World Conference Center: Absage der FDP überrascht nicht

Vor den Liberalen haben schon andere Kunden Verträge storniert - Oberbürgermeister zeigt Verständnis

Bonn. "Das ist schon sehr schön hier", schwärmte Guido Westerwelle. Das war am 2. Oktober, als er das World Conference Center Bonn (WCCB) besichtigte. Oder besser gesagt: die Baustelle.

Damals hoffte der Bonner noch, das Gebäude würde rechtzeitig fertig, um den Bundesparteitag seiner FDP dort abhalten zu können - am 24. und 25. April. Jetzt haben die Liberalen die Reißleine gezogen. "Aufgrund der Verzögerungen beim Bau des World Conference Centers in Bonn werden wir nun Köln und Düsseldorf als mögliche Standorte prüfen", teilte die kommissarische Bundesgeschäftsführerin Gabriele Renatus am Montagabend mit.

Dabei hatte alles so gut angefangen. "Die ersten Buchungen für 2009 liegen uns bereits vor", sagte Matthias Schultze im Oktober 2007 dem General-Anzeiger. Damals war er Vize-Präsident des WCCB-Investors SMI Hyundai.

Inzwischen ist er diesen Job los, und der Investor ist bekanntlich Pleite. Das Desaster um jenen Bau, der das Prunkstück des Strukturwandels werden sollte, hat nicht nur den Zeitplan für die Fertigstellung völlig durcheinander gebracht. Jetzt hofft Holger Voskuhl, Pressesprecher des Insolvenzverwalters Christopher Seagon, dass das WCCB "Mitte kommenden Jahres" fertig wird.

"Hundertprozentig kann ich das aber auch nicht sagen. Da gibt es doch noch viele Unwägbarkeiten", sagte er dem GA am Montagabend. Voskuhl findet es "schade", dass die FDP ihren Parteitag in Bonn abgesagt habe. "Er wäre ein toller Auftakt zur Eröffnung des WCCB gewesen."

Zugleich zeigte er Verständnis für die Entscheidung der Liberalen: "Es ist doch selbstverständlich, dass die nicht Gefahr laufen wollten, ihren Parteitag in einem unfertigen Bau durchführen zu müssen."

Nach GA-Informationen ist die Bundes-FDP nicht der erste Kunde, der der Betreibergesellschaft des Kongresszentrums abgesprungen ist. Unmittelbar nach Bekanntwerden des finanziellen Desasters vor einem halben Jahr, der zu den Verhaftungen der Mit-Verantwortlichen Young-Ho Hong und Michael Thielbeer führte und einen Baustopp auslöste, stornierten große Konzerne und Unternehmen ihre Verträge mit der Gesellschaft. Trotz der FDP-Absage gibt sich Voskuhl optimistisch: "Wir gehen davon aus, dass es dann auch andere Großveranstaltungen wie Parteitage im WCCB geben wird."

Optimistisch war auch Westerwelle, als er am 2. Oktober die Baustelle besichtigte: "Wir haben bislang keine Alternative zu Bonn." Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der sich derzeit in Kopenhagen aufhält, sagte am Montagabend dem GA, er sei vor einigen Tagen von der FDP über die Absage informiert worden.

"Ich habe da volles Verständnis für. Als Veranstalter braucht man Sicherheit." Jetzt hofft er, das - wie geplant - das Global Media Forum der Deutschen Welle im WCCB stattfinden kann. Vom 21. bis 23. Juni 2010.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Thomas Spang, Washington,

zu den Zwischenwahlen
Absage an Trump
Kommentar zu den Zwischenwahlen in den USAAbsage an Trump
Aus dem Ressort