Viel Ärger um die Heizung im WCCB

Wo man beim World Conference Center Bonn (WCCB) auch hinschaut, es läuft nicht rund. Selbst der Betrieb der Heizung sorgt hinter den Kulissen seit einer ganzen Weile für Turbulenzen.

Viel Ärger um die Heizung im WCCB
Foto: Max Malsch

Es geht um die Geothermie-Anlage, die das WCCB per Erdwärme heizen und kühlen soll. Das ist ökologisch vorteilhaft und finanziell attraktiv. Denn die Anlage nutzt das Grundwasser (14 Grad) aus, um das Gebäude im Winter vorzuheizen und im Sommer herunterzukühlen. Das Prinzip funktioniert über Schläuche in den Decken.

Damit beginnt das Problem: Denn um das Grundwasser "anzuzapfen", ist eine wasserrechtliche Erlaubnis nötig. Das ist kompliziert, weil es umfangreicher Untersuchungen und Simulationen bedarf, aber auch, weil die nur einen Steinwurf entfernten Parc-Offices von Immobilienkaufmann Marc Asbeck nach demselben Prinzip geheizt werden und dieser bereits die - vereinfacht ausgedrückt - "Schürfrechte" besitzt, damit am Ende nicht zu viel Grundwasser entnommen oder dieses zu warm wird.

  • Problem Nummer eins: WCCB-Generalübernehmer Young-Ho Hong hat offenbar zwei Jahre lang vergessen, die Erlaubnis zu beantragen - ein schwerer Planungsfehler. Jedenfalls lag bis Frühjahr 2009 kein Antrag auf Betrieb der Anlage vor. Die künftige Heizung/Kühlung wurde zwar eingebaut, mehr aber auch nicht.
  • Problem Nummer zwei, das viel gravierender ist: Die WCCB-Geothermie-Heizung kommt Asbecks Geothermie-Anlage in die Quere, das WCCB würde also dessen "Schürfrechte" tangieren, so dass "starke Beeinträchtigungen" aufs Grundwasser oder zumindest die Parc-Office-Heizung zu befürchten sind. Das sagt zumindest ein Fachgutachten.Da Asbeck seine Erlaubnis längst hat und dessen Anlage läuft, gaben die WCCB-Planer ein neues Gutachten in Auftrag, um die wasserrechtliche Erlaubnis vorzubereiten. Dieses änderte die Parameter, ging davon aus, die Grundwassermenge um die Hälfte zu reduzieren und schon passte das Ergebnis.
  • Problem Nummer drei: Marc Asbeck ist nicht bereit, es hinzunehmen, dass seine Anlage in den Parc-Offices dadurch womöglich nicht mehr optimal funktioniert. Er spricht von Schadenersatz in Millionenhöhe, wenn seine Gebäude dadurch in der Bewertung heruntergestuft werden, hat eine Klage eingereicht und sagt: "Das ist doch so, als ob der Nachbar mir Strom klaut. Oder als ob mir einer in mein Auto fährt. Dann muss der auch für den Schaden aufkommen."
  • Problem Nummer vier: Es läuft wohl auf ein Gerichtsverfahren mit Gutachterschlacht hinaus. Die Stadt konnte in der Vergangenheit nämlich nicht erkennen, worin Asbecks Schaden bestehen soll. Sie hatte sich am Ende selbst eine wasserrechtliche Genehmigung erteilt, die womöglich auf tönernen Füßen steht.Denn die angenommene Wassermenge um die Hälfte zu reduzieren, könnte im Ergebnis bedeuten, dass auch nur halb so viel geheizt werden kann. Auf entsprechende Anfragen an die Stadt verwies diese an den Architekten Hong. Der schwieg und hat die Fragen des General-Anzeigers bis heute nicht beantwortet.

Asbeck hat jedenfalls Klage eingereicht, die aufschiebende Wirkung hat. Das heißt, die WCCB-Heizung darf erst einmal nicht ans Grundwasser angeschlossen und betrieben werden. Inzwischen ist auch die Klagebegründung eingegangen. Nach Angaben des Insolvenzverwalters ist das Gebäude in diesem Winter mit Fernwärme und durch Heizlüfter auf Temperatur gehalten worden.

Inzwischen gab es ein Gespräch zwischen Asbeck und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. An der Sachlage hat sich dadurch jedoch nichts geändert. Asbeck sieht nun die Stadt Bonn am Zuge, eine Lösung herbeizuführen.

Nicht vergessen hat die Stadt dagegen, im Vorfeld schon ordentlich Werbung für die Geothermie-Anlage im World Conference Center Bonn zu machen. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München lobte die Wirtschaftsförderung 2008 Bonn als "Standort mit Nachhaltigkeit" und nannte Beispiele: Sowohl das Kongresszentrum als auch die Gebäude im Bonner Bogen auf der anderen Rheinseite würden weitgehend mit erneuerbarer Energie (Geothermie) geheizt und gekühlt; dadurch werde pro Jahr ein CO2-Ausstoß von 400 Tonnen vermieden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort