Neujahrsempfang des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen Firma „Wolfcraft“ liefert aus Kempenich

Niederzissen · Einen interessanten Referenten hat der Kultur- und Heimatverein Niederzissen (KHV) bei seinem Neujahrsempfang präsentiert. Reinhard Wolff, Geschäftsführer der Firma „Wolfcraft“, die Werkzeuge und Elektrowerkzeuge herstellt, sprach über die „Rolle der Europäischen Union am Beispiel eines mittelständischen Betriebes im Brohltal“.

Zum Neujahrsempfang begrüßte Richard Keuler (Mitte) als Gäste: den Kreisbeigeordneten Horst Gies (v. l.), Reinhard Wolff, Geschäftsführer der Firma Wolfcraft, die Beigeordnete der VG Brohltal, Elisabeth Dahr, Dieter Lukas vom Kultur- und Heimatverein Niederzissen und Ortsbürgermeister Rolf Hans.

Zum Neujahrsempfang begrüßte Richard Keuler (Mitte) als Gäste: den Kreisbeigeordneten Horst Gies (v. l.), Reinhard Wolff, Geschäftsführer der Firma Wolfcraft, die Beigeordnete der VG Brohltal, Elisabeth Dahr, Dieter Lukas vom Kultur- und Heimatverein Niederzissen und Ortsbürgermeister Rolf Hans.

Foto: Hildegard Ginzler

Ein Gespür für Fragestellungen von bedeutendem Radius und ihren Niederschlag in der Region zeigt der Kultur- und Heimatverein Niederzissen (KHV). „Es ist verdienstvoll, dass Sie die großen Themen herunterbrechen auf den hiesigen Bereich“, lobte Kreisbeigeordneter Horst Gies den Vorsitzenden Richard Keuler und sein Team. Erneut gelungen war die Wahl des Vortrags beim neunten Neujahrsempfang des zehn Jahre alten Vereins.

Reinhard Wolff, Geschäftsführer der Firma „Wolfcraft“, die Werkzeuge und Elektrowerkzeuge herstellt und anbietet, sprach über die „Rolle der Europäischen Union am Beispiel eines mittelständischen Betriebes im Brohltal“. In der Bausenberghalle kamen rund 70 Gäste in den Genuss einer Rede mit klaren Aussagen.

Durch die EU gebe es in einem der größten Wirtschaftsräume der Erde Frieden, Wohlstand, Rechtssicherheit und Selbstbestimmung. Dies sei für ein mittelständisches Unternehmen das Wichtigste, betonte Wolff auch in seiner Eigenschaft als Präsident des europäischen Heimwerkerindustrie-Verbandes (fediyma).

Auf einer EU-Karte wies er ein dichtes Netz von Verträgen aus. Außerhalb davon liegt etwa die Mongolei. „Wenn die Mongolen morgen bestellen, wäre das ein Albtraum“, beschrieb er die Rechtsunsicherheit. Auch zukünftig habe Deutschland zwischen den Einfluss-Blöcken Amerika, Russland und China „nur eingebettet in die EU eine Chance, Frieden sicherzustellen, Wohlstand und selbstbestimmte Rechtssicherheit zu erhalten“.

Gesteigerter Umsatz

1949 in Remscheid gegründet, kam das Unternehmen 1964 nach Weibern in die Eifel, weil Rheinland-Pfalz Industrieanlagen durch Bürgschaften und billige Kredite förderte. Seit 1982 leiten es Reinhard Wolff und sein Bruder Thomas Wolff in zweiter Generation. Damals machte die Firma nach stürmischen Wachstumsjahren 25 Millionen Euro Umsatz, 15 Millionen in Deutschland und zehn Millionen außerhalb Europas. Aber die plötzliche Konkurrenz multinationaler Firmen begrenzte die Weiterentwicklung.

Der hohe Marktanteil in Deutschland schien gefährdet. Den Export belastete, dass „Wolfcraft“ überall mit Importeuren zusammenarbeitete. In dieser Phase vertraute die Firma auf die Entwicklung des Binnenmarktes ohne Zollschranken. Sie entwickelte ihr „Europa-Konzept“, indem sie die Baumärkte ohne Zwischenlager direkt aus dem Lager in Kempenich beliefert. Die Fertigung erfolgt vollautomatisiert in Weibern und in einem zweiten Werk in der Slowakei, nachdem sie zur EU gehörte. Heute beliefert „Wolfcraft“ 7000 von 10 000 Baumärkten in Europa. Das Konzept ließ den Umsatz steigen: in den vergangenen 30 Jahren im Inland von 15 auf 30 Millionen Euro und im Ausland von zehn auf 60 Millionen Euro.

Heilsam wirke die Standardisierung auf Wirtschaft und Wohlstand, während unterschiedliche Standards behindern würden. So legte Wolff dar, dass für die Zertifizierungsprüfung einer Säge in der EU auf zehn Jahre 0,2 Prozent des Umsatzes fällig werden.

Der KHV-Vorsitzende Keuler hatte eingangs neben den Mitgliedern Vertreter aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Nachbarvereinen willkommen geheißen. In ihren Grußworten unterstrichen Horst Gies sowie Ortsbürgermeister Rolf Hans, der auch für die VG Brohltal sprach, ihre Anerkennung für den rührigen Verein, der sich für die Restaurierung und kulturelle Belebung der ehemaligen Synagoge einsetzte, Henks Mühle sanierte und ein Reparaturcafé einrichtete.

Gies überbrachte zudem vom Kreis die Bewilligung über 600 Euro Kulturförderung, und Referent Wolff erhielt von Keuler den traditionellen Bausenberger Krotzen als Dank.

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