Vater wollte sein Kind auch aus Rache töten

Krankenpfleger muss wegen versuchten Mordes für sieben Jahre ins Gefängnis

Vater wollte sein Kind auch aus Rache töten
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Bonn. Angeblich aus Liebe wollte ein 62-jähriger Krankenpfleger nach der Trennung von seiner Frau seinen achtjährigen Sohn mit in den Tod nehmen: Am Abend des 19. Dezember 2007 gab er dem Kind ein Schlafmittel und spritzte ihm eine Überdosis Insulin, das er sich dann ebenfalls injizierte.

Am nächsten Tag fand die Mutter ihr bewusstloses Kind neben ihrem ansprechbaren Mann in dessen Bett, beide wurden gerettet. Am Mittwoch verurteilte das Schwurgericht den 62-Jährigen wegen heimtückischen Mordversuchs zu sieben Jahren Haft.

Von einem "erweiterten Suizid" in Folge einer Depression und damit von Schuldminderung geht das Gericht mit der Gutachterin nicht aus: Er habe nicht die Symptome einer Depression gehabt.

Dass der Junge den Anschlag überhaupt überlebte, und sogar ohne Hirnschädigung, bezeichneten die Klinikärzte beim Aufwachen des Kindes als "kleines Weihnachtswunder". Der Vater war zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr.

Was er seinem Kind langfristig antat, ist nicht abzusehen. Dem Jungen geht es seiner Mutter zufolge zwar auch seelisch wieder gut, er frage nicht mehr nach dem Vater und wolle mit ihm nichts mehr zu tun haben. Aber psychische Spätfolgen hält selbst der Verteidiger für unvermeidbar.

Derweil erklärte der Vater in seinem letzten Wort nicht nur, wie entsetzlich leid ihm alles tue, sondern auch: Er hoffe, seinem Sohn einmal erklären zu können, warum er es tat.

Die Erklärungen, die er im Abschiedsbrief benutzte, sind nichts als Anschuldigungen gegen die Mutter seines Sohnes. Bereits vor der Trennung drohte er der 49-jährigen Medizinerin mit Selbstmord. Als er diese Drohungen nach der Trennung wiederholte, und seine Frau merkte, wie ihr Sohn unter Druck geriet und sogar sagte, er müsse zum Papa, damit der nicht immer so traurig sei, bekam sie es mit der Angst zu tun.

Sie nahm ihrem Mann das Versprechen ab, dem Jungen nichts anzutun und erwirkte über ihre Anwältin, dass der Junge nur noch alle 14 Tage zum Vater musste. Als der Angeklagte dann auch noch erfuhr, dass seine Frau einen anderen Mann hatte, beschloss er, sich und das Kind zu töten, so Schwurgerichtsvorsitzender Udo Buhren im Urteil.

Und keineswegs nur aus Liebe, weil der Junge nicht ohne Vater aufwachsen sollte, wie der Angeklagte beteuerte. Die Tötung, so der Richter, war auch ein Racheakt, der bei seiner Frau Schuldgefühle hervorrufen sollte. Auch wenn sein Geständnis und sein bisher straffreies Leben für ihn sprächen, so falle zu seinen Ungunsten ins Gewicht: "Er wollte sein eigenes Kind, für dessen Wohl er zu sorgen hatte, töten."

Und: Er habe das Vertrauen seiner Frau missbraucht, der er versprochen hatte, dem Kind nichts anzutun. Sie leide sehr unter der Tat. Die 49-Jährige verfolgte das Urteil im Publikum. Sie wurde im April vom Angeklagten geschieden.

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