"Ready Player One" Filmkritik zu Steven Spielbergs neuem Film

Bonn · Steven Spielberg zeichnet in „Ready Player One“ ein düsteres Bild des Jahres 2045 und begibt sich nach einer Pause wieder ins Genre der Science-Fiction - Ein Nostalgietrip mit State-of-Art-Effekten.

 Olivia Cooke als Samantha und Tye Sheridan als Wade in „Ready Player One“.

Olivia Cooke als Samantha und Tye Sheridan als Wade in „Ready Player One“.

Foto: dpa

Gerade erst hat Steven Spielberg mit „Die Verlegerin“ einen grundsoliden Journalisten-Thriller in die Kinos gebracht. Wer in dem konventionellen Genrefilm schon das Alterswerk des 71-jährigen Popcorn-Movie-Pioniers sah, wird nun mit Spielbergs neustem Werk eines Besseren belehrt. Zurück in die Zukunft und die Welt des Science-Fiction führt „Ready Player One“, wo sich Spielberg zuletzt in Filmen wie „A.I. Artificial Intelligence“ (2001), „Minority Report“ (2002) und „War of the Worlds“ (2005) aufgehalten hat.

Als Vorlage diente der gleichnamige Roman von Ernest Cline, der unter Gamern Kultstatus genießt, und in die dystopische Welt des Jahres 2045 entführt. Die Menschheit der Zukunft hat hier aufgehört die Probleme der Welt lösen zu wollen und sich mit Umweltverschmutzung, Überbevölkerung und grassierender Armut abgefunden. In Columbus, Ohio, stapeln sich die Wohnwagen der Ghetto-Bewohner auf riesigen Stahlgerüsten in den Himmel hinein. In dieser Welt gibt es weder Hoffnung noch Lebensziele. Und so streifen die Menschen die VR-Brille über, um sich in die virtuelle Realität zu flüchten. „OASIS“ nennt sich das gigantische Digital-Universum, in das sich jeder einloggen kann, um zu sein und zu tun, was ihm im wirklichen Leben verwehrt bleibt.

Das Leben hat in der echten Welt nichts zu bieten

Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Sieg des Eskapismus', der sich hier mit geballter medialer Verführungskraft entfaltet. Für den jugendlichen Waisenjungen Wade Watts (Tye Sheridan) hat das Leben in der echten Welt nichts zu bieten, aber in „OASIS“ hat er sich eine eigene, neue Identität aufgebaut. Hier heißt er Parzival und trifft seinen besten Kumpel Aech, der über beträchtliche körperliche Kräfte und eine riesige Hi-Tech-Werkstatt verfügt, sowie die coole Motorradfahrerin Ar3mis. Jeden Tag nehmen die drei an einem rasanten Rennen teil, bei dem niemand an den Dinosauriern, King Kongs und anderen mörderischen Hindernissen vorbei zum Ziel zu gelangen scheint.

Dort wartet als Belohnung einer der drei Schlüssel, die der kurz zuvor verstorbene Erschaffer von „OASIS“, James Halliday (Mark Rylance), in seinem Reich versteckt hat. Die wiederum führen zu einem „Easteregg“, das dem Gewinner die kompletten Rechte an „OASIS“ überträgt und ihn damit zum Multi-Milliardär macht. Neben den Einzelkämpfern ist auch das Unternehmen „IOI“ hinter der Macht über das Spieluniversum her und wirft eine ganze Armee von Gamern ins Rennen.

Aber um Hallidays Rätsel zu lösen, muss man nicht nur mit der Biografie des Schöpfers vertraut sein, sondern auch über profunde Kenntnisse der Popkultur verfügen. Hiermit eröffnet Spielberg die Tür in einem wilden Dschungel an cineastischen und musikalischen Referenzen, deren Höhepunkt ein Ausflug in die Welt von Stanley Kubricks „Shining“ ist, wo die Spieler sich im Gruselhotel neuen und alten Herausforderungen stellen müssen.

Spielberg schreckt auch vor Selbstzitaten nicht zurück

Randvoll hat Spielberg die fantastische „OASIS“-Welt mit popkulturellen Verweisen aus den 70er- und 80er-Jahren gefüllt und schreckt dabei auch vor Selbstzitaten nicht zurück. Der Nostalgietrip wird in eine digitale Wunderwelt mit State-of-Art-Effekten verlegt, was dem filmischen Gesamtkunstwerk eine interessante Grundspannung verleiht und gleichzeitig generationsübergreifend nach einem breiten Zielpublikum greift. Höhepunkt des Films ist eine Rebellion der Gamer, die sich gegen die feindliche Übernahme ihrer Spielwelt durch habgierige Konzerne zur Wehr setzen und am Ende dadurch den Wert der echten Realität wieder zu schätzen lernen.

Auch wenn Spielbergs Film im Vergleich zur Buchvorlage den gesellschaftskritischen Kontext etwas heruntergefahren hat und „Real Player One“ auch nicht die Komplexität vergleichbarer Werke von Christopher Nolan wie etwa „Inception“ erreicht, entwickelt die Angelegenheit als kreatives Dauerfeuerwerk auf der Leinwand dennoch eine ungeheuer unterhaltsame Wirkung.

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