Zeugin taucht aus Sorge um ihre Sicherheit unter

Ehrenmord-Prozess: Psychotherapeut sagt aus

Bonn. Für einen heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen müssen sich derzeit ein 65 Jahre alter Syrer und sein 39 Jahre alter Neffe vor dem Landgericht verantworten. Weil sie die Ehre der streng muslimischen Familie verletzt habe, soll die 17-jährige Waffa im August 1993 umgebracht worden sein.

Aus Angst vor der Rache der Familie will die ältere Tochter des 65-Jährigen, welche sich 2004 mit Informationen über die Tat an die Polizei wandte, nicht vor Gericht erscheinen. Deshalb musste das Schwurgericht nun auch ihren Psychotherapeuten im Zeugenstand befragen.

Seit März 2003 war die 33-Jährige laut dem Psychologen bei ihm in Behandlung. "Erschüttert" sei die Patientin über den damaligen Vorfall gewesen: Ihr soll die tote Schwester im Wohnzimmer gezeigt worden sein. Dann sei ihr mit den Tod gedroht worden, wenn sie nicht schweige. Nach Ansicht des Therapeuten leidet die Frau unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auch von einer "Krise", in der sie aufgrund der Ermittlungen gegen die eigenen Familienangehörigen stecke, habe die 33-Jährige berichtet.

Von seiner Patientin erhielt der Psychologe einen Brief, den er dem Gericht übergab. Dieses Schreiben fertigte die 33-Jährige offenbar für den Fall an, dass ihr etwas zustoße. Es soll Details der Tat enthalten und an mehrere Personen verteilt worden sein. Am Montag traf sich der Therapeut nach eigenen Angaben zuletzt mit der Zeugin.

Die Frage eines Verteidigers nach der Adresse der 33-Jährigen musste der Psychologe auf Anweisung des Gerichts, das von einer "erheblichen Gefährdung" für die persönliche Sicherheit der Zeugin ausgeht, nicht beantworten. Der Prozess wird fortgesetzt.

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