Ehemaliges Regierungviertel Straßen in Bonn nach Genscher und Schmidt benannt

Bonn · Hans-Dietrich Genscher und Helmut Schmidt prägten die Bonner Republik wie wenige. Nun wurden zwei Straßen im ehemaligen Regierungsviertel nach ihnen benannt. Bald soll auch Helmut Kohl ihnen folgen.

Zwei Straßen und ein Platz auf Bonner Stadtgebiet tragen neue Namen. Am Montagvormittag enthüllten Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) und der scheidende Bezirksbürgermeister Helmut Kollig (SPD) am Rand der Museumsmeile das neue Straßenschild der Genscherallee. Anschließend wurde am Trajektknoten an der B 9 ein provisorisches Schild für den Helmut-Schmidt-Platz vorgestellt. Die tatsächliche Beschilderung wird auf dem Kreisverkehr selbst angebracht. In Bad Godesberg wird künftig zudem mit einer nach ihm benannten Stichstraße der Ludwig-Erhard-Allee an den SPD-Politiker und Staatsrechtler Carlo Schmid erinnert.

„Das Bundesviertel ist der Ort, an dem der Wandel unserer Stadt deutlich sichtbar wird. Genscher und Schmidt gingen hier zu Bundeshauptstadtzeiten ein und aus. Sie haben die Entwicklung Bonns mit geprägt. Ihre Namen erinnern uns an diese Zeit und an das Wirken von zwei herausragenden Politikern der Bonner Republik“, sagte der Oberbürgermeister in seinem Grußwort.

Sridharan erinnerte an Hans-Dietrich Genschers Verdienste für die Deutsche Einheit und vor allem an seine bewegenden Worte im Herbst 1989 auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag. Insofern sei die Straßenbenennung im ehemaligen Regierungsviertel nur folgerichtig. Hans-Dietrich Genscher, der von 1969 bis 1992 deutscher Innen- und Außenminister und langjähriger FDP-Bundesvorsitzender war, , habe viele Jahre zu den Gestaltern der Bonner Republik gehört. „Umso passender ist es, dass die Genscherallee in unmittelbarer Nähe der ehemaligen FDP-Parteizentrale liegt. Wie kaum ein anderer steht der Name Genscher für die europäische Integration und die deutsche Einheit – und damit für die Erfolge der Bonner Republik“, so Sridharan.

„Walter-Flex-Straße“ wird durchgestrichen

Auch Kollig, der Genscher zu Zeiten der Bonner Republik bisweilen beim Friseur im alten Bundestag begegnet war, erinnerte daran, wie sehr dem in Halle geborenen Genscher trotz seiner exzessiven Reisetätigkeit das Rheinland zur Heimat geworden sei.

Der langjährige Bundesaußenminister hat deshalt den deutschen Kriegslyriker und Schriftsteller Walter Flex (1887 - 1917) als Namensträger abgelöst. Flex war nach seinen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg mit seinem nationalistischen und zugleich homoerotischen Roman „Der Wanderer zwischen beiden Welten“ ein Kultbuch für zwei Generationen Jugendlicher gelungen. Die Stadt Bonn weist darauf hin, dass neben dem neuen Straßenschild „Genscherallee“ für eine Überganszeit von einigen Monaten das bisherige Straßenschild „Walter-Flex-Straße“ mit durchgestrichenem Schriftzug stehen bleibt. Dies dient auch der leichteren Auffindbarkeit für Postzusteller oder Zulieferer.

Der technisch bislang als Trajektknoten bekannte Kreisverkehr an der B 9 erinnert nun an den im November 2015 verstorbenen Altbundeskanzler und Bonner Ehrenbürger Helmut Schmidt. Für den Hamburger sei Bonn stets seine „stille Liebe“ gewesen, sagte Sridharan.

Nächstes Jahr: Helmut-Kohl-Platz

Mit der Anschaffung der Bronzeskulptur von Henry Moore („Large Two Forms“, 1979) am Bundeskanzleramt habe Schmidt das Bonner Stadtbild zudem erheblich geprägt. Kollig empfahl den Geschichtsinteressierten zudem einen Besuch im Kanzlerbungalow, wo bis heute Schmidts kolossaler Aschenbecher und seine Schnupftabakdose an die Sturheit und Eigenwilligkeit des Norddeutschen erinnerten. Schmidt lenkte von 1974 bis 1982 von Bonn aus die Geschicke Deutschlands als Bundeskanzler. 1983 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Bonn. Schmidt hat die europäische Integration vorangetrieben und sich für die Verbesserung der deutsch-französischen Beziehungen eingesetzt.

Auch der ehemalige Platz der Vereinten Nationen an der Autobahnausfahrt der A 562 soll demnächst einen neuen Namen erhalten. In seiner kommenden Sitzung am Donnerstag, 21. September, wird der Hauptausschuss des Stadtrats über die Benennung nach dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl abstimmen. Frühestens Mitte Juni 2018, und damit ein Jahr nach dem Tod Kohls, könnte der Platz dann seinen neuen Namen tragen. Platz der Vereinten Nationen wird seit einiger Zeit die Straße vor dem World Conference Center genannt.

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