Szenen aus dem Stadtbezirk bei der 1. Hardtberger Kulturnacht

Sechs Stunden lang zeigen Schüler, Studenten und Künstler die Vielseitigkeit Duisdorfs - 17 Institutionen beteiligen sich an der Premiere

Duisdorf. Zart und zerbrechlich wirkt die junge Frau. Sie lächelt scheu von der Leinwand hinab. Verzaubert von soviel Liebreiz herrscht plötzlich Schweigen auf dem nächtlichen Schickshof. Für wenige Sekunden scheinen die Besucher der 1. Hardtberger Kulturnacht auf dem Platz gefangen zu sein vom Charme Audrey Hepburns im Film "Ein Herz und eine Krone".

Szenenschnitt. Ein junger Mann springt auf seinen Motorroller auf und braust knatternd durch Rom. Als sei dies das Stichwort, auf das die Mitglieder des Vespa Clubs Mokambo gewartet haben, röhrt es plötzlich auch aus zwölf Auspuffen über den Platz an der Rochusstraße auf.

"Erst vor zwei Wochen haben wir den Verein gegründet", erklärt Paolo Granatella, Initiator des Vespa-Treffens. "Wir wussten schnell, dass wir uns auch an der Kulturnacht beteiligen wollen", sagt der Gastronom. Lange habe er davon geträumt, den Schickshof zu einem Open-Air-Kino zu machen, passend zum Vespa Treffen sei da natürlich die legendären Vespa-Massen in "Ein Herz und eine Krone gewesen".

"Ich bin noch nie eine Vespa selbst gefahren", gestand Petra Thorand, Bezirksbürgermeisterin und Vorsitzende des Vereins Hardtberg Kultur. 17 Kulturinstitutionen und Geschäfte konnte der Verein, seit März Träger des Kulturzentrums in der Rochusstraße, für die Idee einer Kulturnacht begeistern. "Wir geben Hardtberg ein kulturelles Gesicht", versprach Thorand im Vorfeld und untertrieb damit nicht.

Über den ganzen Stadtbezirk verteilt, genossen hunderte Besucher das vielseitige Programm an dem zwar bitterkalten, aber sternenklaren und stimmungsvollen Abend. Manch Besucher kam dabei in Entscheidungsnot, zeigte sich der Stadtbezirk Hardtberg doch von seiner abwechslungsreichsten Seite.

Buchvorstellung bei Bouvier oder doch lieber Ausschnitte aus dem aktuellen Programm des Theaters im Keller (tik)? Malerei in Anja's Teestübchen oder Kunsthandwerk in der Galerie Facettenreich? Eine reine Frage des Geschmackes.

Während in der Pfarrkirche St. Rochus acht Organisten beim großen Orgelkonzert meist besinnlichere Töne anstimmten, ließen es die Schüler des Hardtberg- Gymnasiums beim ersten Hardt-Rockt!-Festival richtig krachen. Fünf junge Bonner Bands stellten hier unter Beweis, dass die Rockmusik-Szene Bonns keine Nachwuchsprobleme haben dürfte. "In der Tontechnik AG unseres Musiklehrers Stefan Schwarzer kamen wir auf die Idee, das Konzert zu organisieren", erklärte Veranstalter Fabian Geffers.

Einfach eine Bühne hinstellen und losrocken war bei den Fachleuten natürlich nicht denkbar. Mit kleinen Videofilmen stellten sich die jungen Künstler vor ihren Auftritten per Leinwand dem Publikum vor. Ebenfalls mit Projektionen arbeiteten die Künstlerinnen Nora Ch. J. Mertes, Jasmin Hurst und Indra Magdalena Henn. Sie erinnerten in ihrer Rauminstallation im Kulturzentrum Hardtberg an die Ursprünge des Gebäudes als Tanz und Veranstaltungssaal.

Auf laufstegartigen weißen Podesten warfen fünf Projektoren Filme tanzender Menschen. "Wir nahmen die Paare von unten beim Tanz durch eine Glasplatte auf. Die Stege zitieren die Architektur des Raumes", erklärte Mertes.

Einen klassischeren Kunstansatz zeigte der Bildhauer Bohdan Stachiws im Rathaus Hardtberg. In seinen von mythischen und archaischen Themen inspirierten Holz- und Steinarbeiten sucht er nach den Grenzen der Abstraktion. "Ich frage mich immer, wie viel ich weglassen kann und das Gezeigte dennoch für den Betrachter erkennbar bleibt", so der Künstler.

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