Disney-Klassiker neu aufgelegt "Dumbo" ab Donnerstag im Kino

Der US-Regisseur Tim Burton erzählt die Geschichte des Disney-Trickfilms „Dumbo“ aus dem Jahr 1941 neu. Richtig gelungen ist das nicht.

 Akrobatin und Elefant: Eva Green mit Dumbo.

Akrobatin und Elefant: Eva Green mit Dumbo.

Foto: dpa

Mit ruhiger Beharrlichkeit beutet der Disney-Konzern das eigene Filmerbe aus. Die unendlichen Möglichkeiten digitaler Bildproduktion haben neue Verwertungsmöglichkeiten eröffnet, und so wurde in den letzten Jahren ein Zeichentrickklassiker nach dem anderen als Realfilm-Remake neu auf den Markt gebracht. Die fantastischen Märchen- und Zauberwelten von „Alice im Wunderland“ (2010), „Cinderella“ (2015) und „Die Schöne und das Biest“ (2017) lassen sich mit fotorealistischer Präzision überzeugend zusammenpixeln.

Das Gleiche gilt natürlich auch für jenen fliegenden Elefanten, der bereits 1941 als gezeichnete Trickfilmfigur in „Dumbo“ hoch oben in der Zirkuskuppel kreiste. Regisseur Tim Burton und sein Drehbuchautor Ehren Kruger strecken das einstündige Original auf epische 130 Kinominuten, verlassen die Erzählperspektive des Elefantenbabys und bauen die menschlichen Charaktere zu dominierenden Handlungsträgern aus.

Als der Reitakrobat Holt Farrier (Colin Farrell) 1919 aus dem Ersten Weltkrieg zum Zirkus Medici zurückkehrt, hat er nicht nur seinen linken Arm auf dem Schlachtfeld, sondern auch die geliebte Frau an die spanische Grippe verloren. Mehr schlecht als recht versucht er für seine Kinder Milli (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) die familiäre Normalität wieder herzustellen. Zuversicht bringt ein Elefantenbaby mit riesigen Schlappohren, das allerdings von den Zuschauern im Zirkus verspottet wird. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Dumbo mit seinen überdimensionalen Ohren fliegen kann.

Natürlich ist die Zirkuswelt wie gemacht für einen Regisseur wie Tim Burton, der sich stets mit überbordender Detailfreude der Ausgestaltung seiner Settings widmet. Äußerst gelungen ist das Design der konträren Welten des chaotischen Wanderzirkus und dem gigantischen New Yorker Vergnügungspark, von dem Dumbo unter Vertrag genommen wird.

Hier wurde nicht an digitaler Speicherkapazität und expressiven Gestaltungswillen gespart. Auch an der kugelrunden, vitalen Präsenz von Danny DeVito als beherztem Zirkusdirektor und an Michael Keatons schillerndem Schurken-Charme kann man sich nachhaltig erfreuen.

Demgegenüber steht jedoch eine Geschichte, die in ihrem dramaturgischen Aufbau wenig Überraschungseffekte freisetzt. Auch die Inklusionsbotschaft, die dem Segelohr-Elefanten vor allem aufgrund seiner besonderen Flugfähigkeiten gesellschaftliche Anerkennung verschafft, wirkt unausgegoren. Im Herzen ist „Dumbo“ eben eher ein Disney- als ein Burton-Film. Die exzentrische Kreativität und cineastische Spielfreude, die viele Arbeiten Burtons auszeichnen, dienen hier vornehmlich dekorativen Zwecken, ohne den Film wirklich durchdringen zu können.

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