Zu wenig Geld für die Betreuung

BONN · Die Aids-Hilfe und die Aids-Initiative Bonn informieren über ihre Arbeit: Die Kürzung von städtischen Zuschüssen droht. "Positiv zusammen leben. Aber sicher!" - so lautet das Motto der diesjährigen Aids-Kampagne.

Zu wenig Geld für die Betreuung
Foto: dpa

Anfeindungen und Diskriminierungen behindern auch heute noch das "Zusammenleben" im Alltag der Personen, die mit dem HI-Virus infiziert sind. Und zum Pressegespräch der Aids-Hilfe und der Aids-Initiative Bonn mochte am Dienstag kein mit dem Virus infizierter Bonner dazukommen, um offen über seine Krankheit und den alltäglichen Umgang mit dem Virus zu sprechen.

Verwunderlich? "Nein", antwortet Christa Skomorowsky von der Aids-Initiative. Sie berichtete über die Erfahrungen, die sie bei der Beratung und Betreuung von Betroffenen tagtäglich macht: "Als ich eine an HIV erkrankte Person zum Orthopäden begleitete, sagte der Arzt so etwas wie: 'Da ziehe ich mir mal besser zwei Paar Handschuhe zur Untersuchung an, schließlich habe ich auch Kinder'."

Ähnliche Reaktionen kennt auch Jan Gentsch von der Aids-Hilfe. "Selbst bei Ärzten kommen irrationale Ängste hoch."

Bei Aids handelt es sich um eine tödliche Krankheit. Aber laut Umfrage stufen nur 29 Prozent der Bevölkerung HIV/Aids als gefährliche Erkrankung ein. 2011 haben sich geschätzt 2.700 Menschen in Deutschland mit dem HI-Virus infiziert. HI-Viren werden nicht beim Husten, Niesen, in der Krankenpflege oder gar in Schwimmbädern übertragen, sondern zu 90 Prozent durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und beispielsweise in einer geringen Prozentzahl durch Bluttransfusionen oder durch Spritzentausch beim Drogenkonsum.

"Es geht aber nicht um das Wissen - fast jeder weiß, wie es zu Übertragungen kommt -, sondern um das Verhalten der Menschen. Da ist die Primärprävention besonders wichtig. Außerdem die Kommunikation miteinander und mit gut ausgebildeten Leuten", sagte der Vorsitzende der Aids-Hilfe, Ronny Heintze. "So gut die Behandlungen heutzutage sind - die Menschen mit HIV werden immer älter - aber sich einer Jahrzehnte währenden Therapie auszusetzen, ist hart."

Die Aids-Initiative begleitet 225 von 435 HIV-Erkrankten in Bonn. 75 Personen davon werden intensiv betreut. Mindestens 150 Betroffene müssten eigentlich intensiv betreut werden. Beide Vereine werden von der Stadt bislang mit rund 215.000 Euro im Jahr unterstützt. Seit 2003 kämpfen sie gemeinsam für eine Erhöhung der Zuschüsse. Doch nun sollen Aids-Hilfe und Aids-Initiative künftig sogar mit 20.000 Euro jährlich weniger auskommen.

Der Geldgeber, die in finanziellen Nöten steckende Stadt will die Kürzung durch eine engere Kooperation der beiden Aids-Hilfeeinrichtungen ausgleichen. "Wir betreuen doch jetzt schon nur die Hälfte von denen, die wir betreuen sollten", klagte Michael Schäfer, Vorsitzender der Aids-Initiative.

Am Welt-Aidstag (Donnerstag) bauen die beiden Vereine einen Infostand in der Poststraße auf. Am Sonntag, 4. Dezember, findet von 12.30 bis 17.30 Uhr der 7. Bonner Nikolauf, ein Benefiz-Lauf zu Gunsten der Aids-Hilfe, statt. Die Verleihung des "Aha!"-Preises steht am Donnerstag, 8. Dezember, um 17 Uhr an. Dort werden besonders engagierte Menschen mit dem Aidshilfe-Award ausgezeichnet.

HIV-Test: Je schneller das HIV-Virus erkannt wird, desto besser kann es therapiert werden. Im Dezember starten das Gesundheitsamt und die Stadtwerke die Aktion "Steck den Kopf nicht in den Sand - lass dich auf HIV testen". Dazu werden 5.000 Plakate in und an Bussen und Bahnen angebracht. Das Gesundheitsamt, Engeltalstraße 6, bietet kostenlose und anonyme Beratung und HIV-Tests an. Offene Sprechstunde ist immer Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 8.30 bis 11 Uhr. Beratung unter der Rufnummer (0228)772567.

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