Der Tag, an dem die Erde stillstand

Science-Fiction-Thriller bebildert Katastrophen-Szenen im Stil von "Akte X"

  Reeves verkörpert  den Außerirdischen, über dessen Pläne die Menschen zunächst im Unklaren gelassen werden.

Reeves verkörpert den Außerirdischen, über dessen Pläne die Menschen zunächst im Unklaren gelassen werden.

Foto: dpa

Der Aufmarsch kommt in der Nacht - gleichermaßen entschlossen und überraschend. Die New Yorker Mikrobiologin Helen Benson wird aus dem Bett geklingelt und ohne weitere Informationen abtransportiert. Den Grund für die Ruhestörung erfährt sie alsbald im Central Park, wo sich die Ankunft eines unbekannten Flugkörpers anbahnt, der auch tatsächlich kurz darauf landet.

An Bord befindet sich ein Mann, der sich Klaatu nennt und eine Botschaft mitteilen möchte. Er ist Abgesandter einer Allianz - sagen wir: intergalaktischer Mächte, die ein Problem darin sehen, dass die Menschen sich an der Erde schadlos halten. Um den Planeten zu retten, soll deshalb die Menschheit ausgelöscht werden.

Die Militärs und Sicherheitsexperten unter Leitung der Verteidigungsministerin Regina Jackson nehmen Klaatu zunächst in Sicherheitsgewahrsam, aus dem er aber mühelos entkommt. Er findet Unterschlupf im Hause Benson und erkennt in der ohnmächtigen Wut eines vaterlos gewordenen Sohnes, aber auch in der kompositorischen Kunst Johann Sebastian Bachs, dass die Menschheit so schlecht dann doch nicht sein kann.

Die Konfrontation mit dem aktuellen Remake eines lieb gewordenen Filmklassikers ist nur äußerst selten ein Vergnügen. Ganz so schlimm ist es in diesem Fall nicht, wenngleich "Der Tag, an dem die Erde stillstand" hinter Robert Wises Aufrüstungs-Paranoia aus den kalten Kriegstagen des Jahres 1951 zurückbleibt.

Das ist bedauerlich, da einige richtige Grundüberlegungen angestellt wurden. Die Schutzreflexe nach dem 11. September 2001 sind im Subtext ebenso erkennbar wie die milde formulierte Kritik am ökologischen Kahlschlag. Für einen amerikanischen Film eröffnen sich damit mutige Ansätze, sie werden nur eben nicht weiter-oder gar zu Ende gedacht.

Es geht dabei gar nicht darum, philosophischen Tiefgang zu forcieren, es hätte nur eben geholfen, dass die Figuren nicht bloß als Abziehbilder umherlaufen und das Gefälle zwischen spannenden Effektszenen, dramatischem Dialog und Implausibilitäten gar so drastisch aufklafft.

So aber ist es ein weitgehend gesichtsloser Science-Fiction-Thriller mit Katastrophen-Szenen im bewährten "Akte X"-Look mit graublauer Beunruhigungsoptik und unheilvoll dröhnender Musik.

Dabei ist Keanu Reeves mit seinen eisernen Gesichtsmuskeln und den undurchdringlich schwarz flackernden Augen eine interessante Besetzung für einen Außerirdischen, während Jennifer Connelly als hochgebildetes Muttertier attraktiv anzuschauen ist und Kathy Bates als Ministerin sich noch einmal zur Schreckensmatrone im Stil von "Misery" aufschwingt.

Das ist für sich alles ganz attraktiv, aber eben nie so interessant oder kompetent, um mehr zu sein als ein passables Remake ohne größere Ausreißer nach unten. Die Erde darf sich beruhigt weiterdrehen.

Bilder zu "Der Tag, an dem die Erde stillstand"

(Film-Kritik aus dem General-Anzeiger)

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