UN-Campus ist jetzt schon zu klein

Hinter dem Bundeshaus soll ein Neubau für die Vereinten Nationen gebaut werden.

UN-Campus ist jetzt schon zu klein
Foto: Barbara Frommann

Bonn. (ly) Die Häme ließ nicht lange auf sich warten. Als 1998 das UN-Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulation mit vier Mitarbeitern nach Bonn zog, spotteten die Gazetten: Na ja, jetzt kümmern die sich um die Fledermäuse.

Schnee drüber. Mehr als 800 UN-Mitarbeiter aus über 150 Ländern arbeiten inzwischen in Bonn - "mit steigender Tendenz", sagt Harald Ganns, Beauftragter bei der Gemeinsamen Pressestelle der 19 Bonner UN-Organisationen.

Die Erfolgsgeschichte begann, als am 20. Juni 1996 über dem Haus Carstanjen erstmals die blau-weiße Flagge der Vereinten Nationen gehisst wurde. Die Villa am Rheinufer war Domizil der ersten UN-Büros in Bonn. Doch rasch wurde es dort zu eng.

Mit der Entscheidung der Bundesregierung, den UN den Langen Eugen mietfrei zur Verfügung zu stellen, war der Grundstock für den UN-Campus gelegt worden - einmalig in Deutschland, denn Bonn ist die einzige deutsche UN-Stadt. 55 Millionen Euro hat sich der Bund die Sanierung des ehemaligen Abgeordnetenhauses kosten lassen, in dem die meisten UN-Organisationen untergebracht sind.

Für etwa den gleichen Betrag wird derzeit das alte Bundeshaus, südlich vom Plenarsaal, umgebaut; dort zieht 2012 das Klimasekretariat ein, das derzeit noch "wie in einer Ölsardinendose" (Ganns) im Haus Carstanjen untergebracht ist.

Dieses Sekretariat stellt mit 400 Mitarbeitern etwa die Hälfte der Bonner "UN-Familie". Und schon jetzt steht fest: Sie passen nicht alle ins alte Bundeshaus. Daher soll hinter dem Gebäude ein Neubau errichtet werden. Zudem gibt es Überlegungen, das angrenzende ehemalige Wasserwerk dem Campus zuzuschlagen.

"Wer hätte je gedacht, dass wir schon jetzt an unsere Kapazitätsgrenze stoßen; das ist schon fast ein Luxusproblem", sagt der ehemalige deutsche Botschafter. Denn auch im Langen Eugen "haben wir nur noch eine kleine Raumreserve".

Mit Sorge blickt der 74-Jährige auf die angrenzende Baustelle des World Conference Centers: "Wir sind an einer schnellen Fertigstellung sehr interessiert, da viele UN-Sekretariate hier ihre großen Konferenzen durchführen wollen."

In bis zu fünf Jahren könnte die UN in Bonn die Zahl 1 000 in puncto Mitarbeiter erreicht haben, sagt Ganns, fügt zugleich aber hinzu: "Es wird nicht einfach sein, neue Organisationen nach Bonn zu holen." Doch im raschen Wachsen des Klimasekretariates sieht er einen Grund für seine Vermutung.

Die Anwesenheit der UN am Rhein "ist für das Prestige von Bonn unbezahlbar, denn damit bleibt die Stadt auf der Landkarte", sagt der Diplomat, der darauf hinweist, dass Bonn als UN-Stadt im Ausland bekannter ist als in Deutschland: "Wer weiß denn hier schon, dass beispielsweise die internationale Klimapolitik im wesentlichen von Bonn aus gesteuert wird?"

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