Rauchverbot in den Kneipen Wirte halten sich auch an Karneval an das Gesetz

BONN · Was früher nur für Hunde galt, ist seit dem 1. Mai 2013 in ganz NRW auch für Raucher Vorschrift in der Gastronomie: "Wir müssen leider draußen bleiben." Sehr zum Ärger der Wirte, die Umsatzrückgang fürchten; der Raucher, die ständig vor die Tür müssen; der Nichtraucher, die ständig allein auf die Rückkehr der Raucher warten müssen. Zum ersten Mal ist diesem Jahr ist der Karneval vom Nichtraucherschutzgesetz betroffen. Wie läuft's in Bonn?

 Raucher stonn zesamme: Viel los vor der Kneipe "Zum Gequetschten" am Friedensplatz.

Raucher stonn zesamme: Viel los vor der Kneipe "Zum Gequetschten" am Friedensplatz.

Foto: Moritz Rosenkranz

Eins steht fest: Viele, wenn nicht alle Raucher sind genervt, sich ständig durch das Gedränge nach draußen schlängeln zu müssen. "Das ist einfach total ungemütlich", sagen Christina Propp und Yvonne Gilles einhellig. Sie stehen mit Zigarette gezwungenermaßen vor der Kneipe "Zum Gequetschten" am Friedensplatz, neben rund 20 weiteren Rauchern. "Man raucht zwar etwas weniger, aber die Stimmung ist blöd, weil man einfach nicht in der Gruppe zusammenbleibt", ergänzt ihre Freundin Christina Potzees.

Ein paar Meter weiter friert Tessa Liermann vor dem Sudhaus. Sie ist extra aus Köln nach Bonn gekommen, "weil es hier gemütlicher ist". Doch auch sie muss mit ihrer Begleitung Timo Becker zum Rauchen vor die Tür. "Zum Kölsch gehört 'ne Zigarette", sagt Liermann wie selbstverständlich. Und zündet sich gleich die nächste an, obwohl ihr draußen viel zu kalt ist. Sie hält gar nichts von der Regelung: "Draußen ist es kalt und schmutzig. Das macht einen doch krank. Außerdem verliert man seinen guten Platz in der Kneipe, den man sich vorher erkämpft hat."

Unannehmlichkeiten, die Ragnar Fleischmann seinen Gästen gerne ersparen würde. Er betreibt neben dem "Nyx" auch das "Himmel und Hölle" und sagt: "Uns bereitet das Rauchverbot viele Probleme, gerade wenn es voll wird." Bis zu 200 Jecken passten dann in das "Himmel und Hölle". "Das Personal ist angewiesen, darauf zu achten, dass nicht geraucht wird. Aber wenn es einer verdeckt macht oder auf der Toilette haben wir keine Chance. Wir können ja nicht überall gleichzeitig sein." Vorbeugend hat Fleischmann viele Verbotsschilder angebracht. Doch ob die helfen?

Vor allem zu fortgeschrittener Uhrzeit steigt die Chance, dass sich die Menschen angetrunken aus alter Gewohnheit eine Zigarette anstecken. "Die ganze Situation ist unbefriedigend", sagt Fleischmann. Denn wenn das Ordnungsamt einen rauchenden Gast in einer Kneipe erwischt, muss auch der Wirt zahlen. Zunächst 200 Euro, im Wiederholungsfall 400 bis 2500 Euro. Für den eigentlichen "Sünder" werden zunächst 35 und dann 70 Euro fällig. Gestern war das Ordnungsamt zwar verstärkt in Beuel unterwegs, doch die Stadt teilt mit, dass immer mit Kontrollen gerechnet werden muss.

Heinrich Knieps wird damit keine Probleme haben. Er betreibt das Wirtshaus Salvator in der Innenstadt und hat bereits 2011 das Rauchen komplett verboten. "Natürlich haben die Leute damals an Karneval gemeckert. Aber Rauchen war für mich immer ein Sicherheitsrisiko, gerade bei so vielen Menschen."

In der Altstadt sind die Bürgersteige vor den Kneipen gestern ähnlich bevölkert wie in der Innenstadt. Und auch das Verständnis bei den Jecken ist ähnlich gering: "Wenn es voll wird, muss man sich in vielen Kneipen wieder hinten anstellen", beklagt Melanie aus Bonn. Sie ist mit Kumpel Dennis und Olli aus Kehl am Rhein unterwegs: "Bei uns darf in den Kneipen noch geraucht werden. Da ist die Welt noch in Ordnung", schwäbelt der Baden-Württemberger, noch immer verwundert über die Zustände in Bonn.

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