Kliniken Spezial Depressionen: Unterschiede bei Männern und Frauen

Männer haben oft ganz andere Symptome bei Depressionen als Frauen. Das starke Geschlecht zeigt zunächst selten Traurigkeit. Männerspezifische Anzeichen sind eine niedrige Stress-Toleranz sowie Feindseligkeit und Aggressivität gegenüber der Umwelt.

Kliniken Spezial: Depressionen: Unterschiede bei Männern und Frauen
Foto: Thinkstock/Volodina

Verwandten und Freunden fällt zwar möglicherweise eine Wesensveränderung des Betroffenen auf, aber niemand würde bei den Anzeichen von Aggressivität auf eine Depression schließen. Die klassischen Depressions-Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Schlaflosigkeit sind zwar oft bereits vorhanden, werden aber erst zu einem späteren Zeitpunkt der Erkrankung deutlich. Zunächst dominieren Vorwurfshaltungen, Wutausbrüche aus nichtigen Anlässen und übertriebene Ansichten das Verhalten depressiver Männer. Neben aggressivem Auftreten kommen auch riskante Verhaltensweisen wie beispielsweise provozierendes Benehmen, waghalsige Manöver beim Autofahren oder vermehrter Alkoholkonsum sowie anderes Suchtverhalten vor. Experten raten Angehörigen oder Freunden, die Betroffenen zu ermutigen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Etwa 15 Prozent der an schweren Depressionen leidenden Personen nehmen sich das Leben. Obwohl Suizidversuche unter beiden Geschlechtern gleich häufig vorkommen, ist der Anteil der tatsächlichen Selbsttötungen bei Männern doppelt so hoch.

Herbst-Winter-Trübsal bei jungen Frauen

Frauen leiden jedoch doppelt so häufig an Depressionen wie Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vor allem junge Frauen sind immer häufiger von der milden Form einer "Herbst-Winter-Depression" betroffen. Der Grund: Ein überwiegender Aufenthalt in Innenräumen und damit das fehlende Sonnenlicht in der kalten Jahreszeit. Typische Symptome sind Energielosigkeit, eine depressive Stimmungslage, Angstzustände und verstärkte Tagesmüdigkeit. Während bei der saisonalen Form meist Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, Gewichtszunahme und ein verstärktes Schlafbedürfnis auftreten, sind die typischen Symptome einer echten Depression Appetitverlust und Schlafstörungen.

Auch alleinerziehende Frauen sind häufiger von Depressionen betroffen als Verheiratete. Mehr als doppelt so häufig wie verheiratete Mütter leiden sie an psychischen Krankheiten. Fast jede Fünfte nimmt Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Medikamente gegen Stress und Depressionen.

Bei älteren Frauen treten Depressionen nicht selten in den Wechseljahren auf. Experten empfehlen, sich bei depressiven Verstimmungen regelmäßige zu bewegen und mindestens ein halbe Stunde am Tag an der frischen Luft zu sein. Das sei ideal, um den Teufelskreis von Antriebslosigkeit und mangelndem Selbstwertgefühl zu durchbrechen.

Depressionen bei Älteren schwerer zu erkennen

Auch ältere Menschen, die in einem Alters- oder Pflegeheim leben, weisen ein höheres Risiko auf, an Depressionen zu erkranken. Oft halten es Angehörige und Familienmitglieder fatalerweise für normal, dass ältere Menschen eine depressive Grundhaltung haben. Fast 40 Prozent aller Selbstmorde werden von über 60-jährigen Menschen begangen. Eine Depression, ganz gleich wie alt der Patient ist, muss immer behandelt werden. Die Betroffenen klagen vor allem über körperliche Beschwerden. Das macht es Angehörigen so schwer, die depressive Erkrankung zu erkennen. Zu den möglichen körperlichen Anzeichen einer Altersdepression gehören unter anderem Kopfschmerzen, Rücken- und Gliederschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrhythmusstörungen, Atemprobleme sowie Schwindelgefühle und insbesondere Schlafstörungen.

Krankheit oder vorübergehende Verstimmung?

Doch handelt es sich tatsächlich um Depressionen? Ein einfacher Test - vor allem für Frauen geeignet - kann die Diagnose erleichtern. Forscher am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung entwickelten den "Entscheidungsbaum" mit nur vier Fragen (siehe Abbildung). Diese können entweder mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden. Werden alle Fragen mit "Ja" beantwortet, liegt der Verdacht einer klinisch relevanten depressiven Verstimmung nahe. Depressionen können damit zuverlässig vorhergesagt werden. Psychiater, Psychologen oder Psychotherapeuten soll er aber auf keinen Fall ersetzen. Körperlich aktive Menschen entwickeln übrigens seltener eine Depression als Bewegungsmuffel. Zahleiche Studien belegen, dass der Nutzen von Sport bei depressiven Verstimmungen vergleichbar mit der Wirkung einer Psycho- oder Pharmakotherapie ist.

Hilfe und viele gute Infos erhalten Betroffene und deren Angehörige bei www.deutsche-depressionshilfe.de

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