Wahre Geschichte "Die Verlegerin": Kämpferisches Drama mit Starbesetzung

New York · Zum ersten Mal überhaupt spielen Meryl Streep und Tom Hanks gemeinsam in einem Film, und dann wird der auch noch inszeniert von Steven Spielberg. Das Journalismusdrama "Die Verlegerin" ist großes Hollywood-Kino mit aktueller Botschaft.

 Tom Hanks (r) und Meryl Streep (2.v.l) spielen erstmals gemeinsam in einem Film.

Tom Hanks (r) und Meryl Streep (2.v.l) spielen erstmals gemeinsam in einem Film.

Foto:  Niko Tavernise/Universal Pictures Internatioal

Wenn es um den Fall von US-Präsident Richard Nixon geht, erinnern sich die meisten heutzutage nur noch an die Abhöraffäre Watergate im Jahr 1972 - in Wirklichkeit gab es aber bereits im Jahr zuvor einen Skandal, der dem Ansehen des Präsidenten massiv geschadet hat.

Im Zentrum standen die sogenannten Pentagon-Papiere, geheime Regierungsdokumente, in denen glasklar eingesehen wurde, dass der Vietnamkrieg nicht zu gewinnen sei, man aber dennoch öffentlich so tun wolle, als ob. Ein ebenso sentimentales wie kämpferisches Filmdrama erzählt nun die wahre Geschichte der Veröffentlichung dieser Papiere nach. Starregisseur Steven Spielberg hat dafür ein bis in kleinste Rollen exzellent Ensemble rund um Meryl Streep und Tom Hanks versammelt.

Die beiden Superstars spielen Katharine Graham, eine Witwe, die 1963 nach dem Selbstmord ihres Mannes dessen Verlag und damit die etwas in die Jahre gekommene Zeitung "The Washington Post" geerbt hat, und deren Chefredakteur Ben Bradlee. In der senioren Männerwelt der 60er- und 70er-Jahre wird Graham eher als Ausrichterin netter Dinnerabende mit hochrangigen Politikern belächelt, als dass man sie wegen ihrer Arbeit als Verlegerin ernst nehmen würde.

Als ihrem Reporter Ben Bagdikian aber mehrere tausend Seiten mit Regierungsberichten über den Krieg zugespielt werden, muss sie sich entscheiden, ob sie dem Vorbild der "New York Times" folgt, die Berichte druckt - und so das Schicksal ihres Verlags aufs Spiel setzt.

Streep und Hanks, die in diesem Film zum ersten Mal überhaupt gemeinsam vor der Kamera stehen, spielen die beiden Kollegen und professionellen Freunde mit großer Natürlichkeit. Schon bei einem gemeinsamen Mittagessen zu Beginn des Films ist deutlich, wie vertraut beide miteinander sind. In den besten Momenten gelingt es Spielberg, seine Stars einfach spielen zu lassen.

So gehört es beispielsweise auch zur großen Stärke des Films, dass er den konkreten Moment von Grahams Entscheidung eher als einen kleinen Akt der Rebellion gegen die Männergarde anstatt als übermäßig heroisches Aufstehen für die Pressefreiheit inszeniert. Anders als beim letzten großen Journalismus-Drama "Spotlight" sind hier Menschen zu sehen, die sich lieber Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen wollen, ohne letztlich genau zu wissen, ob sie das Richtige tun.

Trotz dieser teilweisen Zurückhaltung ist bei "Die Verlegerin" aber jederzeit spürbar, wie bewusst allen Beteiligten die aktuelle politische Ebene des Films ist. Natürlich schwingen Donald Trumps Kampf gegen angebliche "Fake News" und seine Hasskampagnen gegen die Presse in vielen Szenen mit. Spielberg ist der richtige Mann für dieses Unterfangen, schließlich hat kein Regisseur auch bei ernsten Themen weltweit eine größere Breitenwirkung als der Mann, der sowohl "E.T." als auch "Indiana Jones" verantwortete, aber auch hinter "Soldat James Ryan" oder "Schindlers Liste" steht.

Wie wichtig es ihm war, ein Zeichen gegen Trump zu setzen, zeigt die turbulente Entstehungsgeschichte des Films: Gerade einmal rund zehn Monate lagen zwischen Spielbergs Entscheidung, das gelungene Erstlings-Drehbuch der bisher unbekannten 31-jährigen Liz Hannah zu verfilmen und der US-Premiere im Dezember 2017.

Wie so oft, erliegt Spielberg aber auch in "Die Verlegerin" der Versuchung, die Botschaft überdeutlich an die Zuschauer zu bringen. Da streichen die Geigen aufgeregt, da hämmert das Klavier und als schließlich die Druckerpressen mit den brisanten Ausgaben anlaufen, vibriert der Kinosaal und Spielberg zeigt Journalist Bagdikian, wie er in der Redaktion einige Stockwerke über den Maschinen leicht durchgerüttelt wird.

Plakativer wird es aber nicht, den Film prägt eher eine angenehme Nostalgie. Alle Beteiligten haben einen kurzweiligen Film traditioneller Art geschaffen, der etwas gemütlich für sein Anliegen wirbt. Mit zwei Oscarnominierungen in der Hauptkategorie und für Meryl Streep ist "Die Verlegerin" vielleicht nicht das ganz große Ansehen zu Teil geworden, das angesichts der Besetzung und des Themas auf dem Papier möglich gewesen wäre - aber trotzdem glückt der Versuch, an eine Zeit zu erinnern, in der es noch einen breiten gesellschaftlichen Konsens darüber gab, was Wahrheit ist und in der deren Aufdecken dazu geführt hat, dass Politiker tatsächlich zurückgetreten sind.

Die Verlegerin, USA 2017, 116 Min., FSK ab 6, von Steven Spielberg, mit Meryl Streep, Tom Hanks, Sarah Paulson, Bob Odenkirk

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