GA-Filmecke 30. März - 5. April Die ganz große Vielfalt in den Bonner Kinos

Bonn · Spannende Neustarts, interessante Specials und ein Oscar-Kurzfilmprogramm: Das und mehr gibt es in dieser Woche in den Kinos in Bonn. Kurzkritiken, Tipps und ein Überblick über das Programm.

Kurzkritik: "Ghost in the Shell"

Da dürfte für jeden etwas dabei sein: Die Neustarts in den Bonner Kinos präsentieren sich in dieser Woche bemerkenswert vielfältig. Die größte Aufmerksamkeit dürfte dabei einem Science-Fiction-Spektakel zukommen. Die Vorlage gilt als revolutionär, die Verfilmung des Mangas wegweisend für Filme wie Matrix: die Sci-Fi-Erzählung “Ghost in the Shell“.

Nun hat sich Hollywood der Geschichte angenommen, und einen ihrer Superstars dafür ins Rennen geschickt: Scarlett Johansson verkörpert Major, die einen schweren Unfall erlitt. Der modernen Technik sei dank konnte ihr Gehirn gerettet und dieses in einen neuen, komplett künstlichen Körper eingesetzt werden. Nun wird sie zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt. Ihre neue Mission: Einen Hacker ausmachen, der die Gehirne der Cyborgs manipuliert. Dabei kommt sie auch Geheimnissen ihrer Vergangenheit auf die Spur.

Wie die Vorlage von 1995 ist die neueste Verfilmung visuell einzigartig und überwältigend. Der Film besticht mit einem fantastischen Look. Zwei Actionsequenzen stechen heraus: Zu Beginn des Films stürzt sich Major in ein Action-Szenario und schaltet in Perfektion die Gegner aus. In einer anderen Szene - die genau der Vorlage entsprungen ist -, bekämpft sie einen Gegner in einem flachen Gewässer. Es ist in beiden Fällen die höchste Form der Ästhetisierung, perfekt choreographiert und herausgestellt.

Doch der dargestellte Zukunftsalltag ist nicht nur hochmodern, sondern auch rau und von Verfall gerägt. Dies zeigt sich auch in weiteren Actionszenen und dann auch im Finale, die deutlich physischer und weniger choreographiert ausfallen. Die Verfilmung von Rupert Sanders besinnt sich immer wieder seiner Herkunft und würdigt das Original: Einstellungen werden eins-zu-eins aus der Vorlage kopiert, auch die Geschichte und die Figuren ähneln dem Film von vor 22 Jahren. Aber: Die US-Version ist bei weitem nicht so philosophisch, vielschichtig und thematisch komplex wie das Anime. Es geht um Themen wie Identität, Menschlichkeit und Einzigartigkeit in einer hochtechnologisierten und digitalen Zeit, die sich jedoch dem Spektakel und der Ästhetik unterordnen müssen (Rex, Kinopolis).

Kurzkritik: "A United Kingdom"

Nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit in das Jahr 1947 begibt sich "A United Kingdom". Dort lernen sich die englische Büroangestellte Ruth Williams und der dunkelhäutige Jura-Student Seretse Khama kennen und lieben. Er soll zeitnah den Thron von Bechuanaland, dem heutigen Botswana, einnehmen. Eine Beziehung zu einer weißen britischen Frau ist daher eigentlich unmöglich. Doch trotz aller Widerstände halten sie an ihrer Liebe fest - und verschärfen damit die schwierigen politischen Beziehungen zwischen Bechuanaland, Großbritannien und Südafrika.

Was hätte das für ein Film werden können? Ein politisch heikles Thema rund um Politik, Rassentrennung und Unterdrückung, eine wahre Geschichte, die ein Land für immer veränderte, dazu eine Liebe, die sich immer wieder den immer größer werdenden Konflikten stellt. Stoff, aus dem große Dramen sind. Doch: „A United Kingdom“ ist ein oberflächliches Polit-Liebes-Drama nach dem Malen-nach-Zahlen-Prinzip. Das Drehbuch arbeitet die einzelnen Ereignisse einfach nacheinander wie anhand einer to-do-Liste einfach ab, ohne der Geschichte oder seinen Figuren Tiefe zu geben. Jeder Konflikt, jede Form von Spannung, jeder Anflug von Emotion wird nicht nur an-, sondern deutlich und dabei so kurz wie bloß nötig ausgesprochen. Es gibt kein Platz für Interpretationen, keine bloßen Andeutungen.

