Süchtige und Ermittler sind einander bekannt

Drogenfahnder, Einsatzhunderschaft und Wache Gabi kontrollieren die Szene im Bonner Loch, am Hofgarten und Alten Zoll - "Wir wollen vor allem an die suchtfreien Dealer rankommen"

Süchtige und Ermittler sind einander bekannt
Foto: Lannert

Bonn. Ein sonniger Tag, im Bonner Loch trifft sich die Drogenszene. Zwei mit Funkgeräten ausgerüstete Drogenfahnder haben das Geschehen im Auge. Und üben sich in Geduld. Denn zunächst passiert nichts.

Dann jedoch nehmen die Beamten einen Mann in Blue Jeans und einer schwarzen Lederjacke ins Visier, der schon mehrfach mit Männern und Frauen in der Maximilianpassage verschwunden ist. Und danach Ralf (Name von der Redaktion geändert) etwas in die Hand gedrückt hat. Für die gelungene Kundenvermittlung, vermuten die Beamten, denen bekannt ist, dass Ralf seine Sucht als Vermittler finanziert.

Nach dem dritten vermuteten Deal ist es dann schließlich soweit: Per Funk werden die Kollegen, die sich im Stadtgebiet verteilt haben, informiert. Und die durchsuchen jetzt den Mann und eine potenzielle Kundin - getrennt voneinander, in der Wache Gabi.

Observieren, den Deal sehen, mit Kollegen in Funkkontakt stehen, die Käufer weiter weg kontrollieren, warten, bis der nächste Deal läuft - um festzustellen, ob es sich wirklich um einen Dealer handelt - und dann zuschlagen: Meist spielt es sich in dieser Reihenfolge ab. "Wir wollen durch unsere Arbeit Straftaten verhindern", sagt Kriminalhauptkommissar Günter Petermann.

Das Ziel der Beamten sei es nicht nur, die Konsumenten oder die Händler zu erwischen, die sich mit dem Drogenverkauf ihre Sucht finanzieren. "Wir wollen vor allem an die suchtfreien Dealer ran, die zur Gewinnmaximierung mit Drogen handeln", sagt Petermann. Die Drogenfahnder, die von Beamten der Einsatzhundertschaft und der Wache Gabi unterstützt werden, waren in den letzten Tagen sehr erfolgreich.

Die Bilanz von Mittwoch und Donnerstag: Drei 17- bis 21-Jährige, die mehrere Konsumeinheiten Marihuana ausgetauscht hatten, ein 25-Jähriger, der in der Maximilianpassage Heroin verkauft hatte, ein 31-Jähriger, der Drogen verkaufen wollte, ein Verdächtiger am Alten Zoll, der Haschisch in einem Gebüsch gebunkert hatte und ein 24-Jähriger, der in seiner Jackentasche mehrere Gramm Marihuana aufbewahrte und am Hofgarten kontrolliert wurde.

Außerdem ging den Beamten noch ein 54-jähriger Kunde ins Netz: Der fragte den mutmaßlichen Dealer nämlich im Beisein der Polizei, ob er "Gras" zu verkaufen hätte. Die meisten Abhängigen sind den Fahndern bekannt. "Umgekehrt ist es aber genauso", sagt Petermann. Das hat Vorteile für die Beamten: "Wir bekommen so natürlich auch schon mal Tipps aus der Szene, falls zum Beispiel eine Hollandfahrt ansteht."

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Das Problem: Wenn ein Süchtiger einen Polizisten erkennt, spricht sich in der Szene ganz schnell herum, dass wohl bald kontrolliert wird. "Deswegen haben unsere Observationen und Kontrollen irgendwie immer etwas Konspiratives", so Petermann.

Ein Rotationsprinzip würde nach Ansicht der Fahnder aber nichts bringen: Man muss die Gesichter und die Abläufe kennen, sagt Petermann. Es könnte sein, dass "vor den Augen von jemandem, der sich nicht auskennt, stundenlang Deals abgewickelt werden, ohne dass es demjenigen auffällt".

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