Bad Godesberg "Villa für 21 Euro zu verschenken"

Bad Godesberg-Friesdorf · Elio Begson fand für das "Traumhaus mitten im Grünen" keinen Käufer und will jetzt im Internet Kasse machen

Wenn Franz Linz (1908-1983), letzter Bürgermeister der ehemals selbstständigen Stadt Bad Godesberg von 1963 bis 1969, auf die Terrasse seiner am Berghang gelegenen Villa in der Annaberger Straße 291 trat, lag ihm sein Wahlkreis Friesdorf malerisch zu Füßen.

Demnächst soll diesen imposanten Ausblick ein Glückspilz für einen Obulus von nur 21 Euro genießen können. Denn das "Traumhaus mitten im Grünen" mit 200 Quadratmetern Wohnfläche und einem 840 Quadratmeter großen Garten wird derzeit in einer Internet-Aktion als "Geschenk" angeboten. Der Haken an der Geschichte: Mindestens 49 500 Interessenten müssen mitmachen und zahlen. Summa summarum soll also das "Geschenk" dem jetzigen Hausbesitzer rund 1,04 Millionen Euro einbringen.

"Fassen Sie sich kurz, denn ich bekomme täglich 500 Anrufe", meldete sich Elio Begson am Telefon, der vor 15 Jahren die Bürgermeister-Residenz mit sieben Zimmern und drei Bädern, Sauna, Videoüberwachung und eigener Zufahrt erworben hatte und renovieren ließ. Als er das Domizil verkaufen wollte, fand er in der gegenwärtigen Finanzkrise niemanden, der bereit war, den geforderten Preis zu zahlen.

In ähnlicher Situation wissen sich verkaufswillige Hausbesitzer zum Beispiel in Spanien oder Österreich längst zu helfen: Sie bringen über eine Lotterie ihr Objekt an den Mann oder die Frau. Ein solches Glücksspiel ist in Deutschland wegen des staatlichen Monopols ohne behördliche Genehmigung verboten.

Mit der Geschenkofferte im Internet wollen nun der clevere Begson und sein Anwalt Christoph Wahlefeld, der das Treuhandkonto für das erhoffte Geld verwaltet, das deutsche Lotterie-Monopol austricksen. Wahlefeld ist zuversichtlich, dass dies gelingen wird. "Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber wir arbeiten dran", erklärte er dem GA.

Denn inzwischen ist die Düsseldorfer Bezirksregierung, die in Nordrhein-Westfalen die Wahrung des staatlichen Lotterie-Monopols überwacht, misstrauisch geworden. Sie vermutet ein unerlaubtes Glücksspiel und hat Begson zu einer Stellungnahme bis zum 31. März aufgefordert.

Anwalt Wahlefeld will für seinen Mandanten Fristverlängerung beantragen und anschließend in einem Schriftsatz die Bedenken der Behörde zerstreuen. Gelingt dies, soll die Aktion so ablaufen: "Wir verschenken unser Traumhaus an denjenigen, der gewisse Kriterien erfüllt hat. Diese Kriterien sind bei unserem Notar in Bonn im voraus festgelegt und geheim", verriet Begson per E-Mail. "Die Mindestteilnehmerzahl begrenzt sich auf 49 500. Sobald diese erreicht ist, wird der Notar die Kriterien veröffentlichen, und das Haus gehört demjenigen, der die Kriterien komplett erfüllt hat. Jeder Teilnehmer zahlt eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 21 Euro auf das Treuhandkonto ein."

Es sollen ihm keine weiteren Kosten entstehen. Denn die anfallenden Gebühren für den Notar und die Grunderwerbssteuer will Elio Begson, der schon viel Geld in die Aktion gesteckt hat, übernehmen.

Für die Beantwortung weiterer Fragen aktualisiert er zurzeit seine Homepage mit der Adresse www.hauszuverschenken.de. Derweil rührt er mit Plakaten unter anderem in Friesdorfer Geschäften und mit Angeboten im Internet bei Ebay sowie in einem Bremer Immobilienportal kräftig die Werbetrommel.

Sollte diese "Haus-zu-verschenken-Aktion" juristisch nicht noch gekippt werden und nach Wunsch ihres Initiators verlaufen, wird es neben dem erkorenen Glückspilz, der die Bürgermeister-Villa an der Annaberger Straße sein eigen nennen kann, mindestens 49 499 Verlierer geben, die vergeblich ihre 21 Euro für das erhoffte "Geschenk" bezahlt haben.

Sie können sich damit trösten, dass die Chancen auf einen Hauptgewinn im staatlichen Zahlenlotto "6 aus 49" viel schlechter stehen als bei Begsons Aktion: mit 1:139,8 Millionen bei sechs Richtigen mit Superzahl.

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