WCCB: Razzia in Bonn, Verdächtige verhaftet

Durchsuchung im Regierungsviertel und im Stadthaus - Staatsanwaltschaft rückt bundesweit mit 70 Polizisten an

WCCB: Razzia in Bonn, Verdächtige verhaftet
Foto: Barbara Frommann

Bonn. (ga) In die Affäre um den Bau des Kongresszentrums World Conference Center in Bonn (WCCB) hat sich die Bonner Staatsanwaltschaft am Dienstag mit einem Paukenschlag eingeschaltet: Nach GA-Informationen wurden Young-Ho Hong, Architekt und Generalübernehmer des WCCB, und Geschäftsführer Michael Thielbeer festgenommen aufgrund eines Haftbefehls. Gegen SMI-Hyundai-Chef Man-Ki Kim soll ebenfalls Haftbefehl erlassen worden sein.

Mit 14 gerichtlichen Beschlüssen durchsuchten Staatsanwälte und fast 70 Polizeibeamte aus Bonn und dem Landeskriminalamt Düsseldorf Privat- und Geschäftsräume der drei Beschuldigten in Bonn, Berlin, Düsseldorf und Hessen, sowie Büros im Bonner Stadthaus und der Sparkasse KölnBonn.

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass sie gegen die drei Protagonisten des WCCB ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betruges und der Untreue zum Nachteil des Stadt sowie der Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr eingeleitet hat. Thielbeer und Hong wurden dem Haftrichter vorgeführt und bis in die Nacht vernommen.

Am WCCB waren Staatsanwälte und Kriminalisten stundenlang auf Spurensuche. Am Nachmittag trugen sie Unterlagen gleich kartonweise aus dem alten Plenarsaal. Auch im Stadthaus suchten Ermittler nach Beweisen.

Am Abend erklärte der für die Bekämpfung von Korruption zuständige Abteilungsleiter der Staatsanwaltschaft, Fred Apostel, auf GA-Anfrage: "Wir haben sehr, sehr viele Unterlagen sichergestellt, die wir nun alle auswerten." Apostel versicherte auch, dass die strafprozessualen Maßnahmen den Baufortschritt des WCCB nicht behindern würden. Unterlagen, die dafür benötigt würden, stünden den Unternehmen uneingeschränkt zur Verfügung. Die Ermittlungen müssten nun klären, ob Gelder, die dem WCCB gegebenenfalls nicht zugeführt worden seien, noch vorhanden seien.

Im Rathaus verbreitete sich die Nachricht von den Ermittlungen wie ein Lauffeuer. Nach GA-Informationen traf Oberstaatsanwalt Apostel gegen 9 Uhr im Stadthaus ein und stellte unter anderem im Büro von Bürgeramtsleiterin Evi Zwiebler Akten sicher.

Zwiebler war bis zu ihrem Rücktritt am vorigen Mittwoch städtische Projektleiterin des WCCB. Sie hatte "nach Angriffen und Unterstellungen" auf ihre Person die Oberbürgermeisterin gebeten, sie auch aus gesundheitlichen Gründen von dieser Aufgabe zu entbinden.

Der Presse teilte Bärbel Dieckmann (SPD) mit, es werde niemand in der Stadtverwaltung beschuldigt. Die Oberbürgermeisterin erklärte weiter, sie habe der Staatsanwaltschaft versichert, die Stadt werde alles tun, um zur Aufklärung beizutragen und die Ermittlungen zu beschleunigen.

Am Nachmittag informierte sie die Vorsitzenden der Ratsfraktionen. Derweil forderte Bonns CDU-Chef Axel Voss Bärbel Dieckmann zum Rücktritt auf. Sie solle die politische Verantwortung übernehmen und ihren bereits gewählten Nachfolger Jürgen Nimptsch (SPD) ans Ruder lassen.

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