Trotz Concordia-Unglück: Bonner Kreuzfahrtveranstalter rechnet mit steigender Nachfrage

BONN · Schwere Havarie auf einer Kreuzfahrt: Das hat es auch schon beim Bonner Veranstalter Phoenix-Reisen gegeben. Die "Maxim Gorkiy" schlug am 19. Juni 1989 in einem Treibeisfeld vor Spitzbergen leck und drohte zu sinken. Damals konnten alle Passagiere gerettet werden.

 Die Costa Concordia liegt mit Schlagseite vor der Küste der italienischen Insel Giglio.

Die Costa Concordia liegt mit Schlagseite vor der Küste der italienischen Insel Giglio.

Foto: dapd

Notdürftig geflickt, schaffte es das Schiff aus eigener Kraft nach Bremerhaven. Sechs Wochen dauerte die Reparatur, dann nahm "Maxim Gorkiy" die Kreuzfahrten wieder auf und fuhr noch bis 2008 für Phoenix Reisen.

"Die Maxim Gorkiy war selbst nach der Havarie immer gut ausgelastet", sagt Benjamin Krumpen, Geschäftsführer von Phoenix Reisen. Er rechnet deshalb auch nicht damit, dass das Unglück der "Costa Concordia" die Kunden von Kreuzfahrten abschreckt. "Wir hatten seitdem einige wenige Anrufer, die das Thema ansprachen, aber keine einzige Stornierung", sagt Krumpen. Am gestrigen Montag hätten rund 1000 Kunden Plätze auf den rund 50 Phoenix-Schiffen gebucht. "Ein ganz normaler Montag."

Nach Angaben des Kreuzfahrerverbands Clia sind 2010 über 15 Millionen Menschen auf den Kreuzfahrtschiffen der Mitgliedsfirmen unterwegs gewesen. Für 2011 wurde ein Anstieg auf 16 Millionen erwartet. Allein 14 neue Schiffe waren im vergangenen Jahr neu in Dienst gestellt worden.

Carnival, der Betreiber der "Costa Concordia", hat mit seinen rund 100 Schiffen, darunter auch die Aida-Flotte, rund 50 Prozent Marktanteil. "Die Nachfrage nach Kreuzfahrten steigt", sagt Krumpen. Phoenix betreibt drei Hochseeschiffe und zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe.

"So lange die "Costa Concordia" ein Einzelfall bleibt, wird sich der Unfall nicht auswirken", sagt auch Dietmar Schmidt, Inhaber des gleichnamigen auf Kreuzfahrten spezialisierten First-Reisebüros in Köln. Nachfrage und Angebot bei Kreuzfahrten seien groß. "Von unter 400 bis über 10.000 Euro pro Person wird alles gebucht", sagt Schmidt. Im Schnitt zahlten die Kunden 1200 bis 2000 Euro für eine zehn- bis zwölftägige Fahrt.

Nach Schmidts Erfahrungen wirken sich politische Unsicherheiten viel stärker auf das Reiseverhalten aus als einzelne Unglücke. "Unsere Kunden machen nach wie vor einen Bogen um arabische Länder wie Ägypten oder Tunesien", sagt Schmidt. Dubai und die anderen Emirate am persischen Golf gälten hingegen als sicher und profitierten. Ebenso wie die Türkei und die Kanaren. "Wenn noch ein Unfall mit einem Kreuzfahrtschiff passiert, wird es aber schwierig", meint der Reisefachmann. Denn dann "beginnen die Leute darüber nachzudenken, ob die Urlaubsform noch sicher ist."

Wie gefährlich Schiffsreisen sind, darüber gibt es keine offiziellen Zahlen beim Statistischen Bundesamt. Schätzungen zufolge kommen weltweit jährlich etwa 60.000 Menschen durch Schiffsunglücke ums Leben. Zum Vergleich: in der Luftfahrt sind es weniger als 1000, im Straßenverkehr laut Weltgesundheitsorganisation rund 1,2 Millionen.

Auf der "Maxim Gorkiy" gab es noch ein gänzlich ungewöhnliches Risiko: Zeitweite gehörte der Serienmörder Anatolij Onoprijenko zur Besatzung. Als "Terminator von Tschernobyl" brachte Onoprijenko in der Ukraine zwischen 1989 und 1996 insgesamt 52 Menschen um. Allerdings an Land.

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