Wenn der Eifelföhn weht

Übers Jahr gesehen profitiert die Region Bonn von ihrer Lage am Rande des Mittelgebirges

Bonn. Hohe Temperaturen, nur wenig Regen, und mit Sturm muss man auch nur selten rechnen. Diese Aussagen sind nicht einem Reiseführer für eine Mittelmeerregion entnommen, sondern beziehen sich tatsächlich auf den Raum Bonn.

Der Eindruck mag in diesen Tagen täuschen: Aber Bonns klimatischer Vorteil ist ein Wetterphänomen namens Eifelföhn. Dem Eifelföhn hat Bonn zumindest die geringen Niederschlagsmengen von 600 bis 700 Liter pro Quadratmeter im Jahr und die vergleichsweise höheren Temperaturen zu verdanken.

"Auf der anderen Rheinseite gibt es schon mal 30 Prozent mehr Niederschlag", sagt auch Professor Andreas Bott vom Meteorologischen Institut der Uni Bonn. Doch warum hat gerade Bonn dieses Glück? Da spielen sich geografische Lage und Windrichtung den Ball zu.

Oft kommt der Wind in der Bonner Region aus Süden oder Südwesten. Bevor die Luft also in Bonn ankommt, wird sie bei diesen Bedingungen gegen das Eifelgebirge gedrückt. "Feuchte Luft regnet sich dann auf der windzugewandten Seite des Berges ab" sagt Botts Institutskollege Professor Andreas Hense.

Auf der anderen Seite steige die trockene Luft dann an und erwärme sich dabei. Bei diesen Windbedingungen ergibt sich daraus deutlich weniger Niederschlag, und wärmer als in den Nachbarregionen ist es auch.

Doch das Gebirge schützt die Region nicht nur vor Regen, sondern kann auch starke Winde in Schach halten. "Von 1995 bis 2006 gab es in Bonn nur zirka 62 Sturmtage, im gleichen Zeitraum waren es in Düsseldorf rund 100", sagt Guido Halbig vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Dies sei vor allem aufgrund der geschützte Lage durch die Gebirge zu erklären.

Diese Fakten unterstützen auch den Eindruck von Albert Lehmann, Einsatzleiter der Bonner Feuerwehr, dass Bonn von Schlecht-Wetter-Einflüssen eher verschont bleibe. "Das Gewitter zieht meist überall hin, nur nicht nach Bonn", schildert Lehmann seine Erfahrungen. Als Einsatzleiter hat er bei Wetterwarnungen die Sturm- und Gewitterfronten per Radarbild immer gut im Blick.

Ob der Eifelföhn auch auf Gewitterereignisse Einfluss hat, ist allgemein nicht zu klären. Gewitter seien im Gegensatz zu den Windströmungen lokal begrenzt, sagt Halbig vom DWD. Sie müssen, auch bei entsprechenden Windbedingungen, die Eifel nicht unbedingt passieren.

Diese positiven Standortbedingungen schlagen sich indes bei Versicherungen für Wohngebäude nicht nieder.

Ganz im Gegenteil wird der Raum Bonn vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sogar als Risikogebiet betrachtet. Bei der groben Einteilung in zwei unterschiedliche Sturmzonen liegt Bonn in Zone Zwei, der ungünstigen Variante für die Prämie.

"Unsere Daten bestätigen die Einschätzung des GDV", sagt Christoph Hartmann von der Provinzial Rheinland. Die Kalkulation stütze sich nicht nur auf meteorologische Risiken, sondern auch auf tatsächliche Schäden. Diese können in einer Region mit vielen Altbauten auch bei wenigen Sturmtagen hoch sein. Der Unterschied zwischen den Prämien für die verschiedenen Zonen liegt Ulrich Bockrath (AXA-Versicherungen) zufolge bei zirka 30 Prozent für die Sturmabdeckung.

Windstärke 9 Meteorologen sprechen erst ab Windgeschwindigkeiten von 75 bis 88 Stundenkilometern von einem Sturm. Das entspricht Windstärke 9. Laut Deutschem Wetterdienst können bei diesen Geschwindigkeiten Äste abbrechen und Dachziegel abgehoben werden. Gebäudeversicherungen zahlen in der Regel ab Windstärke 8 (62 bis 74 km/h) die Reparaturen für entstandene Schäden.

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