Es herrscht eine ungeheuerliche Einfachheit, mit der die Konflikte gelöst werden und mit der dieses komplexe Thema schließlich zum Ende kommt. Die Erzählung schwankt irgendwo zwischen Liebesdrama und Politdrama, weiß in beiden Aspekten aber nicht zu überzeugen. Letztlich kommen die Emotionen und die Brisanz nicht beim Zuschauer an (Neue Filmbühne, Rex).

Kurzkritik: "Die versunkene Stadt Z"

Noch weiter in die Vergangenheit reist "Die versunkene Stadt Z". Erzählt wird die wahre Geschichte des britischen Offiziers Percy Fawcett, der zwischen 1906 und 1925 zu mehreren Expeditionen nach Südamerika aufbricht, um den Dschungel rund um den Amazonas erst zu kartographieren und später selbst zu erforschen. „Die versunkene Stadt Z“ ist ein ruhig erzähltes Abenteuer, das in den 140 Minuten zeitweise etwas träge daherkommt. Statt auf das große Spektakel setzt der Film auf seine Figuren und die Konflikte unter ihnen.

In seiner Heimat stoßen die Entdeckungen des Protagonisten auf taube Ohren: Die Briten halten es nicht für möglich, dass es dort eine Zivilisation mit großen Städten gegeben haben soll: Es herrscht eine klare kolonialistische Klassengesellschaft. Einzig Fawcett und einige wenige glauben daran und setzen die Forschung fort – was sich auch die Beziehung zu seiner Frau und seinen Kindern belastet. Diese Aspekte arbeitet der Film gelungen heraus und zeigt das große Entdeckertum – anders als viele andere Genrevertreter – nicht als großes, schönes, heldenhaftes Abenteuer, sondern als anstrengende und tödliche Tortur. Doch der schön fotografierte Film kommt nie so richtig in Fahrt und kann nur stellenweise fesseln. Außerdem: Wie der Protagonist im Film muss auch der Bonner Kinozuschauer etwas reisen (beispielsweise nach Köln), um den Film zu sehen. Kein Kino in Bonn hat das Abenteuer (bislang) in sein Programm aufgenommen.

Neustarts: Vom Berlinale-Preisträger bis zum Südsee-Drama

Neu in dieser Woche startet ebenfalls "Die andere Seite der Hoffnung". Das Drama von Aki Kaurismäki wurde auf der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bär für die Beste Regie ausgezeichnet. Darin gelangt ein junger Syrer auf seiner Flucht schließlich in Finnland, wo er Asyl beantragt. Als ihm dies verwehrt bleibt, taucht er unter und landet letztlich bei einem wortkagen Mann, der gerade ein Restaurant eröffnet, wo er arbeiten kann (Rex).

Einen Blick nach Gaza wirft der Dokumentarfilm "Gaza Surf Club". Der Film porträtiert die Surfer-Szene in dem Gebiet und gibt Einblick in die Hoffnungen und Träume der Menschen in Zeiten des Kriegs mit Israel (Kino in der Brotfabrik).

Eine noch weitere Reise erwartet die Zuschauer in "Tanna - Eine verbotene Liebe", der in diesem Jahr für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film nominiert war. Die beiden Regisseure haben sieben Monate auf der entlegenen Insel Tanna im Südpazifik gelebt und erzählen nun eine Liebesgeschichte, basierend auf ihren Beobachtungen: Darin kommt es zum Konflikt zwischen zwei benachbarten Völkern. Eine abgesprochene Heirat soll diesen lösen. Doch das versprochene Mädchen hat sich in einen anderen Mann verliebt (Neue Filmbühne).

Neustarts: Das sprechende Baby

Auch für die jungen und junggebliebenen Kinobesucher gibt es einen passenden Neustart. Das neue Animationsabenteuer "The Boss Baby" von Dreamworks startet. Der siebenjährige Tim muss sich darin plötzlich mit einem kleinen Bruder rumschlagen, was die Aufmerksamkeit in der Familie schlagartig verändert. Ärgert ihn das nicht schon genug, entpuppt sich das Baby auch bald schon als sprechender Nachwuchs, der dauernd im Anzug rumläuft. Doch nicht nur die Eltern sollen das Geheimnis nicht wissen, die beiden Geschwister müssen bald auch schon einem dubiosen Geschäftsmann das Handwerk legen (Kinopolis, Stern).

Specials: Kino für Menschenrechte

Neben den Neustarts präsentieren die Kinos eine Reihe von Specials. Das Kinopolis setzt seine filmreif-Reihe mit der Drama-Komödie "Alle Farben des Lebens" und dem Biografie-Drama "Marie Curie" fort. Darin werden mehrmals wöchentlich laut dem Kino "kleine Filme aus dem Bereich des gehobenen Mainstreams" gezeigt.

Bereits in der vergangenen Woche ist "Lommbock" angelaufen. Das Woki zeigt an diesem Freitag, 31. März, um 20 Uhr ein Double-Feature: zunächst gibt es noch einmal "Lammbock" zu sehen, bevor dann die Fortsetzung über die Leinwand läuft.

Ebenfalls im Kino am Bertha-von-Suttner-Platz geht die Reihe Kino für Menschenrechte weiter. Am Dienstag, 4. April, um 20.30 Uhr läuft das indisch-französische Drama "Sunrise" um einen Inspektor auf der Suche nach seiner Tochter, die vor einigen Jahren entführt wurde. Nach dem Film besteht noch die Möglichkeit zur Diskussion.

Specials: Vom Surfen bis zu den Schlümpfen

Drei verschiedene Produktionen bekommen Besucher der einmaligen "Cine Mar - Movie Night" am Mittwoch, 5. April, um 19.30 Uhr im Woki gezeigt. Alle drei Filme behandeln auf ganz unterschiedliche Weise das Thema Surfen.

Wer lieber etwas anderes als Filme sehen möchte, kann Ballett auf der großen Leinwand bewundern. Das Rex zeigt am Samstag, 1. April, um 13.30 Uhr die "Dornröschen"-Aufführung des Royal Ballet.

Ein Abenteuer mit den Schlümpfen zeigen das Kinopolis und das Woki. "Das verlorene Dorf" ist das neueste Animations-Abenteuer der Schlümpfe, startet regulär am 6. April und wird am Sonntag, 2. April, um 14.30 Uhr (Kinopolis) und um 15 Uhr (Woki) in einer Vorpremiere gezeigt.

Specials: Oscarnominierte Kurzfilme

Das Kino in der Brotfabrik startet eine ganz besondere Reihe. Das Beueler Kino zeigt in dieser Spielwoche die Kurzfilme, die in diesem Jahr für den Oscar nominiert und mit dem Goldjungen ausgezeichnet waren. Los geht es am Samstag, 1. April, um 19 Uhr mit den animierten Kurzfilmen, bevor einen Tag darauf um 17 Uhr die fünf Vertreter der Kategorie "Life Action Shortfilm" gezeigt werden. Am Dienstag, 4. April, werden die "Life Action"-Kurzfilme um 18.30 Uhr erneut gezeigt. Wer es am Samstag nicht zu den animierten Vertretern schafft, das Kino wiederholt auch diese Filme am Mittwoch, 5. April, um 19 Uhr noch einmal.

Sneak Previews

Wer sich komplett überraschen lassen möchte, der ist in einen der Sneak Previews gut aufgehoben. Ein Überraschungsfilm in Originalsprache vor regulärem Kinostart läuft am Donnerstag, 30. März, um 20.30 Uhr im Kinopolis. Um 20 Uhr zeigt auch das Stern eine Sneak in deutscher Sprache. In die neue Woche startet wie immer das Woki mit einem Film in Originalsprache um 20.30 Uhr, bevor das Kinopolis am Tag drauf am Dienstag, 4. April, um 20.30 Uhr eine Sneak in deutscher Sprache zeigt. Zum Abschluss der Spielwoche präsentiert das Woki am Mittwoch, 5. April, um 20.30 und um 22.30 Uhr einen Überraschungsfilm in deutscher Sprache.

Am Ende bleibt noch eins: Ab ins Kino und viel Vergnügen!

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