Riesen-Hai Hai-Film "Meg": Teurer Sommerspaß ohne Tiefe

Berlin · Mit einem Budget von 150 Millionen US-Dollar ist "Meg" ein ganz besonderer - und ganz besonders teurer - Hai-Film. Jason Statham soll den Erfolg bringen. Aber reicht das, um die Defizite wettzumachen?

 Jason Statham als Jonas Taylor in einer Szene des Films "Meg".

Jason Statham als Jonas Taylor in einer Szene des Films "Meg".

Foto: Warner Bros

Mit dem Tauchen und mit Meeresforschungen hat Jonas Taylor (Jason Statham, "The Transporter") eigentlich abgeschlossen. Noch immer schmerzt der Verlust seiner beiden Freunde, die er bei einer Rettungsmission vor fünf Jahren in einem U-Boot zurücklassen musste. In Thailand hat er sich zur Ruhe gesetzt – bis ihn Minway Zhang (Winston Chao) und James "Mac" Mackreides (Cliff Curtis) um Hilfe bitten.

Ein Forschungsschiff liegt rund 300 Kilometer vor der chinesischen Küste auf dem Meeresgrund, nachdem ein unbekanntes Wesen es angegriffen hat. Bei der Rettung trifft Taylor auf einen Megalodon, mit 20 Metern der größte Hai, der je existiert hat. Die Entscheidung ist schnell getroffen, was mit dem eigentlich als ausgestorben geltenden Tier passieren soll: Taylor muss es töten. Oder mit den Worten Zhangs: "Die Menschen entdecken etwas und zerstören es."

Wie so oft bei Hollywood-Filmen sparen die Produzenten Lorenzo di Bonaventura ("Transformers"-Reihe) und Colin Wilson ("München") nicht mit stereotypen Besetzungen und klischeehaften Attitüden: Nur ein weißer Mann kann eine bildhübsche Frau – erst seine Ex-Frau Celeste (Jessica McNamee, "Für immer Liebe"), später Single-Mutter Suyin Zhang (Bingbing Li, "Resident Evil: Retribution") – retten.

Fragwürdig ist auch, warum Taylor bei jedem Dialog mit affektiert-coolen Sprüchen antworten muss. Menschen anderer Ethnien müssen sich mit Nebenrollen begnügen. Apropos: Warum der Forscher Toshi (Masi Oka, "Hawaii Five-0") und andere asiatische Schauspieler im Film kein akzentfreies Englisch sprechen müssen, erschließt sich nicht. Im echten Leben spricht der japanisch-amerikanische Oka komplett ohne Akzent. Und als renommierter Forscher, möchte man meinen, sollte er auch ganz normal Englisch reden können.

Mit Produktionskosten in Höhe von 150 Millionen US-Dollar gilt "Meg" als bislang teuerster Hai-Film. Nur fragt man sich irgendwann doch, wo das Duo di Bonaventura und Wilson das Geld investiert hat: Die visuellen Effekte sind es zumindest nicht, wirken sie doch wie aus dem vergangenen Jahrzehnt. Statt knackig-scharfer Computersimulationen sieht vieles leicht verschwommen aus.

Auch das Drehbuch bietet weder unvorhersehbare noch besonders spektakuläre Handlungen. Vielleicht ist das aber auch von den Filmemachern kalkuliert. Eine wohlgesinnte Deutung wäre dann: Dass es keine gute Idee ist, gewaltsam in den Naturraum eines anderen Lebewesens einzudringen, ist klar – und deswegen sind auch die Folgen wenig überraschend.

Gelungen ist dagegen die Kameraführung unter Regisseur Jon Turteltaub ("Das Vermächtnis der Tempelritter", "Duell der Magier"): Die sehr nahen Aufnahmen der Charaktere versetzen den Zuschauer direkt ins Unterwasser-Geschehen. Besonders während U-Boot-Szenen kommt das zur Geltung.

Angstanfällige Zuschauer werden sich hin und wieder erschrecken, wenn auch alle Schockmomente sehr klar vorherzusehen sind. Und tatsächlich findet sich der eine oder andere Schmunzler, etwa mit Taylors Hommage an Pixars Klassiker "Findet Nemo". Vor allem Suyins Tochter Meiying (Shuya Sophia Cai) punktet mit besonderem Witz.

Wer nach einem kurzweiligen Sommerspaß ohne besondere Tiefe sucht, für den könnte "Meg" der richtige Film sein. Der 150-Millionen-US-Dollar-Film verpasst jedoch die Erwartungen. "Mann gegen Meg ist kein Kampf. Das ist eine Schlacht", verspricht Taylor im Film. Naja – dafür fehlt dann doch noch einiges.

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