Sturm Irmela bläst 40-Tonner um

Gesperrte Nordbrücke sorgt für ein Verkehrschaos - In der Stadt knicken Bäume um, Dachziegel verletzen eine Frau

Sturm Irmela bläst 40-Tonner um
Foto: Roland Kohls

Bonn. Irmela kam heftig. Das Tiefdruckgebiet fegte mit Spitzenböen von 90 Kilometern in der Stunde über Bonn hinweg, brachte sinkende Temperaturen, Regen, Graupel und kurze Schneeschauer. Irmela blies Bäume um, Ziegel von Dächern, verwehte Ampeln und Verkehrsschilder, riss einen Lastwagen um und sorgte damit für ein Verkehrschaos in der Innenstadt und einigen Bonner Stadtteilen.

Polizei und Feuerwehr meldeten bis zum Abend rund 100 Einsätze. Ein Mensch wurde bei dem Sturm leicht verletzt. Eine Dachpfanne, die Irmela am Kaiser-Karl-Ring von einem Gebäude gefegt hatte, hatte nach Angaben von Polizeisprecherin Daniela Lindemann eine Fußgängerin gestreift.

"Es ist Chaos. Bonn ist dicht", sagte ein Beamter. Für Stunden ging nichts mehr auf den Straßen, nachdem kurz nach 13 Uhr eine heftige Windböe einen 40-Tonner aus dem Westerwald auf der Autobahn 565 erfasst hatte. Das leere Fahrzeug geriet auf der Fahrt Richtung Norden ins Schleudern und kippte auf die Seite und legte sich quer über die Fahrbahnen der Nordbrücke.

Der Fahrer (43), der keine Chance hatte, den Laster mit Anhänger auf den Rädern zu halten, hatte Glück, wie ein Polizist sagte. Der 43-Jährige blieb unverletzt. Weil der 40-Tonner die A 565 blockierte, sperrte die Polizei die Nordbrücke Richtung Beuel und leitete den Verkehr an der Anschlussstelle Auerberg auf innerstädtische Straßen.

Das Ergebnis: Im Bonner Norden, in der Innenstadt, in Endenich, Poppelsdorf und Beuel standen die Autofahrer im Dauerstau. Die Bonner Polizei versuchte zwar, den Verkehr zu regeln, "doch das ist vergebliches Löcherstopfen", sagte ein Beamter. Zumal es im Stau hier und da noch zu kleinen Auffahrunfällen gekommen sei.

Stundenlang quälten sich Autos und Busse durch die verstopften Straßen. Um 16 Uhr hatte ein Abschleppunternehmen den Lkw wieder auf die Räder gestellt und abtransportiert. Der Stau löste sich nur im Schneckentempo auf. Selbst am Abend ging es auf einigen Straßen im Stadtgebiet kaum voran. "Man ist gefangen im eigenen Auto", sagte einer. "Es geht nur zentimeterweise voran", schimpfte ein anderer.

Totalschaden gab es nach Angaben von Polizeisprecherin Daniela Lindemann am Kiefernweg. Irmela hatte einen laut Feuerwehr 20 Meter hohen Baum umgeknickt. Mit seiner ganzen Wucht kippte der Stamm auf ein geparktes Auto. Drei weitere Fahrzeuge und zwei Zäune seien von größeren Ästen beschädigt worden. Den Schaden schätzt die Polizei auf insgesamt 40 000 Euro. An der Freiherr-vom-Stein-Schule in Tannenbusch drohten Teile eines Gerüstes abzustürzen.

Weil es am Schulweg war, sperrte die Feuerwehr ihn, bis sie die Gerüstteile entfernt hatte. Auf der Kennedybrücke riss der Sturm einen Bauzaun ab, auf der B 42 am Petersberg verwehten eine Ampelanlage und eine Beschilderungstafel, so die Polizei.

Erst Pech und dann Glück dank einer kulanten Fluggesellschaft hatte die 11. Klasse des Konrad-Adenauer-Gymnasiums. Die 31 Schüler hatten durch Stau und die gesperrte A 555 ihren Flieger nach London zu einem Schüleraustausch nicht mehr erwischt.

Am Abend organisierte die Airline für die Jugendliche kostenlos noch Plätze in einer anderen Maschine, und so ging es doch noch in Großbritanniens Hauptstadt. Einige Schulen in Bonn schickten die Kinder wegen des Sturms früher nach Hause. "Es ist den Schulleitern überlassen, was sie in solchen Fällen tun", sagte ein Sprecher der städtischen Presseamtes.

Der angekündigte Schneefall kam zumindest in tieferen Lagen, nur kurz mit ein paar Flocken daher. So in Ramersdorf. "Es weihnachtet ein bisschen", sagte Lindemann. Nach 15 Minuten war die weiße Pracht allerdings verflogen. Am Wochenende soll der Schnee wiederkommen.

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