Warnstreik in Bonn Volle Taxen und leere Bahnsteige

BONN · Beim zweiten großen Warnstreiktag blieb das ganz große Chaos aus. Viele hatten Verständnis für die Forderungen der Streikenden.

In der Warteschlange stehen Menschen vor dem Hauptbahnhof und warten auf das nächste freie Taxi.

In der Warteschlange stehen Menschen vor dem Hauptbahnhof und warten auf das nächste freie Taxi.

Foto: Roland Kohls

Der Hinweis auf dem Schild an der Haltestelle der Linie 66 in Ramersdorf ist eindeutig: "Parken nur bei Weiterfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln". Öffentliche Verkehrsmittel fuhren am Mittwoch nicht, der Parkplatz war trotzdem rappelvoll. Ansonsten war der Platz rund um die Haltestelle menschenleer.

Offensichtlich wurde am Mittwoch niemand vom Streik überrascht. Das bestätigt auch der Taxifahrer, der hier keine Kundschaft findet. "Nein, die sind alle informiert" meint er, bevor zwei Handys auf einmal klingeln. "Aber ansonsten haben wir gut zu tun", ruft er noch durch das offene Fenster.

Am Konrad-Adenauer-Platz war es selten so ruhig wie am Mittwochmorgen. An den Haltestellen der Stadtbahnlinie 66 steht niemand an den Bahnsteigen. Auf den Fahrspuren hingegen stehen die Autos dicht gedrängt in Richtung Bonn. "Die, die fahren mussten, sind zu anderen Uhrzeiten oder mit dem Rad gefahren. Einige Kollegen, die von weiter weg nach Bonn fahren mussten, hatten sich für den Streiktag Urlaub genommen", sagt Birgit Landsberg, die die Gleitzeit ihres Arbeitgebers voll ausschöpft hat und erst um 9.30 Uhr den Dienst antritt.

An den Bushaltestellen in Bad Godesberg herrscht um kurz nach halb acht gähnende Leere, auch Autofahrer haben auf den wenig gefüllten Straßen keine Stauprobleme. Am Bahnhof sieht das anders aus. Die vollen Bahnsteige sind zwar kein ungewohntes Bild. Wohl aber die zahlreichen Autos, die vor dem Gebäude halten.

"Das nervt wirklich tierisch"

"Wir mussten umplanen. Normalerweise fahren wir mit Bus und Bahn", sagt eine Bad Godesbergerin, die für die Streikenden kein Verständnis hat. "Das nervt wirklich tierisch." Die meisten allerdings sind anderer Meinung. Und viele sind bei dem sonnigen Wetter ohnehin auf das Fahrrad umgestiegen.

Notgruppe in der städtischen Kita Lengsdorf am Kreuzbergweg: Morgens um 8.30 Uhr sind gerade einmal eine Handvoll Kinder dort. Die meisten Eltern haben offensichtlich privat eine Betreuung organisiert. Eine Mutter zeigt großes Verständnis für den Streik. Sie sagt, dass Erzieherinnen einen harten, verantwortungsvollen Job leisten, aber dafür nicht angemessen entlohnt würden. Aber sie könne natürlich ihre Kinder nicht ständig anderswo unterbringen. Deshalb hofft sie, dass sich Arbeitgeber und -nehmer bald einigen.

Auf den Autobahnen ist es im frühen Berufsverkehr verhältnismäßig ruhig. Ein Polizist hatte mit deutlich mehr Behinderungen gerechnet. Der Stop-and-go-Verkehr kommt erst später.

Auf der Flughafenautobahn Richtung Südbrücke sind die Fahrzeuge gegen 9 Uhr zum kollektiven Stillstand gekommen. Ähnlich sieht es auf der A560 zwischen Siegburg und Sankt Augustin aus. Dagegen kommen die Autofahrer auf der B 6 Richtung Beuel relativ zügig voran.

Bonner Verteilerkreis als Nadelöhr

Zum Nadelöhr entwickelt sich einmal mehr der Bonner Verteilerkreis, und um 9.30 Uhr sind auch der Lievelingsweg Richtung Potsdamer Platz und die Bornheimer Straße Richtung Innenstadt ziemlich verstopft. Gegen 16.30 Uhr führten zwei Auffahrunfälle auf der A565 (Höhe Auerberg Richtung Siegburg und kurz vor dem Dreieck Beuel Richtung Meckenheim) zu Staus, die sich bis auf die innerstädtischen Straßen auswirkten. Laut Polizei wurden bei den Kollisionen zwei Menschen leicht verletzt.

Im städtischen Kindergarten Metzental hat Leiterin Dagmar Naß mit einigen Kolleginnen eine Notfallgruppe eingerichtet. Zwar streike auch ihre Einrichtung, "aber wir wollten nicht, dass die Eltern unter dem Streik leiden müssen". Diese zeigten aber großes Verständnis: "Die Eltern sind sehr kooperativ und verständnisvoll, es herrscht eine große Akzeptanz."

Wohl auch deshalb unterstützten sie den Streik, in dem sich die meisten um andere Betreuungsplätze bemühten: "Nur" vier Kinder wurden am Mittwochmorgen beim Kindergarten vorbeigebracht.

Auch in den Mensen des Studentenwerkes streikten einige Mitarbeiter. Deshalb konnten die Mensen statt den üblichen fünf, nur ein Tagesgericht und eine Suppe anbieten. Doch die Studenten nahmen das verminderte Angebot und die längeren Warteschlangen gelassen. "Mich stört das nicht, solange es etwas zu essen gibt", sagte der Student Gabriel Smith.

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