Wetter in Bonn Wie Biowetter unser Befinden beeinflusst

BONN · Der Bonner Meteorologe Carsten Brandt erklärt es: Wissen Sie, wann Schiedsrichter bei Fußballspielen die meisten gelben und roten Karten zücken? Bonns Meteorologe Carsten Brandt weiß es: Bei extremer Hitze steigt auch die Hitzigkeit auf dem Spielfeld. Und Studien aus Australien belegen, dass dort in besonders heißen Nächten die Kriminalitätsrate am höchsten ist.

 "Wettermann" und Buchautor Carsten Brandt.

"Wettermann" und Buchautor Carsten Brandt.

Foto: Privat

Das Wetter, da ist Brandt sicher, hat starken Einfluss auf unser Befinden. In seinem neuen Buch "Biowetter. Leben mit dem Wetter" erklärt er die Zusammenhänge von Wetterlagen und gesundheitlichen Problemen.

Einer der Gründe für sein Buch war die Erfahrung, dass wetterfühlige Menschen häufig nicht ernst genommen werden und dass sich Mediziner und Meteorologen schwer tun, die Auswirkung des Wetters auf den Menschen anzuerkennen und zu erforschen, erklärt Brandt. Außerdem sei aus Schweden, wohin er seine Erkenntnisse über das Biowetter schon seit langem liefert, immer wieder nach einer grundsätzlichen Abhandlung gefragt worden.

Dass mancher Meteorologe in Deutschland das Biowetter als Unsinn bezeichnet, kann der Bonner nicht nachvollziehen, zumal das Wissen um den Einfluss des Wetters auf den Körper uralt sei. Und auch der Deutsche Wetterdienst unterhält ein Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung, das täglich aktuelle Informationen über eine mögliche Beeinträchtigung beziehungsweise Gefährdung der Gesundheit durch das Wetter im Internet bereitstellt.

Das Internet ist es auch, das Brandt und sein Team vom Wetterdienst "Donnerwetter" genutzt haben, um den Zusammenhang zwischen körperlichen Symptomen und bestimmten Wetterlagen zu untersuchen. Bereits seit dem Start ihrer Internetseite im Jahr 1996 sammeln die Donnerwetter-Meteorologen die Rückmeldungen und Erfahrungen ihrer Nutzer. Für das Buch nun wurde die Untersuchung erweitert und auch die Suchanfragen großer Internet-Suchmaschinen ausgewertet und mit dem Wetter abgeglichen.

Das Ergebnis war laut Brandt eindeutig: Bei bestimmten Wetterlagen stieg die Anfrage nach bestimmten Krankheitssymptomen schlagartig. So sei bei heranziehenden Gewitterfronten besonders häufig nach Epilepsie gesucht worden, was angesichts der elektrischen Spannungen bei Gewitter im direkten Zusammenhang stehe: "Und den konnten wir so erstmals eindeutig nachweisen."

Die Ergebnisse der Untersuchungen hat Brandt in seinem Buch zusammengefasst, und dort können die körperlichen Symptome nun wie in einem Bio-Lexikon nachgeschlagen werden, von Angina pectoris über Kopfschmerzen bis hin zu Unfallgefahr. Inklusive Tipps, wie wetterfühlige Menschen mit dem Wetter leben können.

Dass diese Methode nicht repräsentativ ist, weiß Brandt. Aber sie ist für ihn, wie er sagt, doch der Beweis für die Abhängigkeit des Menschen von Wetterphänomenen. "Der Mensch ist ein Barometer", ist der Meteorologe aus Leidenschaft, der schon als Schüler entsprechende Forschungen betrieb, sicher.

Die meisten Menschen in Bonn werden ihm wohl Recht geben: Und vor allem Zugezogene können ein Lied davon singen: Die für die hiesige Region so typische Schwüle führt nicht selten zu Kopfschmerzen und Schlappheit. Der gebürtige Bonner Carsten Brandt stellt dem hiesigen Wetter dennoch insgesamt ein gutes Zeugnis aus: "In Bonn lässt es sich gut leben."

Das Buch "Biowetter - Leben mit dem Wetter" ist im Buchhandel und online erhältlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort