges Fachwissen angeeignet und wird nun von Steve als Treuetester engagiert.

„Wenn ich nichts gemacht hätte, wäre alles gut."

Das unscharfe Untersuchungsergebnis führt dazu, dass Steve mit Überaufmerksamkeiten, Fitnesstraining und Event-Dates um Carola zu kämpfen beginnt. Die ist zunächst irritiert und dann zunehmend genervt von ihrem engagierten Lebensgefährten, der sich immer tiefer hineinreitet und schließlich frustriert feststellen muss: „Wenn ich nichts gemacht hätte, wäre alles gut.“ Als hätten wir ihm das nicht vorher sagen können.

So ungelenk, wie sich Steve um Carolas Herz bemüht, so angestrengt buhlt auch Westhoff mit einer verkorksten Screwball-Comedy-Dramaturgie um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Um sich in diesem Genre zu bewähren, fehlt es seinem Film jedoch erheblich an Dynamik, Witz und lebendigen Wortgefechten. Die Dialoge erstarren in selbstgefälligen Pointen und gestelzten Beziehungsweisheiten. Die Figuren entwickeln mit behaupteten Berufen (Er: irgendwas mit Computern/Sie: Organisatorin einer Nachhaltigkeitskonferenz!) und klischeehaft skizziertem Alltag keinerlei Glaubwürdigkeit. Friedrich Mücke arbeitet sich äußerst hölzern durch die emotionalen Wechselbäder seiner Figur, hat aber immer eine tadellose Frisur.

Westhoff will „Wie gut ist deine Beziehung“ als Statement gegen den gesellschaftlichen Zwang zur Selbstoptimierung verstanden wissen, kommt allerdings an keiner Stelle über ein bloßes Lamentieren hinaus. Dahinter schwingt das gleiche „Früher war alles besser“ mit, das schon in „Wir sind die Neuen“ einen faden Nachgeschmack hinterließ. Einziger Lichtblick: der fabelhafte Bastian Reiber, der den verlassenen Bob als zutiefst verunsicherten Trauerkloß spielt und alle tragikomischen Register zieht.

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