Filmbesprechung "Solange ich atme" Ein Denkmal für Pioniere

Andy Serkis' Regiedebüt „Solange ich atme“ fehlt in der Synchronfassung der britische Humor. Aber Andrew Garfield und Claire Foy schaut der Betrachter gerne bei der Arbeit zu.

 Lebensmut: Claire Foy und Andrew Garfield.

Lebensmut: Claire Foy und Andrew Garfield.

Foto: dpa

Als Robin (Andrew Garfield) am Rande des Cricket-Felds Diana (Claire Foy) erblickt, ist es um sein Herz geschehen, und von nun an geht alles Schlag auf Schlag. Der erste gemeinsame Tanz, ein romantischer Ausflug ins Grüne, die Hochzeit und Ende der 1950er die gemeinsame Reise nach Afrika, wo Robin als Teemakler arbeitet, Claire ihm eröffnet, dass sie schwanger ist, und die goldene Sonne spektakulär am Horizont versinkt.

Wenn so viel Liebesglück gleich zu Anfang eines Filmes derart rasant aufeinandergestapelt wird, lassen tragische Ereignisse in der Regel nicht lange auf sich warten. Robin erkrankt an Polio und ist vom Hals abwärts gelähmt. Er kann nur noch mit einem Beatmungsgerät überleben, und die Ärzte sagen, dass er das Krankenhaus nie wieder verlassen wird.

„Lasst mich sterben“, sagt er zu seiner Frau, aber Diana möchte, dass er ihr noch ungeborenes Kind aufwachsen sieht. Robin will raus aus dem Hospital – nach damaligem Stand der Medizin eine vollkommen undenkbare Vorstellung. Aber die beiden nehmen die Angelegenheit auf eigenes Risiko in die Hand und holen den Schwerstbehinderten nach Hause. Bald schon wird ein Rollstuhl mit eingebautem Atmungsgerät angefertigt, ein alter Bedford zum Behindertentransporter umgebaut, der irgendwann sogar mit dem Patienten an Bord eines Flugzeugs Richtung Spanien durchstartet. In seinem Regiedebüt „Solange ich atme“ setzt Andy Serkis dem Lebensmut und dem Optimismus von Robin und Diana Cavendish, die zu Pionieren auf dem Gebiet der Mobilität von Schwerstbehinderten wurden, ein filmisches Denkmal. Eine ungewöhnliche Wahl für Serkis, der als Schauspieler als Gollum in „Herr der Ringe“ und zuletzt als Primaten-Anführer Caesar in „Planet der Affen“ bekannt wurde. Aber der Produzent des Films ist der Sohn der Cavendishs sowie ein guter Freund und Geschäftspartner von Serkis.

Diese innere Verbundenheit zum Sujet merkt man dem Film im Positiven wie im Negativen an. Schnurgerade wird hier die inspirierende Story vom Kampf der Liebenden gegen widrigste Umstände erzählt.

Vom trockenen britischen Humor bleibt in der deutschen Synchronisation leider nur wenig übrig, womit das Gegengewicht zur Sentimentalität der Erzählung verloren geht. „Solange ich atme“ ist ein unendlich gutherziger, aber kein wirklich interessanter Film, weil er wenig Widersprüche in die optimistische Botschaft einarbeitet. Aber Andrew Garfield und Claire Foy schaut der Betrachter gerne bei der Arbeit zu, weil sie den Lebensmut des Paares mit einer hübschen Portion Understatement glaubwürdig verkörpern.

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