Bonn Volker Ebener ist Judo-Legende und Fit-Macher

BONN · Über diesen TV-Werbespot würde man heute lächeln: "Das ist Volker Ebener, mehrfacher Deutscher Meister im Judo", tönte es 1970 jeden Abend aus den Fernsehgeräten. "Auch er holt seine Kraft und Energie aus Fleisch."

Dabei schnitt ein junger Mann im Judoanzug ein Steak an, schob sich ein Stück in den Mund und warf danach einen Gegner auf die Matte. Dieser Spot war für Ebener die Initialzündung für seine Karriere. "Danach ging jedes Kind in Bonn zu mir zum Judotraining", sagt er.

15.000 Nachwuchskämpfer lernten bei ihm die Griffe und Würfe, schätzt er. Erst auf der Poststraße im Bunkyo Bonn mitten in der City - in der ersten Etage eines Geschäftshauses, wo er 35 Jahre lang auch privat wohnte. Später dann in der Franzstraße neben dem Stadthaus, wo er zudem das erste Fitnessstudio Bonns eröffnete, das nicht auf Bodybuilding setzte.

Ebener, neunmaliger Deutscher Meister, bewies den richtigen Riecher und merkte schnell, dass allein die Randsportart Judo ihn nicht voranbringt. Der Mann mit schwarzem Gürtel und 6. Dan erwies sich als ehrgeizig. "Wir haben dann schon 1974 hochwertige Trainingsgeräte in den USA gekauft, sie in Italien preiswert nachbauen lassen und sie dann auf der Ispo-Messe präsentiert", erinnert er sich.

Krafttraining war in der aktiven Zeit zwar eher eine Quälerei für ihn, aber warum nicht ein Geschäft aus der Fitness-Welle machen? Ebener "erfand" 1985 eine eigene Großveranstaltung, die "Fibo" - als Messe für Fitness und Bodybuilding. Es gibt sie noch heute, auch wenn Ebner die Veranstaltung 1996 verkaufte.

Noch vier Jahre länger betrieb er die Judoschule, in der er bis 1995 selbst unterrichtete. Seine sieben Fitness-Studios, davon zwei in Bonn, verkaufte er im Jahr 2000, um sich ganz dem Messegeschäft zu widmen. Ebener "erfand" das nächste Event: die "You"-Jugendmesse. Bei deren Premiere ereignete sich ein Unfall: Ein Bundeswehr-Hubschrauber stürzte bei einem Schauflug ab, es gab 13 Tote. Die Messe gibt es noch heute, wenn auch nicht mehr unter Ebeners Regie.

Kaufen und verkaufen ist ein weiteres Talent des Bonners, der am heutigen 1. Mai seinen 70. Geburtstag feiert und immer noch im Arbeitsleben steht. Er ist im Immobiliensektor tätig, war Fitness-Geschäftsführer bei Karstadt, organisierte den Jugendpavillon bei der Expo 2000, ist Herausgeber der Fachzeitschrift "Fitness & Gesundheit". Nicht zu vergessen den Posten beim Deutschen Fitness- und Aerobic Verband. Dessen Vorsitzender ist er seit 1988.

Aus dieser Zeit in der Branche resultieren Kontakte zu vielen Prominenten: Die Fotos mit Arnold Schwarzenegger, Ralf Möller und Sylvester Stallone in seinem Büro am Potsdamer Platz zeugen davon. "Den Arnold kenne ich seit 30 Jahren", sagt Ebener. Direkte Freunde seien sie zwar nicht. Aber bei dessen Bodybuilding-Anfängen hatte er Schautraining mit ihm angeboten.

"Darauf waren viele ganz scharf. Und den Sly Stallone habe ich über Brigitte Nielsen kennengelernt." Die Bekanntschaft mit Schauspielerin Ingrid Steeger und der Boulevard-Artikel darüber hatten ihm als junger Mann übrigens sehr geholfen - so kam er an den Kontakt zu seinem Fleisch-Werbespot.

"Ich bin ein bisschen vom Glück verfolgt", sagt der 70-Jährige rückblickend. Und meint damit auch ausdrücklich die Zeit, als eine schwere Krankheit ihn fast umwarf. 2005 war es. Ebener, der in Spitzenzeiten 70 Angestellte in seinen Firmen beschäftigte, verkaufte alles, ging bei Ärzten ein und aus, reduzierte alles auf das Eine: Überleben.

"Ich habe den Krebs weggekriegt, und drei Lungenembolien auch", sagt er. Die gewonnene Zeit will er nutzen - und geht weiter arbeiten. "Das mache ich immer noch gerne, es macht mir Spaß." Zehn Häuser gehören ihm, die Firma läuft mit inzwischen nur noch 15 Angestellten, die beiden Söhne (18 und 27) sind aus dem gröbsten raus. Ebener könnte es eigentlich gemütlich haben.

Stattdessen das: Als er im Krankenhaus lag, entwickelte er die Idee für ein Gerät für Kniepatienten, die nicht mit voller Kraft auftreten können. "Das ist aber noch in der Entwicklung und Erprobung." Viel erreicht, viel geschafft. Der Geschäftsmann nickt mit dem Kopf. "Ohne Sport wäre das alles nicht möglich gewesen. Da lernt man eine gewisse Disziplin. Aber es waren auch viele Zufälle auf dem Weg mit dabei."

Und auch die Einstellung zum Krafttraining hat sich längst verändert. "Ich mache heute vier bis fünf Mal pro Woche Rückentraining, sonst habe ich riesige Schmerzen." Trotzdem ist das alte Kampfgewicht von 79 Kilo aus aktiven Zeiten nicht zu halten gewesen: Ebener wiegt heute 95 Kilo bei 1,88 Meter Größe. Der Händedruck ist kraftvoll wie eh und je. Und, jawoll: Auch der ewige Schnauzbart ist noch dran. Nur etwas grauer und dünner.

Typisch bönnsch - Das sagt Volker Ebener über seine Heimat:

  • An Bonn gefällt mir... dass man nach der Zeit als Bundeshauptstadt den Kopf nicht hat hängen lassen, sondern erfolgreich an einer Zukunft zur Bundesstadt gearbeitet hat.
  • Ich vermisse... an manchen Abenden meine alten, in alle Himmelsrichtungen verstreuten Kumpels zum Kölsch im Stiefel.
  • Mein Lieblingsplatz... ist meine Terrasse mit Blick vom Heiderhof über den Rhein zum Drachenfels.
  • Typisch bönnsch... ist die Akzeptanz des Unabwendbaren oder wie man hier sagt: Et kütt wie et kütt.
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