Anti-Terror-Ermittlungen Festnahme nach Auto-Attacke auf Soldaten bei Paris

Paris · Wieder sind französische Soldaten Ziel einer Attacke. Der mutmaßliche Angreifer kann zunächst fliehen. Auf einer Autobahn in Nordfrankreich fallen dann Schüsse.

 Polizisten und Rettungskräfte stehen auf der Autobahn zwischen Boulogne-sur-Mer und Calais. Dort wurde der Tatverdächtige der Auto-Attacke festgenommen.

Polizisten und Rettungskräfte stehen auf der Autobahn zwischen Boulogne-sur-Mer und Calais. Dort wurde der Tatverdächtige der Auto-Attacke festgenommen.

Foto: AP/dpa

Nach einer brutalen Auto-Attacke mit sechs verletzten Soldaten bei Paris und einem dramatischen Antiterroreinsatz haben Sicherheitskräfte einen Tatverdächtigen festgenommen.

Elitepolizisten eröffneten dabei auf der Autobahn A 16 in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Boulogne-sur-Mer das Feuer. Der 36 Jahre alte Mann sei zwar von mehreren Schüssen getroffen worden, habe aber überlebt, berichteten französische Medien.

Das Auto war am Morgen in dem als sicher geltenden Pariser Vorort Levallois-Perret in eine Gruppe von Soldaten gerast. "Wir wissen, dass das eine absichtliche Tat war", resümierte Innenminister Gérard Collomb. Die für Terrorfälle zuständige Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.

Premierminister Edouard Philippe bestätigte im Parlament die Festnahme eines Verdächtigen, der am Steuer des nach dem Vorfall gesuchten Fahrzeugs gesessen habe. Die Polizei hatte bei der Fahndung nach eigenen Angaben rund 300 Beamte eingesetzt, einer von ihnen wurde bei der Festnahme verletzt. "Glückwünsche an die Ordnungskräfte, die den Täter der Attacke festgenommen haben", teilte Staatspräsident Emmanuel Macron am Abend mit.

Die Beamten wollten zunächst das Auto des Mannes anhalten, der aber laut einem Polizeisprecher diese Aufforderung nicht befolgte. Das Fahrzeug war nach der Auswertung von Überwachungskameras aus dem Vorort identifiziert worden, wie die Tageszeitung "Le Monde" unter Berufung auf den Bürgermeister Patrick Balkany berichtete. Der Verdächtige ist nach Informationen des Nachrichtensenders BFMTV Algerier. Er habe eine Aufenthaltsgenehmigung und sei den Geheimdiensten nicht wegen einer möglichen Radikalisierung bekannt.

Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen versuchten Mordes an Amtspersonen in Verbindung mit einem Terrorvorhaben ein. Die Soldaten gehören zum Antiterroreinsatz Sentinelle (Wache), bei dem Armeeangehörige auf Straßen und vor öffentlichen Gebäuden patrouillieren. Seit Januar 2015 waren in Frankreich bei islamistischen Anschlägen fast 240 Menschen ermordet worden. Das Parlament hatte den Ausnahmezustand vor Kurzem bis Anfang November verlängert.

Verteidigungsministerin Florence Parly sprach von einer "feigen Tat". Die laufende Untersuchung müsse die Absichten des Täters klären.

Collomb sagte, das Auto sei zunächst langsam gefahren und habe dann etwa fünf Meter von den Soldaten entfernt beschleunigt, um sie anzufahren. Nach Angaben von Bürgermeister Balkany befindet sich neben dem Tatort ein Raum, den die Soldaten für ihren Einsatz nutzen. Der Fahrer habe augenscheinlich darauf gewartet, dass die Militärs zu ihrem Fahrzeug gehen, und sei dann auf sie zugerast, so Balkany zum Sender BFMTV. "Das ist eine abscheuliche Aggression."

Der konservative Politiker vermutete, dass Levallois-Perret bewusst für die Attacke ausgewählt wurde, weil dort der Inlandsgeheimdienst DGSI seinen Sitz hat. "Ich weiß aus Erfahrung, dass die Terroristen ihre Ziele nicht zufällig wählen", sagte Balkany am Tatort der Deutschen Presse-Agentur. Beamte der DGSI spielen eine wichtige Rolle bei Anti-Terror-Ermittlungen.

Die verletzten Soldaten wurden in zwei verschiedene Krankenhäuser gebracht. Französische Sicherheitskräfte waren schon mehrfach Ziel von Anschlägen, im April wurde ein Polizist auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées erschossen. Anfang des Jahres ging ein Mann mit Macheten auf eine Militärpatrouille am Louvre-Museum los, er wurde überwältigt. Im März erschossen Soldaten einen Angreifer im Pariser Flughafen Orly, der einer Soldatin ihre Waffe entreißen wollte.

Ein am vergangenen Wochenende am Eiffelturm festgenommener Bewaffneter hatte Ermittlern gesagt, er habe einen Anschlag auf einen Soldaten geplant. Der Mann wurde inzwischen in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen.

Die Operation Sentinelle begann nach dem islamistischen Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar 2015. Dafür sind 7000 bis 10 000 Soldaten in Frankreich im Einsatz. Minister Collomb sagte, seit der Einrichtung von Sentinelle habe es bereits sechs Angriffe auf Militärs gegeben.

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