Stadtwerke Bonn 250 Bus- und Bahnfahrer demonstrierten

BONN · Rund 250 Bus- und Bahnfahrer sowie Werkstatt-Mitarbeiter der Stadtwerke Bonn haben aus Sorge um ihre Arbeitsplätze am Mittwochabend demonstriert. Sie zogen vom Stadtwerke-Haus in der Theaterstraße zum Stadthaus, wo der Planungsausschuss tagte.

Dort stand ein eigentlich harmlos wirkender Antrag auf der Tagesordnung des Ausschussvorsitzenden Rolf Beu (Grüne): Er sieht vor, einen Vertreter der Nahverkehrs-GmbH traffiQ aus Frankfurt einzuladen, damit dieser den Bonnern das dortige Modell vorstellt, das auch das Ausschreiben von Leistungen an Privatfirmen vorsieht. "Wir wollen uns nur informieren", sagte Beu und findet: "Einen unauffälligeren Antrag kann man gar nicht stellen."

Das sehen die Stadtwerker und die Gewerkschaft Verdi anders. Man habe ein hartes Restrukturierungsprogramm bei den SWB mitgemacht und eine Absenkung der Gehälter akzeptiert, um die Jobs der Fahrer zu sichern, erinnert SWB-Betriebsrätin Monika Pohl. "Aber auf die seit 2009 versprochene Beschäftigungssicherung warten wir bis heute." 2013 habe der Stadtrat das Thema zweimal abgesetzt. Pohl: "Wir haben alles gebracht, was verlangt wurde, aber der Gegenpart wurde nicht erfüllt." Man werde nur vertröstet.

Insofern bewertet auch Verdi-Mann Peter Büddicker die Kontaktaufnahme mit dem traffiQ-Betrieb als Schwenk, der zu Irritationen führe. Er glaubt deshalb: "Hier geht es unter Umständen nicht nur darum, Rat einzuholen, sondern eine ganz andere Art von Nahverkehr aufzuziehen." Gerade in Hessen sei man ausgeschert aus der Tariflandschaft und favorisiere ein anderes Modell, das auf Auftragsvergabe und Subunternehmer setzt. Unterdessen meldete sich auch traffiQ zu Wort. Man zahle weder Dumpinglöhne, wie Verdi meine, sondern einen Grundstundenlohn zwischen 11 und 12 Euro, erklärte Pressesprecher Klaus Linek. Auch ermögliche das "Frankfurter Modell" eine Ausweitung allein im Busverkehr von 12 auf 16 Millionen Fahrkilometer, was neue Arbeitsplätze geschaffen habe.

Mit Privatfirmen hat Bonn schlechte Erfahrungen gemacht. Vor Jahren fuhren Firmen wie Legner, Linjebus und Connex manche Linien anstelle der SWB. Nach gravierenden Lenkzeitverstößen kündigten die SWB die Aufträge. Viele erinnern sich noch, dass ein Legner-Fahrer Schlagzeilen machte, als er auf der Suche nach einer Abkürzung mit einem Gelenkbus am Dornheckensee stecken blieb. Als Folge gründeten die Stadtwerke selbst eine eigene "Billigtochter", die SWB Mobil.

Was verdient eigentlich ein Busfahrer?

Busfahrer ist nicht gleich Busfahrer, was den Verdienst angeht: Langgediente SWB-Fahrer, die noch in der "Altgesellschaft" der Stadtwerke angestellt sind, verdienen 2890 Euro brutto im Monat (17,04 Euro pro Stunde). Neu eingestellte Fahrer werden in der Billigtochter SWB-Mobil beschäftigt, für die seit 2008 ein anderer Tarif gilt, der so genannte TV-N (für Nahverkehr).

In diesem Tarifgefüge bekommt ein SWB-Busfahrer ein Monatsgehalt von nur noch 2117 Euro brutto (12,49 Euro pro Stunde). Die Absenkung der Gehälter war für die Gewerkschaft ein Kraftakt, der an der Basis schwer durchzusetzen war. Im Gegenzug winkten die Arbeitgeber aber mit einer zehnjährigen Beschäftigungsgarantie. Ein Busfahrer, der bei Privatfirmen angestellt ist, erhält noch weniger Gehalt, nämlich 1927 Euro (11,53 Euro pro Stunde).

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