Umweltzone: Drei-Liter-Auto bleibt ausgesperrt

BONN · Dass in Umweltzonen nur besonders umweltfreundliche Autos hineinfahren dürfen, ist genau so ein Gerücht wie jenes vom Zitronenfalter, der Zitronen faltet.

 Oldtimer-Fan: Seit 44 Jahren fährt Jutta Beyer ihre BMW-Isetta. Doch die Umweltzone in Bonn macht sie wütend.

Oldtimer-Fan: Seit 44 Jahren fährt Jutta Beyer ihre BMW-Isetta. Doch die Umweltzone in Bonn macht sie wütend.

Foto: Volker Lannert

Das weiß Jutta Beyer genau, denn mit ihrer BMW-Isetta darf sie nicht hinein. Und das, obwohl ihr Wagen, den sie seit 44 Jahren fährt, nur knapp über drei Liter verbraucht und einen CO2-Ausstoß von lediglich 90 Gramm hat.

"Mein Wagen erfüllt einfach keine EU-Norm", sagt die 66-Jährige. Kein Katalysator, kein Euro-irgendwas-Motor, also auch keine Plakette. Und Beyer ist sauer: "Das ist doch verrückt, große Autos in die Umweltzone rein zu lassen und kleine nicht."

Klar gäbe es Möglichkeiten, ihre "Knutschkugel" kompatibel für die Umweltzone zu machen. Sie bräuchte für historisches Gefährte nur ein H-Kennzeichen beantragen. "Dann müsste ich aber ein Gutachten für 200 bis 300 Euro machen lassen, meine alten Papiere abgeben und ab zum TÜV."

Auch würde ihre Kfz-Steuer sich von 150 auf 191 Euro erhöhen, und sie könne dann kein Saisonkennzeichen mehr fahren, um die Winterreifenpflicht zu umgehen. "Das finde ich ungerecht", sagt die Mitarbeiterin im Bildungsministerium. Und weigert sich aus Prinzip. Wer 480 000 Kilometer mit dem ersten Motor fährt, kann beharrlich sein.

"Ich kenne schon alle Wege, die um die Umweltzone herum führen", sagt sie ironisch. Eine andere Möglichkeit gäbe es: Jutta Beyer könnte ihre Isetta auf die Klasse L7e umschreiben lassen. Das bezeichnet ein vierrädriges Kraftfahrzeug mit einem maximalen Leergewicht von 400 Kilo, mit maximaler Nutzleistung von 15 kW - eigentlich vorgesehen für vierrädrige Quads.

Aber das will ihr die Stadt Bonn nicht gestatten, und auch Jutta Beyer mag nicht. Denn dann würde die originale Fahrzeugscheinnummer umklassiert und das Auto hätte quasi ein neues Geburtsdatum. "Außerdem würde man damit die Oldtimer-Eigenschaften verlieren." Beyer legt aber gerade darauf Wert, dass ihre Isetta ein Originalfahrzeug ist.

Und sie nutzt das Auto regelmäßig, fährt damit zur Arbeit und findet es sehr bequem. Gerade weil sie nur 1,50 Meter groß ist, kommt sie gut in das Auto, sitzt prima und findet das alles sehr praktisch. Pikant ist auch: Hätte Jutta Beyer einen ebenso historischen Messerschmitt Kabinenroller, dürfte sie damit in die Bonner Umweltzone.

Denn dieses Gefährt hat nur drei Räder, und dafür gibt's Ausnahmeregeln. Apropos: Beyer baut auf eine andere Ausnahme für sich und ihren kleinen Liebling. Denn wenn die Umweltzone in Bonn räumlich ausgeweitet ist (siehe oben) und Friesdorf einbezogen werde, könne sie womöglich zur Gewinnerin werden.

Für Anwohner, die in der Umweltzone ihre Wohnung haben, könnte es nämlich besondere Ausnahmen geben. Und trotzdem bleibt sie dabei: "Die Umweltzone bringt nichts. Und wenn sie schon nichts bringt, warum dürfen dann Fahrzeuge mit so wenig Schadstoffen nicht hinein?" Eine schlüssige Antwort konnte ihr bisher noch keiner darauf geben.

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