Viel Protest gegen Anti-Moschee-Demo

Friedlich ist am Samstag eine Anti-Moschee-Demonstration der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Gruppierung Pro NRW mit weniger als 50 Teilnehmern verlaufen.

Abgesperrt haben die Polizisten die Brühler Straße. So kommen sich Demonstranten und Gegendemonstranten nicht ins Gehege.

Abgesperrt haben die Polizisten die Brühler Straße. So kommen sich Demonstranten und Gegendemonstranten nicht ins Gehege.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Friedlich ist am Samstag eine Anti-Moschee-Demonstration der vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Gruppierung Pro NRW mit weniger als 50 Teilnehmern verlaufen.

CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke, die Gewerkschaften, die Kirchengemeinden in Tannenbusch sowie der Arbeitskreis Muslime und Christen hatten zur gleichen Zeit unter dem Motto "Bonn für Respekt - gegen Rassismus" zu einer Gegendemonstration aufgerufen. Wegen der Demonstrationen und eines Feuerwehreinsatzes im Hauptbahnhof kam es am Vormittag zu Verkehrsbehinderungen in und rund um die Innenstadt.

Kommentar Lesen Sie dazu auch " Das war nötig"Als die Anhänger von Pro NRW sich kurz vor 11 Uhr an der Ecke Viktoriabrücke/Herwarthstraße versammeln, warten vor dem Bauplatz der Al-Muhajirin-Moschee, die ebenfalls vom Verfassungsschutz beobachtet wird, an der Brühler Straße nach Angaben der Veranstalter bereits um die 300 Gegendemonstranten. Unter ihnen Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) und die Parteichefs von CDU und SPD, Philipp Lerch und Ernesto Harder.

Auf der anderen Seite der Viktoriabrücke Am Hochstadenring läuft bereits seit halb zehn ein buntes und fröhliches Nachbarschaftsfest, zu dem das Kulturzentrum Kult 41 eingeladen hat. Dort baut die türkische DITIB-Gemeinde eine Moschee. Die Veranstalter des Fests zählen an die 500 Gäste. Sie unterbrechen ihre Feier, als gegen 11.30 Uhr der kleine Zug von Pro NRW in Begleitung eines massiven Polizeiaufgebots in Sichtweite kommt. Mit Trillerpfeifen und Musik übertönen die Feiernden den Lautsprecherwagen der Demonstranten. Deren Parolen gehen im Lärm unter.

Zuvor haben sie eine Weile mitten auf der Brücke vor menschenleerer Kulisse auf ihren Weiterzug warten müssen. Die Polizei sperrt an der Bornheimer Straße die Kreuzung. Dort haben sich etwa 100 jugendliche Anhänger der "Antifaschistischen Aktion" (Antifa) versammelt, "die unbedingt in die Nähe der Pro NRW-Demonstranten wollten", wie Polizeisprecher Harry Kolbe sich vorsichtig ausdrückt.

Im Klartext: Die Polizei fürchtet, dass die Situation eskalieren könnte. Deshalb werden die Jugendlichen zurückgehalten. Einigen sichtlich älteren Teilnehmern bei Pro NRW ist der Weg anscheinend recht beschwerlich. Sie bleiben hinter ihren jüngeren Anführern zurück. Sie bezeichnen sich als "demokratische Patrioten" und fordern "Freiheit statt Islam." Zu ihnen zählt auch das Bonner Ratsmitglied Nico Ernst. Der 28-jährige Student war, wie berichtet, von 2005/06 Mitglied der NPD.

In der Brühler Straße endet ihr Zug. Einige Meter vor der Moschee-Baustelle. Auch hier verhindert die Polizei mit einer Sperrung, dass die Lage eskaliert. Während die Demonstranten gegen den Islam wettern, spricht auf der anderen Seite der Absperrgitter Pfarrer Martin Hentschel von der evangelischen Apostelkirche: "Extremismus hat in Bonn keinen Platz", sagt er.

Und: "Zum Grundrecht der freien Religionsausübung gehört auch das Recht, Kirchen, Synagogen und Moscheen zu bauen." Eine 80-jährige Frau und ein 78-Jähriger stehen neben der Bühne. Sie haben sich Schilder umgehängt: "Stellt euch dem Rassismus in den Weg, der wieder dabei ist, aus dem Versteck zu kommen", ist darauf zu lesen. "Wir sind Zeitzeugen", sagen sie. "Wir haben die Nazis erlebt und wollen nicht, dass jemals wieder so etwas in Deutschland geschieht."

In ihrer Nähe beobachtet die Muslimin Halima (19) den Pro NRW-Aufzug. "Ich bin froh, dass so viele Menschen hier sich mit uns solidarisch erklären", erklärt sie.

Gegen 13 Uhr löst sich die Demonstration auf. Die Islamgegner ziehen Richtung Bahn-Haltestelle. Bis sie abfahren, bleibt die Brühler Straße gesperrt. Es kommt zu einer Rangelei, als die Polizei zwei Teilnehmer der Gegenkundgebung überprüft.

Die Lage beruhigt sich schnell. Kolbe ist zufrieden: "Unsere Aufgabe ist es, bei Veranstaltungen, die politisch sehr extrem sind, für Schutz zu sorgen. Das ist uns gelungen." Der störungsfreie Ablauf beweise, "dass man in Bonn friedlich demonstrieren kann." Dafür gesorgt haben ein großes Aufgebot der Bonner Polizei sowie Polizeihundertschaften, unter anderem auch aus Aachen.

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