Zeuge: Kim wollte das WCCB nie bauen

Es ist kein guter Tag für Man-Ki Kim und seine Mitangeklagten Michael Thielbeer und Ha-S. C.. Und auch kein guter Tag für die Stadt Bonn. Denn was der Mann aussagt, der zwei Tage lang im WCCB-Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer im Zeugenstand saß, belastet nicht nur Kim erheblich.

Bonn. Es ist kein guter Tag für Man-Ki Kim und seine Mitangeklagten Michael Thielbeer und Ha-S. C.. Und auch kein guter Tag für die Stadt Bonn. Denn was der Mann aussagt, der zwei Tage lang im WCCB-Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer im Zeugenstand saß, belastet nicht nur Kim erheblich.

Auch den damaligen Verantwortlichen der Stadt für das Projekt World Conference Center Bonn, Arno Hübner und Evi Zwiebler, dürfte nicht gefallen, was dieser Zeuge aus den USA schildert.

Demnach hatte Man-Ki Kim, der einst von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann als "Glücksfall für Bonn" gepriesene Investor, nie vor, das WCCB zu bauen. Und Hübner und Zwiebler sollen bereits im Juni 2005 von dem Zeugen erfahren haben, dass Kims SMI Hyundai schon für andere Bauprojekte kein Geld hatte. Aber wer ist dieser Zeuge und woher will er das alles wissen?

Michael Krause, 69, ein gebürtiger Deutscher, der seit 1953 in den USA zu Hause ist, kennt Kim gut. Krause, einst Offizier bei der US-Armee, war nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst Kims Berater bei dessen Aufträgen für das US-Verteidigungsministerium, Soldaten für den Irak-Krieg kulturell zu schulen. Heute führt Kims Frau die Firma - mit nach wie vor denselben Aufträgen.

Krause war es eigenen Angaben zufolge, der Kim an das Projekt WCCB heranführte: Denn Krause kannte Heinz Dieter Kals, der mit seiner IKBB für die Stadt Bonn nach deren gescheiterter Ausschreibung als einzig möglicher Investor in Frage kam.

Kals erhielt im März den auf drei Monate befristeten Rahmenvertrag, obwohl die städtischen Projekt-Verantwortlichen inklusive Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann da bereits wusste, dass er wegen Wirtschaftsvergehen vorbestraft war. In dieser Frist sollte Kals ein tragfähiges Konzept erstellen, um den Zuschlag zu bekommen.

Also suchte er Partner. Krause brachte ihn mit Kim zusammen, und vor Gericht geht es nun auch um die Fragen: Wieso wurde Kim am Ende alleiniger Investor? Hat er Kals ausgebootet? Und das mit dem Segen der Stadt Bonn? Krauses Aussage nun vor Gericht legt das nahe.

Denn eine Weile waren Kals und Kim unter dem Dach der IKBB gemeinsam marschiert, und Krause, der sich 2005 im SMI-Firmengestrüpp für Kim im Nahen Osten um Aufträge bemühte, war eine Art IKBB-Fraktionschef, bevor er im Juli 2005 von Kim gefeuert wurde. Später will er sogar von Kim bedroht worden sein.

Vor Gericht sagt Krause nun, dass er Hübner im Juni 2005 auf dessen Nachfrage erklärt habe, SMI Hyundai habe im Nahen Osten nur "kleinere Managementprojekte akquirieren können". Für große Bauprojekte habe das Kapital gefehlt.

Auch habe Hübner mehrfach nach Garantien des "Mutterkonzerns Hyundai" gefragt, insbesondere nach einer verpflichtenden Patronatserklärung. Die hatte, wie das Rechnungsprüfungsamt später dokumentierte, auch der ehemalige städtische Berater Michael Thielbeer mit Schreiben vom 6. Juli 2005 der Stadt in Aussicht gestellt: "(...) kann durch eine Patronatserklärung die Stellung der Stadt Bonn im Hinblick auf das langfristige Betreiberrisiko erheblich verbessert werden".

Die WCCB-Serie WCCB - Die Millionenfalle: Alle Teile der Serie im SpecialDoch einen solchen verbindlichen Persilschein des angeblichen "Mutterkonzerns" gab es nie. Krause zufolge suggerierte Kim während des gesamten Planungsprozesses im Juni 2005, hinter ihm stehe der große Hyundai-Konzern. Auch gegenüber der Stadt Bonn.

Thielbeer hat insgesamt wenig Grund, sich über Krauses Auftritt vor Gericht zu freuen.

Über ihn sagt der Zeuge: Thielbeer habe ihm als damaligem Vorstandsvorsitzenden der IKBB die Rechnung für die Beraterleistung über 32 000 Euro an die Stadt präsentiert. Er sei irritiert gewesen, denn in den USA sei so etwas als Doppelzahlung illegal. Aber Thielbeer habe ihm erklärt, das sei mit Frau Zwiebler so abgesprochen.

Er, Krause, habe dafür eine Bestätigung verlangt, und wenig später habe Thielbeer ihm die Rechnung erneut vorgelegt mit einer handschriftlichen Notiz von Frau Zwiebler. Bezahlt habe er sie dennoch nicht, denn Kals habe ihm gesagt: "Zahl nicht." Später habe Thielbeer ihn gefragt: "Gibt es eine Möglichkeit, direkt für IKBB zu arbeiten?"

Mit Frau Zwiebler, so der Zeuge Krause, habe er Anfang 2006 auch über die finanzielle Situation von SMI Hyundai geredet und darüber, dass er von Kim bedroht worden sei. Doch die habe nicht etwa überrascht oder sogar entsetzt reagiert. Und sie habe auch nicht, wie er erwartet hätte, gesagt: "Das könnte Einfluss auf unsere Entscheidung haben."

Vor allem eine Aussage Krauses belastet Kim schwer: Danach habe Kim zu ihm bereits im Juni 2005, sechs Monate vor der Pro-Kim-Entscheidung des Stadtrats, gesagt: "Wir erhalten den Vertrag und wir verkaufen ihn wieder." Kims anwaltlicher Berater C. habe sich zuvor in ähnlicher Richtung geäußert.

Sollte diese Aussage stimmen, würde das bedeuten: Kim hatte nie vor, das WCCB fertig zu bauen und 30 Jahre lang zu betreiben. Seine späteren doppelten WCCB-Anteilsverkäufe an Arazim (Zypern) und Honua (Hawaii) zu Beginn der Bauphase sprechen für Krauses Aussage. Der will Kim damals die Leviten gelesen haben: Das passiere nicht, so lange er dabei sei. Dem Gericht erklärt Krause nun: Dieses Bonner Projekt sei für ihn als Deutschstämmiger eine Herzensangelegenheit gewesen.

Der Verteidigung gefällt Krauses Aussage gar nicht, sie versucht ihn mit Fragen zu demontieren. Doch selbst die Frage von Anwalt Walther Graf an Krause, warum er Kim bei der Einwanderungsbehörde und dem FBI schließlich als Ziel deutscher Strafverfolgung angezeigt habe, und ob es aus Rache geschehen sei, bringen den Zeugen nicht aus der Fassung. Nein, bleibt Krause höflich, das habe er als verantwortungsbewusster Staatsbürger und pensionierter Soldat für seine Pflicht gehalten.

Auf der Suche nach der Wahrheit in diesem komplexen und transatlantischen Fall reist das Gericht zusammen mit Staatsanwälten und Verteidigern morgen erstmals ins Ausland: In den USA sollen in der nächsten Woche vier Zeugen gehört werden.

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