Wolfgang Schäuble auf Irrfahrt

Fahrer bringt Minister zunächst zur alten Unterkunft statt zur Eröffnungsfeier des Bundesamtes Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Wolfgang Schäuble auf Irrfahrt
Foto: Malsch

Lengsdorf. Zunächst war er leicht verstimmt, doch dann hatte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble seinen Humor wiedergefunden.

"Wir kennen die alte Liegenschaft so gut, dass wir erst noch eine Stadtrundfahrt gemacht haben", sagte er, als er mit fast 30-minütiger Verspätung am Samstag in Lengsdorf eintraf. In der Provinzialstraße weihte er offiziell den Sitz des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sowie des Technischen Hilfswerks (THW) ein.

Sein Fahrer hatte sich verfahren und ihn zum alten Gebäude nach Bad Godesberg gebracht. "Im Gegensatz zu meinem Vorgänger bin ich normalerweise immer relativ pünktlich", entschuldigte sich der Minister vor geladenen Gästen aus Politik, von Sicherheitsbehörden und Hilfsorganisationen mit einem kleinen Seitenhieb auf Otto Schily.

400 Mitarbeiter arbeiten bereits seit einem Jahr in der Provinzialstraße. Das Haus vereinigt nach den Worten Schäubles "klare Linien und gläserne Transparenz" in sich. Er unterstrich, dass sich die Aufgabenteilung von Zivil- und Katastrophenschutz bewährt habe, er aber an neue Herausforderungen angepasst werden müsse.

Der Minister nannte Naturkatastrophen und Terroranschläge. Im Hinblick auf den Bevölkerungsschutz unterstrich er, dass überregionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit an Bedeutung gewinne, um in Katastrophenfällen schnell und effizient Hilfe leisten zu können. Der Erfolg solcher Einsätze hinge entscheidend von der Qualität der Koordination ab.

Schäuble weiter: "Deswegen ist es gut, wenn wir mit dem BBK eine etablierte, mit Blick auf die vielfältigen Akteure aber auch neutrale Einrichtung haben, die sich, neben konzeptioneller Grundlagenarbeit, vor allem dieser Aufgabe verpflichtet fühlt, während das THW sich voll auf seine operativen Aufgaben konzentrieren kann".

Der Minister würdigte die Arbeit der im Bevölkerungsschutz tätigen 1,8 Millionen ehrenamtlichen Helfer. Sie seien Leistungsträger. So stütze sich das THW zu 99 Prozent auf bürgerschaftliches Engagement. "Eine hundertprozentige Sicherheit im menschlichen Leben gibt es nicht, aber wenn was passiert, müssen wir möglichst viel Hilfe geben", sagte er.

"Wir sind gut vorbereitet." Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann hob die Bedeutung des BBK/THW für die Stadt Bonn hervor. Gerade in der Katastrophenprävention spiele die Bundesstadt eine große Rolle. Die beiden Präsidenten, Christoph Unger und Albrecht Broemme, betonten die "gute Nachbarschaft in dieser schönen Stadt".

Zum Abschluss der offiziellen Feier segneten Dechant Alfons Adelkamp und Pfarrer Wolfgang Harnisch das Gebäude und seine Mitarbeiter. Das BBK ist ein noch junges Amt. 2004 gegründet, versteht es sich als Dienstleistungszentrum des Bundes für die Behörden aller Verwaltungsebenen sowie für die im Bevölkerungsschutz mitwirkenden Organisationen.

Das THW, 1950 gegründet, hilft bei Unwetter, Hochwasser und anderen Katastrophen, auch im Ausland, und leistet Nothilfe bis zum Wiederaufbau. Rund 80 000 Menschen engagieren sich bundesweit in ihrer Freizeit für das THW, das eng mit Feuerwehr, anderen Hilfsorganisationen, Polizei und Bundespolizei zusammenarbeitet.

Vom Leistungsspektrum des BBK und THW überzeugten sich am Samstag viele Menschen beim Tag der offenen Tür. Die Helfer präsentieren unter anderem Einsatzfahrzeuge, einen Flugsimulator und die Trinkwassernotversorgung. Die Show stahlen ihnen aber die Vierbeiner: Mit ihrer Wendigkeit, Schnelligkeit und guten Spürnase sind die Hunde im Einsatz unersetzbare Helfer für die Retter.

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