Raus aus der Karaoke-Bar Wird "Mamma Mia 2" zum Sommer-Kinohit?

BONN · „Mamma Mia – Here We Go Again“: Der Abba-Spaß geht am Donnerstag im Kino in die zweite Runde. Ernste Töne sind diesmal unüberhörbar. Eine Filmkritik.

 Wieder mit von der Partie: Julia Waters, Pierce Brosnan, Amanda Seyfried und Christine Baranski.

Wieder mit von der Partie: Julia Waters, Pierce Brosnan, Amanda Seyfried und Christine Baranski.

Foto: ga

Wenn seit mehr als einem Jahr häppchenweise immer wieder Neuigkeiten zu einem Film preisgegeben werden, kann es dazu führen, dass man irgendwann schon gar keine Lust mehr hat, sich das Resultat überhaupt anzuschauen. Die Trailer erzählten fast die halbe Geschichte von „Mamma Mia – Here We Go Again“, und der Gastauftritt von Cher war lang und breit diskutiert worden: Sie soll Meryl Streeps Mutter geben? Wo sie doch nur drei Jahre älter ist und ihr Gesicht um ein Vielfaches straffer? Und als Streep, die im ersten Teil Donna Sheridan gespielt hatte, in keinem der Trailer auftauchte, vermutete man, dass sie vielleicht gar nicht dabei sei.

Diese Frage wird in den ersten Minuten direkt beantwortet: Wir befinden uns im Jahr vier nach Teil eins, und Donna ist vor einem Jahr gestorben. Aber so viel darf man verraten: Auch Tote können in Filmen singen ... Zu ihrem ersten Todestag will Tochter Sophie (Amanda Seyfried) das Hotel wieder eröffnen, das sie mit Sam (Pierce Brosnan), einem ihrer drei Väter, von Grund auf renoviert hat.

Zur Eröffnungsparty tauchen alle auf: Donnas schräge Freundinnen (Julie Waters und Christine Baranski), die restlichen Väter (Colin Firth und Stellan Skarsgård) – und Großmutter Ruby (Cher), die dort ihre Jugendliebe Fernando (Andy Garcia) wiedertrifft. Um dieses doch recht karge Konstrukt etwas aufzupeppen, erlebt man in Rückblenden, wie Donna als junge Frau (Lily James) auf die Insel kam und dort Sophie zur Welt brachte.

In Teil eins, in dem Sophie versuchte herauszufinden, wer ihr Vater sei, hatte man ja die meisten der ganz großen Hits bereits verbraten. Und so setzt das Team, zu dem die Abba-Männer Benny Andersson und Björn Ulvaeus gehören, auf nicht ganz so berühmte Singles („One Of Us“, „Knowing Me, Knowing You“), B-Seiten („I've Been Waiting For You“) und Albumtracks („When I Kissed The Teacher“) und schickt aber auch noch einmal eine Handvoll bereits verwendeter Lieder ins Rennen. Unterm Strich ist die Partystimmung weniger ausgelassen, die Themen Trauer, Verlust- und Zukunftsängste färben das kunterbunte und immer wieder wild choreografierte Treiben etwas dunkler. Lieder wie „My Love, My Life“ oder „Angeleyes“ wirken da wie musikalischer Balsam.

Oder wie reiner Kitsch. Die Gratwanderung ist Abba-bekannt und Musical-erprobt. Und wenn Cher mit „There was something in the air that night“ ihren „Fernando“ Andy Garcia anschmachtet und den nächtlichen Himmel ein Feuerwerk erleuchtet, schießen diese herzigen Raketen natürlich weit übers Ziel von Sinn und Verstand hinaus. Aber wem das zu viel ist, hätte schon viel früher das Kino verlassen sollen oder es besser erst gar nicht betreten.

Was man dem Film allerdings vorwerfen kann, ist, dass Kalkül die Unverbrauchtheit des ersten Teils verdrängt hat. Während damals etwa Brosnan sich mehr schlecht als recht durch seine Lieder hangelte, setzt man diesmal auf meistenteils Pop-taugliche Mimen, die den durchaus anspruchsvollen Songs stimmlich gerecht werden. Statt eines Abba-Abends in der Karaoke-Bar ist „Here We Go Again“ ein Hochglanzprodukt und Teil einer auf Jahre hinaus angelegten Maschinerie.

Nach dem Film kommt die Tournee mit Avataren, für die die Band nach all den Jahren sogar zwei neue Songs aufgenommen hat. Und sogar Cher sichert sich ihre Scheibe smörgås vom Schweden-Buffet und veröffentlich im September ein Album mit Abba-Songs. Auch wenn Björn und Benny ein komplettes neues Album mit Agnetha und Frida erst einmal nicht in Aussicht gestellt haben, werden sie sich sicher anderes einfallen lassen, damit es heißt „Here we go again and again and again and again...“

Am Samstag erscheint ein Interview mit Pierce Brosnan im Boulevard-Magazin des GA.

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