Baustelle in Bonn Firma verlangt 74 Prozent mehr für Arbeit in Beethovenhalle

Bonn · Die gute Nachricht an erster Stelle: Der Stadt Bonn ist es gelungen, eine der Technikfirmen in die Beethovenhalle zurückzuholen, die wegen Zeitverzug auf der Baustelle ihre Aufträge gekündigt und damit den weiteren Innenausbau weitgehend blockiert hatten. Der Preis dafür ist allerdings hoch.

Beethovenhalle Bonn: Technikfirma kehrt zurück und verlangt mehr Geld
Foto: Westhoff

Die Apleona Wolfferts GmbH aus Köln verlangt jetzt deutlich mehr Geld, als bis zur Kündigung im Sanierungsbudget der Beethovenhalle eingeplant war. Für die beiden Aufträge muss die Stadt knapp fünf Millionen Euro draufpacken, wie aus einer vertraulichen Beschlussvorlage hervorgeht.

Rundgang über die Baustelle der Beethovenhalle
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Die Ratsmehrheit stimmte der Vergabe im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung am Donnerstagabend zu.

Noch keine Lösung für weitere Kündigungen

Konkret geht es um den Einbau von Raumlufttechnik (Auftrag VE T01) sowie von Heizungs- und Kälteinstallationen (VE T03). Für den ersten Auftrag verlangt die Firma laut Vorlage einschließlich bereits geleisteter Zahlungen rund 9,8 Millionen statt bisher etwa 6,7 Millionen Euro. Beim zweiten sind es demnach rund 5,1 statt 3,4 Millionen Euro. Macht zusammen einen Aufschlag von 4,7 Millionen Euro.

Steigende Preise in der Baubranche

Zusätzlich leistet die Stadt eine Zahlung von 200.000 Euro, um damit mögliche Ansprüche von Apleona Wolfferts aus den gekündigten Vertragsverhältnissen abzugelten. Die Kostensteigerung für beide Aufträge liegt laut Stadtverwaltung bei 74 und 53 Prozent - und damit offenbar deutlich höher als marktüblich. Da die Baubranche boomt, steigen auch die Preise stark.

Für technische Gebäudeausrüstung (TGA) seien seit der ersten Auftragsvergabe an Apleona Wolfferts Verteuerungen zwischen 30 und 40 Prozent marktüblich, schreibt die Stadt unter Berufung auf den TGA-Fachplaner und den Projektsteuerer der Beethovenhallensanierung. Zwar weist sie darauf hin, dass in den neuen Apleona-Angeboten zum Teil höherwertige Geräte wie Wassertanks in Aluminiumausführung enthalten seien, berichtet aber auch von "deutlich überhöhten" Einzelpositionen.

Bei Nachverhandlungen habe die Firma nur ein "vergleichsweise geringfügiges Entgegenkommen" gezeigt. Trotzdem empfahl die Stadt, den Zuschlag ohne europaweite Ausschreibung zu erteilen. Weil Apleona Wolfferts das Projekt bereits kenne und die Werk- und Montageplanung teilweise schon erstellt sei, könne die Firma schnell loslegen.

Im öffentlichen Teil der Ratssitzung erklärte Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, die verlangten Preise für die Fortführung der Arbeit auf der Baustelle seien "hoch, aber akzeptabel". Fuchs: "Wir sind froh, wenn sich überhaupt noch eine Firma auf unsere Ausschreibungen hin meldet. Ich weiß, das alles ist schmerzlich. Ich habe keine Freude daran, Ihnen immer wieder Hiobsbotschaften zur Beethovenhalle zu verkünden."

Neben der Kölner Firma haben noch drei weitere Technikfirmen ihre Aufträge gekündigt; keiner dieser Aufträge ist bis zum September neu ausgeschrieben worden. Einen Antrag der SPD, einen Baustopp in der Beethovenhalle zu verhängen, lehnte die Ratsmehrheit ab.

Apleona Wolfferts selbst äußert sich nicht zu den eigenen Preisforderungen. Das Presseamt versicherte, dass die Preissteigerung das bisherige "Worst-Case-Szenario" nicht verschlechtere: Demnach kostet die Sanierung im schlechtesten Fall insgesamt 166 Millionen Euro. Die Kostenprognose lag bei Beginn der Sanierung bei 61,5 Millionen Euro.

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